Donnerstag, 10. Januar 2019

Rezension zu "H.O.M.E. - Das Erwachen" (Eva Siegmund)

Etwas später als geplant kommt hier die Rezension zur "eiligen Novität" aus dem Dezember als erstes gelesenes Buch aus dem neuen Jahr! Dafür, dass es schon eine Weile lag, war es dann umso schneller beendet, vielleicht war da ein schlechtes Gewissen beteiligt. 😓
Danke noch mal ans Bloggerportal von Random House und den cbt Verlag für das Rezensionsexemplar!

„Wie hatte es so weit kommen können, dass man Wasser aus fernen Ländern genauso verkaufen durfte wie komatöse Söhne und Töchter?“ (S. 295 aus H.O.M.E. Von Eva Siegmund)

Zoë hat alles, was sich eine 17-Jährige nur wünschen kann. Sie besucht eine gute Schule, wo sie auf eine wichtige Mission vorbereitet wird, hat einen perfekten Freund und muss sich um nichts Sorgen machen. Bis sie eines Tages aufwacht und sich nicht mehr im Internat befindet, sondern in einem ihr fremden Krankenhaus in Berlin, wo ihr gesagt wird, sie hätte 12-Jahre im Koma gelegen. Kann es tatsächlich möglich sein, dass ihr bisheriges Leben gar nicht stattgefunden hat? Doch wie ist es möglich, dass sich alles so real angefühlt hat? Zoë muss Antworten finden und macht sich mit Kip, dem Bruder eines Jungen, der ähnliches durchmachen musste, auf die Suche nach Antworten. Doch was sie findet, ist alles andere als das, was sie erwartet hat..

Dieses Buch ist der erste Band einer mindestens zweiteiligen Reihe. Ich bin ja ein echter Reihen-Fan, vor allem was Dystopien betrifft, und diese hat mir sehr gut gefallen. Der Schauplatz, Berlin, war besonders spannend, das ist für mich sehr viel greifbarer als irgendwelche Städte in GB oder den USA, wo viele Reihen spielen, selbst wenn ich bisher nicht viel Berlin-Erfahrung vorweisen kann, und dadurch fühlte ich mich als Leser sehr viel besser eingebunden und angesprochen.

Erzählt wird aus der Ich-Perspektive von Zoë und ab und an gibt es immer mal reine Dialogeinschübe, in denen man die Pläne derjenigen verfolgen kann, die dem Mädchen nicht wohlgesonnen sind. Dadurch konnte man sich einerseits gut mit der Protagonistin auseinandersetzen, weil all ihre Gedanken leicht nachvollziehbar sind, kann aber durch die feindlichen Diskussionen vielleicht auch an der ein oder anderen Stelle schon Spekulationen anstellen, was ihr als nächstes zustoßen mag.
Der Schreibstil ist flüssig und passend für ein Jugendbuch nicht hochgradig kompliziert und verworren, sodass man leicht und locker dahinlesen kann, ohne dass man merkt, wie die Zeit vergeht. Was ebenfalls auffällt, ist, dass die Kapitelanzahl herunter- statt raufgezählt wird, wie ein Countdown. Das motiviert gerade am Ende noch mal ordentlich zum Weiterlesen und hat mir eine Nachtschicht beschert, weil ich das Buch unbedingt „noch mal eben schnell“ beenden wollte.

Zoë weist eine beeindruckende Stärke auf. Als sie von heute auf morgen aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wird und man ihr dann auch noch erzählt, sie habe eigentlich gar nicht wirklich gelebt, sondern 12 Jahre nur herumgelegen, schockt das natürlich. Doch sie rappelt sich sehr bald auf und statt sich zu bemitleiden nimmt sie die Sache selbst in die Hand und umschifft alle Schwierigkeiten und gefährlichen Situationen, die sich ihr dabei in den Weg stellen. Ich mochte die Idee der taffen, selbstbewussten Protagonistin an sich schon immer, und Zoë gefällt mir in der Rolle außerordentlich gut.

Wer mir etwas gegen den Strich geht, ist ihr Freund Jonah, mit dem sie auf der Akademie zusammen war. Er wirkt auf mich wie einer der coolen Typen, die sich für Kluges zu fein sind und in der Pause mal schnell die Hausaufgaben abschreiben wollen, denn nichts anderes macht er, und das auch noch bei seiner eigenen Freundin. Das kann auch ein charmantes Lächeln nicht ausgleichen, ich persönlich käme mir an Zoës Stelle ziemlich verarscht und ausgenutzt vor. Umso besser, dass nach ihrem Erwachen Kip auf den Schirm tritt und es langsam aber sicher zwischen ihm und Zoë zu knistern beginnt. Ich bin sehr gespannt, zu wem ihr Herz sie führt!

Dies war mal eine Dystopie der anderen Art. Der Plot war super gewählt und die dystopische Stimmung zu jeder Zeit greifbar, man leidet förmlich mit den Menschen der Zukunft mit. Die Wasserknappheit als Auslöser dieser Krise ist nicht mal sonderlich abwegig, sondern clever durchdacht, auch wenn es bis zu einem solchen Zustand der realen Welt hoffentlich noch sehr lange dauert oder aber nie kommt.
Ich erhoffe mir vom nächsten Teil, dass Zoë sich noch weiterentwickelt und die Wahrheit über die Akademie und deren Vorhaben aufdeckt, sowie einen Jungen für ihre Seite findet. Vielleicht wird die Situation der Welt ja auch wieder ein Stückchen besser, aber wir wollen mal nicht zu optimistisch sein.

Mein Fazit:
Lesenswert, auf jeden Fall. Ein spannender Plot, wer eine Dystopie in unserer Hauptstadt spielend reizend findet, darf gern zugreifen. Ich freue mich bereits auf den nächsten Teil, allzu lange dauert es ja nicht mehr und ich denke, da ist noch Luft nach oben!

Vier von fünf Sternen
★★★★☆