Leserunden sind immer eine fantastische Gelegenheit, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen. Leider bin ich in diesem Fall sehr spät dran gewesen und konnte daher eher mit mir selbst diskutieren, aber es hat dennoch Spaß gemacht, mal die Kommentare der anderen zu lesen! Jeder Bücherwurm, der noch nie bei der Lesejury von Bastei Lübbe vorbeigeschaut hat, sollte das UMGEHEND ändern. 😌
Bibliografische Daten:
Titel: Up All Night
Autor: April Dawson
Verlag: Lyx
Format: Paperback
Genre: Zeitgenössischer Liebesroman
405 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7363-0967-8
Ersterscheinung: 29.04.2019
(Quelle: Produktseite des Verlags)
„Der Schmerz ist immer noch da, keine
Frage. Aber was mich mehr ärgert, ist der Verrat an sich. Die
Gefühle, die Sehnsucht sind nur ein schwacher Schein, während der
Zorn lichterloh brennt.“ (aus „Up All Night“ von April Dawson)
Was für Taylor als ganz normaler Tag
beginnt, endet in einem Desaster: Sie verliert nicht nur ihren Job
und lässt sich das Auto direkt vor der Nase wegstehlen, sondern
erwischt ihren Freund am selben Abend auch noch in flagranti mit
ihrer Nachbarin. Plötzlich obdach-, job- und mutlos könnte es nicht
gelegener kommen, dass Taylor ihren Schulfreund Daniel Grant wieder
trifft, der ihr prompt einen Platz in seiner WG anbietet. Aber so süß
und charmant Dan auch ist, von Männern hat Taylor erstmal die Nase
voll und zum Glück ist Daniel ja schwul.
..Oder?
„Still Broken“ war das erste und
bis vor kurzem einzige Buch, was ich von April Dawson gelesen habe.
Leider war ich nicht besonders begeistert und daher skeptisch, was
diese Reihe betrifft, doch die Leseprobe konnte mich überzeugen und
so freute ich mich ungemein, dass ich im Rahmen einer Leserunde
diesen Titel lesen durfte.
Das Cover ist natürlich an sich schon
ein kleines Highlight. Die zarten Farben harmonieren wunderschön
miteinander und die Dächer der Stadt im Hintergrund passen auch
super dazu, sodass ich im Buchladen wohl kaum an diesem Buch vorbei
gehen könnte, ohne neugierig auf den Inhalt zu werden.
Zu lesen ist die Geschichte abwechselnd
aus der Sicht von Taylor und Daniel, welche beide aus ihrer
Ich-Perspektive erzählen. Dadurch geben sie dem Geschehen eine
persönliche Note und man fiebert mehr mit ihnen mit, als es bei
einer neutralen Perspektive der Fall gewesen wäre. Dennoch war es
teilweise auch ziemlich anstrengend, dass man die Gedanken der beiden
zu jeder Zeit verfolgen konnte, besonders die von Taylor.
Der Schreibstil ist modern und
umgangssprachlich, passend zur Leserzielgruppe, man kommt durch die
lockere und leichte Sprachweise anfangs problemlos in das Buch rein
und kann der Story gut folgen. Wenn man ein Schnellleser ist, kann
man „Up All Night“ innerhalb weniger Tage beenden, also kein Werk
mit dem man sich lange aufhält, was man von New Adult aber auch
nicht unbedingt erwarten würde.
Die Charaktere betreffend war dieses
Buch.. schwierig. Taylor, kurz Tae, hat am Anfang der Geschichte
gleich die volle Breitseite des Schicksals entgegen geschmettert
bekommen , und zu diesem Zeitpunkt war ich noch voll und ganz bei
ihr. Ich habe mit ihr gelitten, war mit ihr zerstört und habe mich
mit ihr gefreut, als Daniel sie aus ihrer Misere befreit. Doch da
hörte es dann auch auf mit der Sympathie, denn MEIN GOTT ist dieses
Ding naiv. Taylor scheint bis kurz vor Ende des Buches blind für
etwas zu sein, was außer ihr wirklich jeder, also absolut JEDER
rafft. Jeder. In der Leserunde wurde darüber diskutiert und ich kann
mich der Meinung anschließen, dass ihre ahnungslose Art ziemlich
anstrengend war und es genervt hat, wie blind sie war.
Daniel hingegen, der knuffige, teddige
(Ich liebe Neologismen!), umsichtige, gefriendzonede beste Freund von
damals, der zudem, wie von Tae geschätzte zehntausend Mal betont
wird, auch noch einen ansehnlichen Körper hat, macht sich anfangs
beim Leser direkt unbeliebt, indem er Taylor gleich bei der ersten
Begegnung ins Gesicht lügt und im Laufe des Geschehens sämtliche
Familienmitglieder und Freunde in seine Scharade mit hineinzieht.
Doch natürlich will er seine gebrochene Freundin, seine einzig wahre
Kindergartenliebe damit nur schützen, wie sollte es auch anders
sein. Schwer verdaulich und etwas gruselig, aber dennoch irgendwie
verkraftbar und fast schon süß, sodass zumindest Dan aus dem
Schneider ist, was meine schlechte Laune betrifft.
Wer Stimmung immer etwas gerettet hat,
waren Addison, die rotzig freche Schwester von Daniel sowie deren
beste Freundin Grace, ein kleiner Wirbelwind und wirklich süßer
Schatz. Über die beiden würde ich noch mehr lesen wollen und wenn
ich das richtig gesehen habe, ist tatsächlich schon ein Band über
Addy angekündigt. (*freu!*)
Abgesehen davon, dass das Buch voller
Klischees ist, was mich aber keinesfalls stört, entwickelt sich die
Beziehung der beiden Protagonisten nicht in rasend schnellem Tempo,
wie ich es gern kritisiere, sondern dieses Mal gefühlt fast
rückwärts. Irgendwann wollte man sie nur noch packen und zusammen
in einem Zimmer einsperren, bis sie endlich übereinander herfallen,
damit die Geschichte ihren gewohnten Gang bis zum nächsten Drama
weitergehen kann. Fast Dreiviertel des Buches schleichen Tae und Dan
umeinander herum, bis dahin ist die Lesergeduld dann auch
aufgebraucht.
Was mir ebenfalls ganz übel
aufgestoßen ist, sind neben zahlreichen Phrasen- und
Ausdruckswiederholungen, die hoffentlich in der finalen Version noch
einmal überarbeitet wurden, einige platte bis schon geschmacklose
oder teils auch sehr unglücklich gewählte Formulierungen, die der
Geschichte einen miesen Beigeschmack geben, den sie eigentlich gar
nicht verdient hätte.
Einige Dialoge wirken wie aus dem
Drehbuch eines dubiosen Schmuddelfilms, andere Textstellen bezüglich
behinderter Verwandten von Dan und Addy rücken Taylor in ein
schlechtes Licht, und bei einem völlig sinnfreien Telefonat von den
beiden Hauptpersonen wurde im 2-Sätze-Takt entweder gekeucht oder
geschnurrt, sodass mir nichts anderes blieb, als innerlich resigniert
mit dem Kopf zu schütteln.
Mein Fazit:
Anfangs noch vielversprechend, doch es geht stetig weiter bergab. Anstrengende Protagonisten, kaum Charakterentwicklung und viele Patzer in der Wortwahl.. da können auch die sympathischen Nebencharaktere es nicht mehr rausreißen.
Anfangs noch vielversprechend, doch es geht stetig weiter bergab. Anstrengende Protagonisten, kaum Charakterentwicklung und viele Patzer in der Wortwahl.. da können auch die sympathischen Nebencharaktere es nicht mehr rausreißen.
Ich hatte mir definitiv einiges mehr
von diesem Buch versprochen, doch nach „Still Broken“ hat mich
auch „Up All Night“ von April Dawson nicht begeistern können.
Dennoch werde ich die Reihe weiter verfolgen, für Addy. Nur für
Addy.
2,5 bzw. großzügig aufgerundete 3 von
5 Sternen
★★★☆☆