Für mich als Leser etwas zu produzieren, was ich nicht mag, ist schon extrem schwer, wenn es den Genres entspricht, die ich lese. Danke im Vorfeld für dieses Leseexemplar, auch wenn ich nicht so viele gute Haare dran gelassen habe.
Immer, wenn ich eine kritische Rezi geschrieben habe, schaue ich vor der Veröffentlichung, ob zumindest jemand anders ähnlich denkt wie ich, doch bei diesem Buch war das nicht der Fall. Die vielen positiven Rezensionen jedoch gaben für mich den Ausschlag, zu meiner Meinung zu stehen, denn es gibt immer jemanden, der ein bestimmtes Buch nicht mag, und bei mir war es eben dieses, trotz Lieblingsgenre.. schade eigentlich.
„Es geht zu schnell, ich komme
überhaupt nicht mehr mit. Ich habe das Gefühl, mein Leben ist mir
um die Ohren geflogen, entzweigebrochen und hat sich jetzt wieder neu
zusammengesetzt.“
Summer will einfach nur mit ihrer
Vergangenheit abschließen. Aus diesem Grund zieht sie aus England
nach Australien zu ihrer Tante Jane und startet einen Neunfang. Alles
scheint gut zu laufen, denn Jane nimmt sie herzlich bei sich auf, in
der Schule findet sie Anschluss und endlich kann sie ihre Altlast
abwerfen. Doch Mitch, der Sohn von Tante Janes Lebenspartner, hat
scheinbar ein Problem mit der Engländerin und macht Summer das Leben
schwer, wo er nur kann. Für sie eigentlich kein Grund, sich
einschüchtern zu lassen, doch leider weckt der Bad Boy unerwartete
Gefühle in der jungen Frau, die ihr so gar nicht in den Kram
passen..
Das Cover war ein netter Blickfang, der
mich auf das Buch aufmerksam gemacht hat. Die Blümchen und der
schwarze Hintergrund passen gut zusammen und der Titel ist
ansprechend in der Mitte drapiert. Dass man keine Gesichter oder
Personen generell sieht, gefällt mir sehr gut, so sind mir New
Adult-Cover am liebsten, nicht zu überladen, sondern es besticht mit
Schlichtheit.
Summer und Mitch erzählen abwechselnd
aus der Ich-Perspektive. Summer wirkt zunächst wie das nette Mädchen
von nebenan, entsprechend vorsichtig und schüchtern reagiert sie,
doch ihre Gedanken sind oft voller Humor und Sarkasmus. Bei Mitch
hingegen wechselt der Schreibstil zwischen kleinlautem Bubi und
großkotzigem Macho und driftet oft ins ungehobelte und vulgäre ab,
was ich zumindest in den Bettszenen dieses Genres gar nicht mal so
schlimm finde. Die alltäglichen Gedanken dieses 19-Jährigen haben
mich aber nicht nur schockiert, sondern manchmal regelrecht
angeekelt. Im Laufe des Buches hat sich das zwar gebessert, aber
gleich die ersten paar Seiten aus Mitch's Sicht haben es für mich
unmöglich gemacht, Sympathie zu ihm aufzubauen.
Unsere weibliche Protagonistin habe ich
im Vorfeld auch etwas falsch eingeschätzt. Ich nahm an, man bekäme
es mit einer schüchternen Protagonistin zu tun, gehemmt von den
neuen Eindrücken in Down Under und dem Erlebnis eines Umzugs aus dem
alten Leben. Allerdings kann sie auch austeilen und hat oft Humor
bewiesen. Dann wäre da natürlich auch noch ihre
schwere Vergangenheit, die es umso bewundernswerter macht, dass
Summer zu so einer starken 17-Jährigen herangewachsen ist.
Mitch ist wie gesagt absolut nicht mein
Fall. In einem Moment lässt er den großen Macker raushängen und
benimmt sich ekelhaft wie sonst was und im nächsten ist er
zerknirscht, beleidigt wegen irgendwas oder wird auf einmal ganz
weich und emotional. In einem gewissen Maße mag das ja typisch für
diese Romane sein, aber bisher war jeder, wirklich JEDER Bad Boy, der
mir in den zahlreichen Büchern, die ich verschlinge, über den Weg
gelaufen ist, sympathischer als Mitch.
Und nun zu meinem zweiten großen
Problem neben Mitch. Summer hat in England einiges durchmachen
müssen, was sich insofern bemerkbar macht, dass sie sich unsicher
mit körperlichen Beziehungen ist. Alles schön und gut, und vor
allem als sie Mitch zurückweist, weil ihr alles zu schnell geht,
habe ich ihr innerlich für diese Entscheidung applaudiert. Doch wer
nun denkt, die beiden nehmen sich Zeit, um Summer langsam ihre Angst
zu nehmen, denkt falsch. Schon am nächsten Tag ist ihr Trauma wie
durch Zauberhand einfach verschwunden und es geht zur Sache. Damit
war jeder Respekt und jede Glaubwürdigkeit für mich leider dahin,
gerade weil all dies gefühlt schon in der ersten Woche nach Summers
Ankunft geschehen ist. Das von mir gewählte Zitat am Anfang der Rezi
zeigt, dass Summer das Geschehene ebenfalls sehr fix vorkommt, aber
langsam machen? Nee, das kommt trotzdem nicht in Frage, denn man ist
ja verliebt, da darf man die Dinge überstürzen.
Im Verlauf der Geschichte kam es noch
zu einigen weiteren Vorfällen, die Auswirkungen auf die Beziehung
der Quasi-Cousins haben, allerdings konnten die mich nicht
schockieren oder sonst wie emotional packen, da jegliche Sympathie zu
den Charakteren abhanden gekommen war, sodass ich das Geschehen mehr
oder weniger belächelt und einfach hingenommen habe.
Fairerweise muss ich sagen, dass das
Buch mir gegen Ende wieder besser gefiel, als sich die dramatischen
Ereignisse überschlagen haben. Summer leidet, und das ist natürlich,
wie sollte es auch anders sein, Mitch's Schuld. Gerade der Schluss
hat der Dummheit dieses Jungen die Krönung verpasst, denn er hätte
solche Folgen verhindern können. Gut, vielleicht erwarte ich auch zu
viel. An Summers Stelle hätte ich diesen Kerl nicht mal mit der
Kneifzange angefasst, aber Liebe macht bekanntlich blind.
Mein Fazit:
Erwartet hatte ich New Adult, wie ich
sie gern habe, mit Bad Boy, Mauerblümchen, vorsichtigen Annäherungen
und jeder Menge Komplikationen und Missverständnissen. Letzteres
bekam ich, alles andere aber leider nicht. Statt eines sexy Bad Boys
bekommt man einen verzogenen, rotzigen 19-Jährigen, eine Kleine aus
England mit schwieriger Vergangenheit, die aber scheinbar nicht so
tiefe Wunden hinterlassen hat, wie zunächst gedacht, und eine
Beziehung, die am besten schon gestern beginnt.
Leider kann ich mich den vielen
positiven Meinungen nicht anschließen, und werde die Reihe
vermutlich nicht weiter verfolgen, selbst wenn ich gern wüsste, wie
es Summer weiterhin ergeht, und ob jemand Mitch mal An- und Verstand
einprügelt.
Leider nur zwei von fünf Sternen
★★☆☆☆
Leider nur zwei von fünf Sternen
★★☆☆☆