Bibliografische Daten:
Titel: Die Verlobten des Winters
aus der Reihe: Die Spiegelreisende
Autor: Christelle Dabos
Gelesen von: Laura Maire
Übersetzt von
Amelie Thoma
Originalverlag: Insel Verlag
Hörbuch MP3-CD (gekürzt), 2 CDs, Laufzeit: 12h 47min
ISBN: 978-3-8445-3357-6
Erschienen am 11. März 2019
(Quelle: Produktseite beim Verlag)
Klappentext:
„Unter ihrem alten Schal und hinter ihrer Brille verbirgt Ophelia zwei besondere Eigenschaften: Sie kann die Vergangenheit von Gegenständen lesen und durch Spiegel reisen. Ophelia lebt friedlich in einem Universum, das aus 21 Archen besteht, auf denen ebenso viele »Familiengeister« mit besonderen Fähigkeiten herrschen. Da eröffnet man dem jungen Mädchen, dass sie ab sofort mit Thorn vom mächtigen Klan der Drachen verlobt ist. Sie muss ihre Familie auf der Arche Anima verlassen, um ihm in die schwebenden Hauptstadt der Arche Pol zu folgen. Warum wurde ausgerechnet sie ausgewählt? Warum soll sie ihre wahre Identität verbergen? Ophelia muss sich in einem tödlichen Spiel bewähren...“
Die Verlobten des Winters kenne ich
bereits als Print. Zudem mag ich eigentlich keine Hörbücher.
Denkbar schlechte Voraussetzungen für ein Hörspiel, was mich jedoch
nicht davon abgehalten hat, mir den Inhalt durch diese Form der
Erzählung noch einmal ins Gedächtnis rufen zu wollen. Und ich muss
sagen, dass ich wirklich begeistert war!
Zunächst lobe ich einmal die Dinge,
die mir auch am Print gut gefallen haben, und das waren zum einen die
außergewöhnlichen Charaktere. Ophelia ist auf den ersten Blick ein
schüchternes Mäuschen, schreckhaft, schusselig, wirkt dauernd
desinteressiert. Doch unter ihrer Schale steckt so viel mehr. Mir war
es eine Freude, zu hören, wie sie im Laufe der Geschichte immer mehr
aufblüht, ihre Gerissenheit offenbart und aus sich herauskommt.
Ebenfalls ans Herz gewachsen ist mir ihre Tante, die sie als
Anstandsdame zum Pol begleitet, eine laute, dramatische, hysterische
Frau, der man allerdings zunehmend anmerkt, wie sehr sie sich um ihre
Nichte sorgt.
Für Überraschung sorgten bei mir
stets die Bewohner des Pols. Man weiß nie so genau, wem man trauen
kann, wer es gut mit unserer Protagonistin meint, wer ihr übel
mitspielt, wer sie austrickst. Und wenn man sich mal sicher über die
Absichten einer Figur war, dann wurde man ein paar Kapitel später
schon wieder eines besseren belehrt. Das Buch strotzt nur so vor
Machtspielchen, Intrigen und vor allem Magie, der man sich nicht
entziehen kann.
Der Erzählstil, in dem das Geschehen
berichtet wird, ist nicht gerade überschwänglich, mehr nüchtern
und ein wenig verträumt und verpeilt, passend zu Ophelia, die als
Protagonistin immer im Mittelpunkt des Erzählten steht, aber nicht
aus ihrer Ich-Perspektive spricht. Dazu kommt, dass die
Erzählerstimme, wie ich finde, wirklich perfekt gewählt wurde. Sie
klingt genauso, wie ich mir Ophelias Gedankenstimme vorstellen würde,
es war einfach ideal. Dadurch konnte man sich das Geschehen aufs
Genauste vorstellen, die Umgebung, wie Ophelia sich fühlt und was
gerade in ihrem Kopf vor sich geht.
In einigen Rezensionen habe ich
gelesen, dass Ophelia eine langweilige Figur sei, das finde ich
ehrlich gesagt überhaupt nicht. Klar, sie ist ruhig und
zurückhaltend, und manchmal wollte auch ich ihr sagen, sie solle
doch nun endlich mal den Mund aufbekommen und für sich einstehen,
aber sie hat charakterlich eine so starke Wandlung durchgemacht, dass
sie mich nachhaltig beeindruckt hat.
Sie hat so viel über sich ergehen
lassen müssen und davon das Meiste auch noch kommentarlos. Das
erfordert entweder eine Menge Desinteresse, Gutmütigkeit oder aber
enorme innere Stärke und Beherrschtheit, und ich würde Ophelia
letzteres zusprechen.
Was mich ebenfalls fasziniert hat, war
das Worldbuilding der Autorin. Die Idee der verschiedenen Archen, die
entstanden sind, als die Welt auseinander brach, finde ich großartig.
Es ist quasi eine Stufe nach dem modernen Weltbild mit den
Kontinenten, die vorhandenen Landmassen also noch zerbrochener,
allerdings spielt es vom Verhalten und der Sprachweise der Menschen
her deutlich in der Vergangenheit.
Mein Fazit:
Faszinierende Protagonistin, undurchsichtige Nebenfiguren, eine Menge überraschender Intrigen und ein spannendes Setting, wenn auch manchmal etwas langwieriger Plot. Die Sprecherin hat perfekt zu Ophelia gepasst, das setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Faszinierende Protagonistin, undurchsichtige Nebenfiguren, eine Menge überraschender Intrigen und ein spannendes Setting, wenn auch manchmal etwas langwieriger Plot. Die Sprecherin hat perfekt zu Ophelia gepasst, das setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
Dadurch, dass einige Stellen sich etwas
gezogen haben und ich mir für die Folgebände noch Luft lassen
möchte, gibt es wohlwollende 4 von 5 Sternen.
★★★★☆