Titel: Cecilia - Wenn die Nebel Feuer fangen
Autor: Anna Nigra
Paperback, 488 Seiten
ISBN-13: 9783752839708
Verlag: Books on Demand
Erscheinungsdatum: 06.03.2020 (lt. BoD), 12.03.20 (lt. Lovelybooks)
(Quelle: Books on Demand) „Manchmal ist es schlimmer, geliebt zu werden, als jemanden zu hassen.
Cecilia trauert um ihren Vater. Sein Verlust liegt schwer über dem Palast von Chicagon. Ihre Schwester Marissa entfremdet sich von ihr und nicht einmal Sam scheint mit allem einverstanden, was Lia tut. Auch wenn Elias erneut Gefühle in ihr weckt, weiß sie doch - es kann nie wieder so sein, wie es war.
Und während sie versucht, mit all dem zurechtzukommen, wachsen auf der anderen Seite des Ozeans die Macht und die Gefühle eines zutiefst verletzten Königs.
Noran hat nur ein einziges Ziel vor Augen. Er will Cecilia zurück - und wird damit bald zur Gefahr für das ganze Land.
Für die ganze Welt.“
Dieses Buch ist für mich etwas
Besonderes. Es hat komplett unabhängig vom Inhalt meine Gefühle
wiederholt auf den Kopf gestellt, auf gute und schlechte Weise. Erst
hieß es, die Reihe würde vom Verlag nicht weiter fortgesetzt
werden, und es ging eine kleine Welt für mich unter, wie jedes Mal,
wenn eine Reihe mittendrin abgebrochen wird. Es gibt kaum etwas
ärgerlicheres als eine angefangene Reihe im Regal, bei der man im
schlimmsten Fall wie hier nicht mal die Möglichkeit hätte,
zumindest in der Originalsprache weiterzulesen.
ABER! Anna hat sich zur Freude aller
Fans ihrer Reihe dazu entschlossen, das Mammut-Projekt
Self-Publishing anzugehen und Band drei schließlich in Eigenregie
veröffentlicht, und dafür hat sie all meinen Respekt! Wie viel
Arbeit und Entschlossenheit dahinter stecken muss, kann ich mir
höchstens in schwarz-weiß ausmalen, aber keinesfalls in Farbe.
Daher zu Beginn einmal ein kräftiges „Danke, Anna!“ von mir.
„Wenn die Nebel Feuer fangen“ ist
der dritte Band der Cecilia-Tetralogie. Bereits zu Band 2 durfte ich
mich in einer Leserunde austauschen und habe es deshalb sehr
genossen, auch zu diesem Teil meinen Gefühlen und Gedanken zum
Gelesenen in einer kleinen Runde Luft machen zu können, und MANN!
Davon hatte ich wirklich eine Menge. Auf dieses Buch konnte ich mich
wirklich voll und ganz einlassen, bin eingetaucht in die Welt von
Lia, Elias und Noran, habe mit ihnen mitgefiebert, gekämpft,
gelitten, habe sie gehasst und geliebt, fand sie nervig, hab sie
bemitleidet und bin wegen ihnen ausgerastet, sowohl vor Freude als
auch vor Ärger. Die ganze Gefühlspalette habe ich während des
Lesens durchgeturnt und das muss ein Autor erst einmal schaffen.
Ich muss sagen, man merkt dem Buch wenn
überhaupt nur stellenweise an, dass kein Lektorat stattgefunden hat.
In diesem Band kommt der Schreibstil der Autorin prägnanter durch,
finde ich. Es ist schwer zu beschreiben, aber ich glaube, hätte ein
Lektor oder eine Lektorin drüber geschaut, wäre das Buch
gezügelter, weniger überschwänglich. Das soll nicht heißen, dass
lektorierte Bücher emotionslos und platt sind, sondern nur, dass die
Emotionen dort in Bahnen gelenkt werden, damit die Stimmung nicht
kippt und lächerlich und theatralisch statt ergreifend und bedeutsam
wirkt. Und das wiederum heißt nicht, dass ich die Emotionen in
diesem Buch nicht ernst genommen habe, keinesfalls, denn das habe
ich. Größtenteils.
An einigen Stellen fand ich es nämlich
etwas drüber, zu viele Ausrufe hintereinander, die zwar sicherlich
die Dringlichkeit und Intensität des Gesagten verdeutlichen sollen,
aber an vielen Stellen gar nicht nötig sind. Man kennt es ja, das
Sprichwort „Weniger ist mehr“. Und in diesem Fall greift es,
finde ich. Eine Figur muss nicht schreien, damit man ihr zuhört und
versteht, wie wichtig ihr etwas ist, weder im Gespräch mit jemandem
noch in ihrer Gedankenrede. Besonders nicht in ihrer Gedankenrede.
Aber das ist nur meine Meinung, viele andere sehen das vermutlich
nicht mal.
Ich gebe zu, in der Leserunde viel an
Cecilia und besonders Elias herumgemeckert zu haben. Aber so ist das
mit Figuren in Büchern, die wenigsten sind perfekt. Und die, die es
sind, sind entsprechend langweilig. Figuren müssen für mich
persönlich immer einen überzeugenden Charakter haben, man muss sie
lieben UND hassen können. Sie müssen eine nachvollziehbare Wandlung
durchmachen und Sympathie im mir wecken und das tun sie definitiv, so
gern ich Lia und ihren Loverboy gern auch mal gegen die Wand
geklatscht hätte. Elias verhält sich oft wie ein Steinzeitmensch
und Lia ist verbohrt und stur wie ein Maulesel, aber trotzdem finde
ich, sie haben sich im Verlauf der Geschichte zu besseren Versionen
von sich selbst gewandelt. Mutiger, taffer, entschlossener, einander
verbundener. Auch wenn sie ab und an echt nicht clever waren.
Wir lernen auch ein paar Neulinge
kennen, einer spezieller als der andere. Und mit speziell meine ich
wirklich speziell. Eigen, seltsam, schwierig, aber dennoch
größtenteils liebenswert.
Die interessanteste Figur ist in diesem
Buch neben meinem Liebling Fax definitiv Noran. Man lernt ihn von
einer neuen Seite kennen, einer düsteren, gefährlichen, irren
Seite, Er wird immer schwerer einzuschätzen und ich bin extrem
gespannt auf das, was er in Band 4 noch für uns bereithält.
Fax by the way ist für mich immer noch
mein Held #1. Ich habe den Teddy im zweiten Teil schon vergöttert
und habe seine kleinen Aggressionsausbrüche in diesem Buch nur noch
mehr lieben gelernt, bin regelrecht faxziniert. Nein, nicht vertippt,
ja, Wortspiel beabsichtigt.
Die Geschichte nimmt an vielen Stellen
für mich unerwartete Wendungen und hat generell ein gutes Verhältnis
von ruhigen, emotionalen zu rasanten, spannungsgeladenen Szenen. So
saß ich immer gespannt da, unwissend was mich hinter der nächsten
Seite erwartet, besonders weil Anna ein scheinbar nie zu
befriedigendes Verlangen nach Cliffhangern hat.
Mein Fazit:
Bis auf mein Problem mit den Ausrufen,
über das die meisten vermutlich verständnislos den Kopf schütteln
werden, ist das für mich ein durch und durch gelungenes Buch.
Lebendige, vielseitige Figuren, wechselnde aber durch die Bank weg
gut beschriebene und durchdachte Schauplätze, spannender Plot mit
überraschenden Wendungen, viele Emotionen, ein Traum von einem Buch!
Ich freue mich wie Bolle auf das große
Finale und bin gespannt, was Anna sich noch alles für uns ausdenkt.
Enttäusch' mich nicht, Schreiberling! ^^
4,5 von 5 Sternen gibt es von mir. ★★★★★