Sonntag, 12. Juli 2020

Rezension zu "Die Tribute von Panem X: Das Lied von Vogel und Schlange" (Suzanne Collins)

Bibliografische Daten:
Titel: Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange

Autor: Suzanne Collins
Gebundenes Buch, 26,00€
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7891-2002-2
Erscheinungstermin: 19.05.2020
Seiten: 608
Verlag: Oetinger Verlag
(Quelle Daten & Bild: Produktseite bei Oetinger)

Klappentext:
Ehrgeiz treibt ihn an.
Rivalität beflügelt ihn.
Aber Macht hat ihren Preis.

Es ist der Morgen der Ernte der zehnten Hungerspiele. Im Kapitol macht sich der 18-jährige Coriolanus Snow bereit, als Mentor bei den Hungerspielen zu Ruhm und Ehre zu gelangen. Die einst mächtige Familie Snow durchlebt schwere Zeiten und ihr Schicksal hängt davon ab, ob es Coriolanus gelingt, seine Konkurrenten zu übertrumpfen und auszustechen und Mentor des siegreichen Tributs zu werden.
Die Chancen stehen jedoch schlecht. Er hat die demütigende Aufgabe bekommen, ausgerechnet dem weiblichen Tribut aus dem heruntergekommenen Distrikt 12 als Mentor zur Seite zu stehen: Lucy Gray, das Mädchen im Regenbogenkleid, das zwar singen kann, aber für den Kampf ungeeignet zu sein scheint. Jede Entscheidung, die Coriolanus trifft, könnte über Erfolg oder Misserfolg seines zukünftigen Lebens entscheiden und Lucys Leben vorzeitig beenden. Es beginnt ein brutaler Kampf in der Arena, bei dem Coriolanus schnell feststellt, dass sein Schicksal untrennbar mit Lucy Grays verbunden ist.

Nachträglich veröffentlichten Prequels schaue ich generell immer kritisch entgegen. Gerade bei gehypten Reihen wie den Tributen von Panem schaue ich dann einmal genauer hin, der Gedanke der Geldmacherei liegt vermutlich bei vielen nahe. Man nutzt den Hype und presst der Geschichte mehr ab, als sie zu geben hat, das läuft schnell aus dem Ruder.
Doch bei Panem X empfinde ich das im Großen und Ganzen Gott sei Dank nicht so. Ich habe mich auf das Buch gefreut, war extrem gespannt auf Snows Hintergrundgeschichte und vor allem auf das Panem der Vergangenheit.

Im Vorfeld habe ich viel gemutmaßt, wie es sein würde, so viele Jahre in der Vergangenheit. Wie würde Panem entwickelt sein, wie steht es um die Distrikte, den Reichtum und die Lebensumstände der Menschen? Wie sahen die Hungerspiele aus, gab es schon Technik und wenn ja, wie ausgefeilt?
Ich war wirklich gespannt auf die Antworten all dieser Fragen und habe sie überraschenderweise auch alle zur Genüge beantwortet bekommen, selbst wenn einiges mich sehr unerwartet getroffen hat.

Der ein oder andere ist vielleicht skeptisch, wenn es darum geht, eine Figur zum Protagonisten zu haben, den man während der Trilogie zu hassen gelernt hat. Mir ging es zunächst ebenso und ich muss sagen, dass ich definitiv nicht mit Coriolanus sympathisiert habe. ABER, und das war es hauptsächlich, worum es mir ging, man kann seine Charakterentwicklung nachvollziehen, man merkt, warum der Mensch so ist wie er ist, man versteht seine Ecken und Kanten.

Am faszinierendsten fand ich, zu sehen, wie rückständig Panem damals noch war. Man muss sich erst mal bewusst machen, dass das Land vor gerade mal zehn Jahren einen Krieg hinter sich gebracht hat und immer noch maßgeblich an den Folgen knabbert. Die Hungerspiele sind ein Witz im Vergleich zu dem, was uns später erwartet, und man darf als Leser quasi live an der Entwicklung derer teilhaben. Man sieht, wie die Bewohner des Kapitols sich langsam aber sicher erheben, selbstbewusster werden, den Spaßfaktor der Spiele entdecken und aus dem bloßen Mahnmal des Krieges zunehmend ein kommerzielles Ereignis wird.

Der Schreibstil von Suzanne Collins hat es dem Leser leicht gemacht, in die Geschichte einzutauchen, auch wenn man sich natürlich erst einmal an den Protagonisten gewöhnen musste. Ich kam leicht und problemlos durch das Geschehen, allerdings muss ich sagen, dass mir die Story nach dem zweiten Drittel merklich entglitt und ich sie bis zum Ende auch nicht mehr richtig zu fassen bekam. Die Vorbereitung der Hungerspiele und die Durchführung dieser habe ich genossen und empfand ich als extrem spannend, alles danach allerdings hat in mir mehr Fragen aufgeworfen als beantwortet. Coriolanus ist mir immer fremder geworden und auch sein Tribut, seine Lucy Gray, konnte ich irgendwann nicht mehr richtig einschätzen.

Ich habe das Mädchen sofort ins Herz geschlossen, dieses bunte, verrückte, schwer fassbare Mädchen. Sie war so unterhaltsam, hatte einen einzigartigen Charakter, definitiv meine Lieblingsfigur, zumindest bis zum Ende der Hungerspiele. Danach wurde wie gesagt alles irgendwie.. undurchsichtig.
Auch die Beziehung zwischen Lucy Gray und Coriolanus hat mich nicht wirklich berührt, nicht überzeugt. Ich habe ihnen nicht abgenommen, was sie da gespielt oder vielleicht auch nicht gespielt haben.

Mein Fazit:
Eine nette Geschichte, die zwar Aufschluss bezüglich Snows Vergangenheit gibt, aber mich nur in Teilen überzeugen konnte. Ich hatte mir mehr erhofft.
3,5 Sternen gibt es von mir.
★★★☆☆