Freitag, 11. Januar 2019

Rezension zu "Das Geheimnis des Schlangenkönigs" (Sayantani DasGupta)

Und hier nun die letzte ausstehende Rezension zu einem gelesenen Buch aus 2018! Danke an den Carlsen Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar. 

„Und warum hatte ich eigentlich so viele Jahre verzweifelt geübt, meine Tränen zurückzuhalten?“

Zugegeben, so würde sich kein Mädchen ihren 12. Geburtstag vorstellen. Statt Geschenke gibt es ein Monster in der Küche, statt einer Party eine Entführung, und schon steckt Kiranmala inmitten der Suche nach ihren verschwundenen Eltern, begleitet und unterstützt von den indischen Prinzen Neel und Lal. Zu allem Überfluss befinden ihre Eltern sich nicht mal in der gleiche Dimension, sondern in einer, in der es vor Mysterien, Kuriositäten und Monstern nur so wimmelt. Wie soll Kiran sie da finden und retten und vor allem, wird sie in einem Stück wieder nach Hause kommen?

Meine Schwäche für Kinderbücher wird sich hoffentlich nie legen. Dieses hat mich mit seinem farbenfrohen Cover und dem Titel angelockt und der Klappentext tat dann sein übriges. Wenn ich es richtig gelesen habe, wird es auch noch eine Fortsetzung geben, ich bin gespannt, wie die aussehen wird. Denn an sich hat das Buch kein offenes Ende, was natürlich nicht heißt, dass ich nicht gern mehr über Kiran, Neel, Lal und die restlichen Charaktere lesen würde!

Erzählt wird das Buch aus der Ich-Perspektive von Kiranmala, allerdings kommt hier auch sogleich mein größter Kritikpunkt, nämlich das Alter des Mädchens. Ich bin normalerweise echt schlecht darin, das Alter von Personen zu schätzen und mir zu überlegen, wie man in dem Alter wohl so drauf ist. Aber keine der 12-Jährigen, die ich kenne, würde sich auch nur ansatzweise so verhalten wie Kiran, sie agiert eher wie eine bockige 15- oder 16-Jährige. Das Geschwärme für Neel, die Art und Weise wie sie denkt und ihr ganzes Verhalten passt nicht zu jemandem, der erst 12 geworden ist. Nicht, dass solche Mädchen nicht auch reif sein könnten, doch Kiran ist noch mal ein Stück weiter im Kopf.
Der Schreibstil ist angenehm, leicht und flüssig, man kann dem Geschehen gut folgen. Für die Jüngeren dürfte es kein Problem sein, am Ball zu bleiben, auch wenn ich nicht weiß, ob die kleineren Mädels sich so gut mit Kiran identifizieren können.

Von der Altersunstimmigkeit mal abgesehen gefällt mir Kiran. Sie ist sehr clever und bleibt immer tapfer, was angesichts der rätselhaften, neuen Dimension mit Monstern echt beeindruckend ist. Doch auch Neel hat es mir angetan, er ist wirklich süß und charmant, der wird mal ein echter Frauenschwarm. Er ist nicht auf dem Mund gefallen und kämpft, wortwörtlich, für das Gute an Kirans Seite, wohingegen sein Bruder Lal große, prinzliche Reden schwingt, geschwollen daherredet und einen eher naiven Eindruck macht, allerdings hat er mich mit seinem Unverständnis für Ironie oft zum Lachen gebracht.
Die Charaktere im Allgemeinen waren mir also sehr sympathisch, besonders die alte Rakkhosh-Dame fand ich zum schießen komisch.

An einigen Stellen war das Buch etwas verwirrend mit seinen verschiedenen Dimensionen und Welten, etwas zu abstrakt. Ich konnte mir nicht alles genau vorstellen und hege deshalb die Befürchtung, dass das für Jüngere etwas schwer verständlich sein könnte, aber vielleicht haben die auch eine bessere Fantasie und Vorstellungskraft als ich.
Der indisch-bengalische Touch des Ganzen war wunderbar. Im Anhang des Buches kann man nachlesen, auf welchen Märchen und Sagen das Geschehen aufgebaut ist, was mich persönlich sehr interessiert hat.

Mein Fazit:
Abgesehen von der genannten Altersschwierigkeit hat mir das Buch sehr gut gefallen und ich freue mich auf den nächsten Teil! Sowohl für Klein, als auch für Groß gut lesbar. 

Vier von fünf Sternen
★★★★☆