Dienstag, 2. Oktober 2018

Rezension zu "Bittersüße Leidenschaft - Tears of Summer 1" (Kajsa Arnold)



Für mich als Leser etwas zu produzieren, was ich nicht mag, ist schon extrem schwer, wenn es den Genres entspricht, die ich lese. Danke im Vorfeld für dieses Leseexemplar, auch wenn ich nicht so viele gute Haare dran gelassen habe. 
Immer, wenn ich eine kritische Rezi geschrieben habe, schaue ich vor der Veröffentlichung, ob zumindest jemand anders ähnlich denkt wie ich, doch bei diesem Buch war das nicht der Fall. Die vielen positiven Rezensionen jedoch gaben für mich den Ausschlag, zu meiner Meinung zu stehen, denn es gibt immer jemanden, der ein bestimmtes Buch nicht mag, und bei mir war es eben dieses, trotz Lieblingsgenre.. schade eigentlich.

„Es geht zu schnell, ich komme überhaupt nicht mehr mit. Ich habe das Gefühl, mein Leben ist mir um die Ohren geflogen, entzweigebrochen und hat sich jetzt wieder neu zusammengesetzt.“

Summer will einfach nur mit ihrer Vergangenheit abschließen. Aus diesem Grund zieht sie aus England nach Australien zu ihrer Tante Jane und startet einen Neunfang. Alles scheint gut zu laufen, denn Jane nimmt sie herzlich bei sich auf, in der Schule findet sie Anschluss und endlich kann sie ihre Altlast abwerfen. Doch Mitch, der Sohn von Tante Janes Lebenspartner, hat scheinbar ein Problem mit der Engländerin und macht Summer das Leben schwer, wo er nur kann. Für sie eigentlich kein Grund, sich einschüchtern zu lassen, doch leider weckt der Bad Boy unerwartete Gefühle in der jungen Frau, die ihr so gar nicht in den Kram passen..

Das Cover war ein netter Blickfang, der mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die Blümchen und der schwarze Hintergrund passen gut zusammen und der Titel ist ansprechend in der Mitte drapiert. Dass man keine Gesichter oder Personen generell sieht, gefällt mir sehr gut, so sind mir New Adult-Cover am liebsten, nicht zu überladen, sondern es besticht mit Schlichtheit.

Summer und Mitch erzählen abwechselnd aus der Ich-Perspektive. Summer wirkt zunächst wie das nette Mädchen von nebenan, entsprechend vorsichtig und schüchtern reagiert sie, doch ihre Gedanken sind oft voller Humor und Sarkasmus. Bei Mitch hingegen wechselt der Schreibstil zwischen kleinlautem Bubi und großkotzigem Macho und driftet oft ins ungehobelte und vulgäre ab, was ich zumindest in den Bettszenen dieses Genres gar nicht mal so schlimm finde. Die alltäglichen Gedanken dieses 19-Jährigen haben mich aber nicht nur schockiert, sondern manchmal regelrecht angeekelt. Im Laufe des Buches hat sich das zwar gebessert, aber gleich die ersten paar Seiten aus Mitch's Sicht haben es für mich unmöglich gemacht, Sympathie zu ihm aufzubauen.

Unsere weibliche Protagonistin habe ich im Vorfeld auch etwas falsch eingeschätzt. Ich nahm an, man bekäme es mit einer schüchternen Protagonistin zu tun, gehemmt von den neuen Eindrücken in Down Under und dem Erlebnis eines Umzugs aus dem alten Leben. Allerdings kann sie auch austeilen und hat oft Humor bewiesen. Dann wäre da natürlich auch noch ihre schwere Vergangenheit, die es umso bewundernswerter macht, dass Summer zu so einer starken 17-Jährigen herangewachsen ist.
Mitch ist wie gesagt absolut nicht mein Fall. In einem Moment lässt er den großen Macker raushängen und benimmt sich ekelhaft wie sonst was und im nächsten ist er zerknirscht, beleidigt wegen irgendwas oder wird auf einmal ganz weich und emotional. In einem gewissen Maße mag das ja typisch für diese Romane sein, aber bisher war jeder, wirklich JEDER Bad Boy, der mir in den zahlreichen Büchern, die ich verschlinge, über den Weg gelaufen ist, sympathischer als Mitch.

Und nun zu meinem zweiten großen Problem neben Mitch. Summer hat in England einiges durchmachen müssen, was sich insofern bemerkbar macht, dass sie sich unsicher mit körperlichen Beziehungen ist. Alles schön und gut, und vor allem als sie Mitch zurückweist, weil ihr alles zu schnell geht, habe ich ihr innerlich für diese Entscheidung applaudiert. Doch wer nun denkt, die beiden nehmen sich Zeit, um Summer langsam ihre Angst zu nehmen, denkt falsch. Schon am nächsten Tag ist ihr Trauma wie durch Zauberhand einfach verschwunden und es geht zur Sache. Damit war jeder Respekt und jede Glaubwürdigkeit für mich leider dahin, gerade weil all dies gefühlt schon in der ersten Woche nach Summers Ankunft geschehen ist. Das von mir gewählte Zitat am Anfang der Rezi zeigt, dass Summer das Geschehene ebenfalls sehr fix vorkommt, aber langsam machen? Nee, das kommt trotzdem nicht in Frage, denn man ist ja verliebt, da darf man die Dinge überstürzen.
Im Verlauf der Geschichte kam es noch zu einigen weiteren Vorfällen, die Auswirkungen auf die Beziehung der Quasi-Cousins haben, allerdings konnten die mich nicht schockieren oder sonst wie emotional packen, da jegliche Sympathie zu den Charakteren abhanden gekommen war, sodass ich das Geschehen mehr oder weniger belächelt und einfach hingenommen habe.

Fairerweise muss ich sagen, dass das Buch mir gegen Ende wieder besser gefiel, als sich die dramatischen Ereignisse überschlagen haben. Summer leidet, und das ist natürlich, wie sollte es auch anders sein, Mitch's Schuld. Gerade der Schluss hat der Dummheit dieses Jungen die Krönung verpasst, denn er hätte solche Folgen verhindern können. Gut, vielleicht erwarte ich auch zu viel. An Summers Stelle hätte ich diesen Kerl nicht mal mit der Kneifzange angefasst, aber Liebe macht bekanntlich blind.

Mein Fazit:
Erwartet hatte ich New Adult, wie ich sie gern habe, mit Bad Boy, Mauerblümchen, vorsichtigen Annäherungen und jeder Menge Komplikationen und Missverständnissen. Letzteres bekam ich, alles andere aber leider nicht. Statt eines sexy Bad Boys bekommt man einen verzogenen, rotzigen 19-Jährigen, eine Kleine aus England mit schwieriger Vergangenheit, die aber scheinbar nicht so tiefe Wunden hinterlassen hat, wie zunächst gedacht, und eine Beziehung, die am besten schon gestern beginnt.
Leider kann ich mich den vielen positiven Meinungen nicht anschließen, und werde die Reihe vermutlich nicht weiter verfolgen, selbst wenn ich gern wüsste, wie es Summer weiterhin ergeht, und ob jemand Mitch mal An- und Verstand einprügelt. 

Leider nur zwei von fünf Sternen
★★☆☆☆