Montag, 1. Oktober 2018

Rezension zu "I love you heißt noch lange nicht Ich liebe dich" (Cleo Leuchtenberg)



Dieses Buch habe ich über vorablesen.de entdeckt, leider nicht gewinnen können und letzten Endes ertauscht, und ich muss sagen, dass es sich wirklich gelohnt hat, dafür ein anderes Buch wegzugeben.

„ 'Ist doch der Klassiker', sagte er. 'In allen romantischen Komödien können sie sich am Anfang nicht ausstehen.' “

Eigentlich ist Lilly angehende Schauspielerin mit Hoffnung auf die große Liebe, doch als sich die Gelegenheit ergibt, die Synchronstimme der weiblichen Hauptperson eines Hollywood-Blockbusters zu werden, zögert sie nicht lange. Leider ist ihr Synchronpartner Ben alles andere als romantisch veranlagt und entsprechend schwierig ist es, die vielen Szenen einzusprechen, in denen es zwischen den Schauspielern des Films gewaltig knistert. So lange, bis es anfängt, auch zwischen Lilly und Ben zu funken...

Das Cover ist nicht gerade auffällig. Abgesehen vom Titel sieht man nichts weiter, aber durch diesen Minimalismus wirkt es modern und so ähnlich wie die Leuchtreklame vor manchen Bars oder Clubs. Mir gefällt es, weniger ist manchmal mehr.

Ben und Lilly erzählen abwechselnd aus ihrer Ich-Perspektive, als Leser nimmt man direkt am Geschehen, den Gedanken und den Gefühlen des jeweiligen Protagonisten teil. Gerade mit Lilly habe ich wirklich gelitten, ich habe sie voll und ganz verstehen können.Der jugendliche Schreibstil war dem Alter der Protagonisten nach angemessen und ich habe mich beim Lesen sehr wohl gefühlt. Die einfache Sprache hat dafür gesorgt, dass sich das Buch flüssig lesen und schnell beenden lässt.

Die Kapitel waren beim Perspektivwechsel so ähnlich wie eine Serie oder ein Film nach der Werbung aufgebaut, erst wurde das letzte, was im vorigen Kapitel passierte, teilweise wiederholt, nur eben in der anderen Perspektive, bevor die Geschichte weiterging, Das hat bei mir zu leichterem Verständnis und besserer Verknüpfung der einzelnen Abschnitte geführt, und es war auch interessant zu lesen, wie der jeweils andere die gleiche Situation gesehen und aufgenommen hat.

Lilly ist mit ihren Eltern aufgrund des Jobs ihres Vaters immer viel umgezogen von Land zu Land und hat es daher immer nicht leicht, sich zuhause zu fühlen. Vieles wird über ihren Kopf hinweg entschieden, da ihre Eltern zu wissen meinen, was das Beste für ihre Tochter ist. Die Schauspielerei ist das Einzige, bei dem Lilly zeigen kann, was sie wirklich drauf hat, und das kostet sie voll aus. Als sie die Stelle als Synchronsprecherin bekommt, verliert sie dadurch eine wichtige Freundschaft, ihre Mutter versucht ständig, sie zu verkuppeln, und Ben verhält sich ihr gegenüber zynisch und genervt. Trotz alldem bewahrt Lilly aber die Ruhe, was ich sehr bewundernswert finde, und lässt sich nicht unterkriegen, im Gegenteil. Im Laufe des Buches steht sie immer mehr für sich selbst ein, und hört auf ihr Herz, anstatt sich von allen herumschubsen zu lassen.Ben wirkt zunächst mürrisch und extrem unorganisiert, er hat Geld-Probleme und seine Familie hält seinen Job als Synchronsprecher sowieso nur für ein Hobby. Doch wie durch ein Wunder schafft er es, sich über Wasser zu halten, auch wenn er von einer Katastrophe in die nächste stolpert. Ich habe mich stets gefragt, womit er als nächstes durchkommt, und es war wirklich lustig zu lesen, wie einfallsreich er mit seinen Problemen umgeht. Für einen 18-Jährigen hat er manchmal sehr kindische Züge, im Großen und Ganzen ist er aber einfach nur ein Kerl, der dringend eine Freundin braucht, das aber selbst noch nicht kapiert hat.
Das Zitat von Ben am Anfang der Rezension spiegelt genau die Beziehung der beiden wider. Anfangs noch voller Vorurteile, im Laufe der Zeit kommen sie sich aber näher und ich finde, sie geben ein tolles Paar ab.

Die Idee hinter der Geschichte hat mich von Anfang an fasziniert. Über das Synchronisieren von Filmen oder Serien erfährt man sehr selten was, da meist die Schauspieler und nicht die Stimmen im Vordergrund stehen, umso spannender war es, mal hinter die Kulissen blicken und erfahren zu können, wie sie Arbeit in so einem Studio abläuft. Ich konnte mir dank der detailgenauen Beschreibungen alles prima vorstellen und hätte am liebsten selbst mal bei der Synchronisation eines Films vorbeigschaut.
Lillys und Bens Verhältnis ist relativ typisch für einen Liebesroman, genau wie Ben schon gesagt hat. Doch ich finde es immer wieder schön, mit anzusehen, wie die Protagonisten sich einander annähern und am Schluss feststellen, dass sie gar nicht mehr ohne den anderen können.

Mein Fazit:
Sympathische Charaktere, interessante Geschichte, wenn auch gepaart mit etwas klischeehaften zwischenmenschlichen Beziehungen. Doch das stört mich kaum, dafür war das Drumherum viel zu aufregend, also eine klare Leseempfehlung von mir.

Vier von fünf Sternen
★★★★☆