Donnerstag, 11. Oktober 2018

Rezension zu "Das Herz der Kämpferin" (Adrienne Young)


                                  

Dieses Buch ist kürzlich in meinem Urlaub beendet worden und hat nun eine Woche gewartet rezensiert werden zu dürfen. Und hier ist sie nun, meine Rezi, zur Abwechslung mal wieder von einem aktuellen Buch. 😎

„Ich versuchte, mich zu erinnern, wie seine Stimme damals geklungen hatte, aber es fiel mit einfach nicht mehr ein. Erinnerungen kamen mir plötzlich eher wie Träume vor, wie Momente zwischen Schlafen und Wachen.“

Die Völker der Aska und der Riki stehen seit Menschengedenken im Krieg miteinander, sie fechten die Fehde ihrer Götter alle fünf Jahre aus. Für Eelyn, die seit ihrer frühsten Kindheit zur Kämpferin ausgebildet wurde, gäbe es keinen Grund, sich mit den Riki gutzustellen, und umso schlimmer trifft es sie, als sie ihren totgeglaubten Bruder Iri wiedersieht, Seite an Seite mit ihren Feinden kämpfend. Eelyn würde sich nie zu einem solchen Verrat hinreißen lassen, nicht mal wenn ihrer aller Zukunft davon abhinge.. glaubt sie zumindest.

Die Geschichte wird ausschließlich aus der Ich-Perspektive von Eelyn erzählt, was ich etwas schade finde, da ich mir auch ein paar Einblicke in die Sicht von Fiske, einem Riki-Kämpfer, oder ihrem Bruder Iri gewünscht hätte. Das wäre bestimmt interessant gewesen und ist in den meisten Büchern ja mittlerweile auch Gang und Gebe, sodass man auch die Handlungen des männlichen Protagonisten nachvollziehen kann.
Trotz der einfachen Sprache waren alle Beschreibungen von Orten oder Geschehnissen detailliert, sodass man gut folgen und sich alles prima vorstellen konnte. Leider musste ich viele Pausen beim Lesen machen, was aber keinesfalls am Buch lag, das hätte ich nämlich am liebsten in einem Stück verschlungen.

Eelyn ist zu Beginn der Geschichte noch genau wie all ihre anderen Clan-Kameraden. Sie empfindet die Riki als ihre Feinde und ist Kämpferin aus Überzeugung, bis sie ihrem Bruder und seinem Kampfgefährten Fiske inmitten einer Schlacht der Aska und Riki begegnet. Im Laufe der Zeit macht sie eine langsame, aber stetige Meinungswandlung durch, wie ich es ähnlich auch schon in der „Gebannt“-Trilogie von Veronica Rossi oder bei „Seelen“ von Stephenie Meyer erlebt habe. So etwas liebe ich immer, wenn Feinde sich langsam schleichend einander annähern, ohne dass sie sich dessen wirklich bewusst sind, und sich schließlich einfach akzeptieren. Eelyn steht im Zwiespalt zwischen ihrer bedingungslosen Loyalität ihrem Volk gegenüber und der Rettung aller beider Völker und muss schwierige Entscheidungen treffen, da sie allerdings ein unfassbar toughes Mädchen ist, das sich fast nie unterkriegen lässt und immer die Zähne zusammen beißt, meistert sie ihre Situation mit Bravour.
Ihrem Bruder und Fiske hätte ich wie schon erwähnt gern mal in den Kopf geguckt, aber dieser Blick blieb dem Leser leider verwehrt. Es hätte dem Ganzen glaube ich noch etwas mehr Abwechslung geben können, Eelyn mal von „Außen“ sozusagen zu betrachten.

Was mich leider etwas gestört hat, waren die Worte in der Sprache, die in der Welt des Buches gesprochen wird, die nicht erklärt waren. Bei einigen habe ich ziemlich lange herumgerätselt, was sie denn nun bedeuten (bei der „Dyr“ zum Beispiel), und war teilweise echt auf dem Holzweg.
Auch das Ende war mir etwas zu abrupt, als wollte die Autorin das Buch nach dem Abfall des Spannungsbogens unbedingt in den nächsten zehn Seiten beendet haben, da wären einige detailliertere Auseinandersetzungen schon wünschenswert gewesen, anstatt alle Konflikte im Sande verlaufen zu lassen.
Außerdem musste ich an einigen Stellen, wo viel gemetzelt wurde, etwas querlesen, aber das liegt an meinem gewaltunverträglichen Gemüt und der blühenden Vorstellungskraft. Auch dass die Protagonistin zu 90% der Zeit an mindestens einer Stelle schwer verletzt und damit bewegungseingeschränkt war, fand ich doch etwas zu viel des Guten, bzw. Schlechten.

Mein Fazit:

Im Prinzip lief dieses Buch ziemlich genau wie ich es erwartet hatte, es gab keine größeren Überraschungen für mich. Dennoch habe ich es trotz kleiner Einschränkungen genossen, mit Eelyn durch ihre Welt zu ziehen, und kann eine klare Leseempfehlung aussprechen.
Ob es eine Fortsetzung geben wird, weiß ich nicht. Es wäre typisch für dieses Genre, aber das Ende lässt auf einen in sich geschlossenen Band schließen.

Vier von fünf Sternen
★★★★☆