Krimis habe ich probiert, war nix. Historische Romane nun ebenfalls, war auch nix.
Mann, da will man mal Abwechslung in deine Leseliste bringen.. aber es soll wohl einfach nicht sein. 😅
„Hamburg, 1919: Das Kontor Hannemann & Tietz handelt nicht nur mit Kakao, sondern betreibt auch eine eigene Schokoladenmanufaktur. Frieda, jüngster Spross der traditionsreichen Kaufmannsfamilie, würde am liebsten ihre Tage in der Speicherstadt oder in der Schokoladenküche verbringen. Als ihr Vater sie mit dem Sohn eines befreundeten Handelspartners verheiraten will, um das Überleben der Firma zu sichern, bricht für Frieda eine Welt zusammen. Nicht nur, weil ihr Herz für einen andren schlägt. Wird es ihr gelingen, das Erbe der Familie zu retten, ohne ihre Liebe zu verraten?“(Klappentext des Buches)
Bibliografische Daten:
Titel: Die Villa an der Elbchaussee
Autor: Lena Johannson
Klappenbroschur, 433 Seiten
Aufbau Taschenbuch
978-3-7466-3444-9
Aufbau Taschenbuch
978-3-7466-3444-9
12,99€
(Quelle: Produktseite des Verlags)
Ich bin ehrlich, normalerweise meide
ich historische Liebesromane so gut ich kann. Doch da dieser sich
nicht nur mit Schokolade beschäftigt, sondern auch noch in Hamburg
spielt, wurde ich schwach und wollte ihm mal eine Chance geben, wobei
ich auch nach dem Lesen immer noch nicht weiß, ob das nun eine gute
oder schlechte Entscheidung war.
Was mir bei diesem Buch extrem gut
gefallen hat, war, das Hamburg des frühen 20. Jahrhunderts näher
kennenzulernen. Der Dialekt, der damals je nach Stand in der
Gesellschaft unterschiedlich ausgeprägt war, die Einschränkungen
durch den Krieg und generell die damaligen Verhältnisse, wie es mit
den Rechten der Frauen aussieht, all das war total interessant, vor
allem für jemanden, der gar nicht mal so weit weg davon aufgewachsen
ist. Weil ich mich aber bei weitem nicht zu den Menschen zähle, die
man als historisch begeistert bezeichnen könnte, habe ich mich am
meisten gefreut, wenn mal ein Straßenname oder eine Bahnhaltestelle
genannt wurde, mit der man auch zu heutiger Zeit noch etwas anfangen kann.
Es wird aus der Sicht der 3.
Perspektive auf Frieda, die Tochter des Schokoladenherstellers
Hannemann, erzählt. Frieda ist eine aufgeweckte, einfallsreiche
junge Frau, die so gar nichts von den Aufgaben hält, die einer Dame
zur damaligen Zeit eigentlich zugesprochen wurden. Sie will nicht nur
stillsitzen und hübsch aussehen, sie möchte sich einbringen und
selbst was erreichen, statt nur die Trophäe am Arm eines reichen
Mannes zu werden, den sie nicht mal liebt. Und dieser
fortschrittliche, fast schon rebellische Gedanke hat mich
beeindruckt, auch wenn ich zugeben muss, dass ich keine besonders
tiefe Verbindung zu ihr aufbauen konnte, dafür war mir das Setting
und die ganze Atmosphäre zu altbacken.
Teilweise haben mich nämlich die
Verhältnisse und Ansichten der vergangenen Zeit, so spannend und
fremdartig sie für mich als Leser auch gewesen sein mögen, echt
genervt. Immer dieses Untergraben und Kleinmachen der Frauen, das hat
mich höllisch aufgeregt, auch wenn es vielleicht mal so Gang und
Gebe war. Für mich ein eindeutiges Zeichen, in Zukunft wieder die
Finger von historischen Romanen zu lassen.
Wer mich ebenfalls furchtbar aufgeregt
hat, war Friedas Mutter. Eine schreckliche Figur mit ekelhaftem,
selbstsüchtigen Charakter, der man guten Gewissens unterstellen
könnte, sich nur für sich selbst und ihren guten Ruf zu
interessieren.
Trotz des angenehmen Schreibstils
musste ich beim Lesen viele Pausen einlegen, um mal wieder
runterzukommen, und hab zur Verdaulichkeit der Geschichte immer
wieder mein „New Adult“-Currently Reading eingeschoben, um einen
Genrewechsel zu haben.
Mein Fazit:
Schuster, bleib' bei deinen Leisten. Ich sollte in Zukunft wieder an meinen Romantasy-Jugendbüchern und College-Romanzen festhalten, statt Genreausflüge zu wagen, das tut meiner Gelassenheit eindeutig nicht gut. 😴
Schuster, bleib' bei deinen Leisten. Ich sollte in Zukunft wieder an meinen Romantasy-Jugendbüchern und College-Romanzen festhalten, statt Genreausflüge zu wagen, das tut meiner Gelassenheit eindeutig nicht gut. 😴
So interessant die Reise ins Hamburg
der 20er-Jahre auch gewesen sein mag, so frustrierend war sie auch,
besonders was die Hexe von Mutter und die allgemeine Sicht des
Frauenbildes angeht.
Mittelmäßig begeisterte drei von fünf Sternen gibt es von mir.
★★★☆☆