Bibliografische Angaben:
Titel: "Grund dafür sind Verzögerungen im Betriebsablauf" - Wie die Bahn uns alle irremacht
Herausgegeben von Maria Wiesner
Herausgegeben von Maria Wiesner
Erscheinungstag: 14.10.2019
Seitenanzahl: 208
ISBN/Artikelnummer: 9783959678933
(Quelle: Produktseite beim Verlag)
Fast jeder hat schon einmal erlebt, was
alles schief gehen kann, wenn man für eine Reise, und sei sie noch
so kurz, der Gnade der Deutschen Bahn ausgeliefert ist. Gerade
Pendler, zu denen auch ich zähle, können ein Lied davon singen, wie
die Bahn sie täglich aufs Neue mit den absurdesten Vorfällen
konfrontiert und die Fahrt zu einem Erlebnis macht, was man so
schnell nicht wieder vergisst.. leider selten im positiven Sinne.
Als Pendler zwischen einer kleinen
Stadt in Schleswig-Holstein und Hamburg habe ich täglich laut
Fahrplan für eine Strecke rund 50 Minuten Fahrdauer einzuplanen,
einmal morgens zur Uni hin, einmal nachmittags/abends zurück. Klingt
soweit gar nicht dramatisch, wäre es nicht mittlerweile Standard,
dass die Züge mit verringerter Wagenanzahl fahren müssen. Immer,
ständig, egal welche Tageszeit man erwischt, es stehen grundsätzlich
die Leute in den Gängen, sodass ich freiwillig auch mal eine Stunde
auf den nächsten Zug warte, um mich vorher einen Sitzplatz zu
sichern und mich zur Feierabendzeit nicht wie eine Sardine fühlen zu
müssen. Kann eigentlich kein Zustand sein, denkt man sich. Geht aber
noch viel schlimmer, denkt sich die Bahn.
In diesem kleinen aber feinen Büchlein
wurden von der Herausgeberin die schrägsten und unglaublichsten
Erfahrungsberichte von Reisenden gesammelt, bei deren Lektüre sich
überzeugte Autofahrer wahrscheinlich lobend gegenseitig mit einem
„Wir wissen halt, wie es richtig geht“ auf die Schulter klopfen
würden und sich Normalsterblichen die Fußnägel hochrollen.
Von meiner Meinung nach Jammern auf
hohem Niveau bis hin zu echten Schockern war alles dabei, aufgeteilt
in verschiedene Kapitel mit einschlägigen Überschriften wie „It's
hard to be a Pendler“ oder „Heiß und Eis – Die Sache mit dem
Wetter“. Bei all den Beschwerden gibt es zu guter Letzt auch ein
Kapitel mit erfreulichen Erfahrungen, die man leider viel zu selten
macht und mir persönlich am meisten Lesespaß bereitet haben.
Beim Lesen dieses Buches, was ich
selbstverständlich auf der Bahnfahrt getan habe, habe ich mich
endlich mal gleichzeitig so richtig verstanden gefühlt und war auf
der anderen Seite dankbar, dass ich „nur“ pendle und noch keine
längere Bahnreise angetreten habe. Dem geübten Bahnfahrer begegnen
einige bekannte Szenarien, wie zum Beispiel die unangenehmen
Sitznachbarn jeglicher Art und das unkommentierte Stehenbleiben
mitten auf der Strecke. Dinge, über die man nach einem Jahr Pendelei
längst hinweg sieht, ja, die einem sogar kaum mehr erwähnenswert
scheinen. Die richtigen Horror-Szenarien, wie zum Beispiel in einem
geschlossenen Bahnhof zu stranden, fand ich da wesentlich
interessanter und habe sie daher auch aufgesaugt wie ein Schwamm,
während ich mich grinsend gefreut habe, dass mein eigenes Gefährt
gerade mal lächerliche 10 Minuten Verspätung hatte.
Wer die Leiden der Fahrgäste so genau
wie möglich nachvollziehen möchte, ist im Vorteil, wenn er gute
Geografie-Kenntnisse besitzt, um Strecken und Entfernungen besser
einschätzen zu können. Mir ist es öfter passiert, dass ich
zwischen all den eigentlichen und tatsächlichen Abfahrtszeiten und
-orten, mit denen man stellenweise bombardiert wird, den Überblick
über das geschilderte Geschehen verloren habe, daher waren mir die
kurzen und knappen Berichte meist lieber als die detaillierten über
ganze Wochenendtrips, wobei erstere tatsächlich auch meist etwas
humorvoller und selbstironischer ausgefallen sind als die
langwierigen Leidensgeschichten.
Mein Fazit:
Sehr unterhaltsam, vor allem für Bahnfahrten empfehlenswert. Teilweise etwas verwirrend mit den gefühlt tausend Zeit- und Ortsangaben, dennoch ein lesenswertes Buch, bei dem jeder Bahnfahrer bestimmt mindestens eine Situation finden wird, in der er sich wiedererkennen kann.
Sehr unterhaltsam, vor allem für Bahnfahrten empfehlenswert. Teilweise etwas verwirrend mit den gefühlt tausend Zeit- und Ortsangaben, dennoch ein lesenswertes Buch, bei dem jeder Bahnfahrer bestimmt mindestens eine Situation finden wird, in der er sich wiedererkennen kann.
Vier von fünf Sternen gibts von mir.
★★★★☆