Man freut sich auf einen Liebesroman, der von der Qualität her an die Winston-Brothers heranreicht, bekommt aber etwas komplett anderes serviert. Danke an den LYX-Verlag und NetGalley für das Rezensionsexemplar, was mich in jeder Hinsicht überrascht hat.
„Wir waren wie Champagner und
frittiertes Hühnchen. Wir passten überhaupt nicht zusammen, und
trotzdem funktionierte es wunderbar.“
Josey Kavanagh ist Studentin, obdachlos
und hat keinen Job.. denn ihre Eltern haben sie kürzlich
rausgeworfen. Bei ihrer besten Freundin und deren Familie
unterzukommen ist allerdings keine langfristige Lösung, findet vor
allem deren Mann, sodass es wie gerufen kommt, dass sein
Rugby-Team-Kollege William Moore einen Quasi-Babysitter braucht. Die
Presse hat kürzlich sein intimstes Geheimnis enthüllt und eben
dieses muss er sich abgewöhnen, dafür braucht er Josey. Es scheint
das perfekte Arrangement, er bezahlt ihr Studium und lässt sie bei
sich wohnen, sie hat dafür ein Auge auf ihn. Doch wie soll Will sich
in Joseys Nähe zurückhalten und sich bessern, wenn sie doch selbst
die größte Versuchung darstellt?
Nach den „Winston Brothers“ war für
mich klar, dass ich von Penny Reid noch mehr lesen musste. Bis dato
wusste ich nicht, dass sie bereits an einer weiteren Reihe beteiligt
ist, nämlich der „Irish Players“-Reihe. Bei diesen Liebesromanen
ist es oft ja unerheblich, in welcher Reihenfolge man die Bücher
liest, und so vertraute ich darauf, dass das in diesem Fall auch so
sein würde. Es ist zwar ungewöhnlich, mit dem vierten Band einer
Reihe zu starten, aber es hat funktioniert, zumindest in der
Hinsicht, dass mir keine Infos zum Verständnis gefehlt haben.
Leider muss ich sagen, dass ich in
Zukunft eher nur auf Bücher zurückgreifen werde, die Penny Reid
allein verfasst hat, denn entweder war dieses Buch einfach nicht mein
Geschmack oder es lag an der Co-Autoin L. H. Cosway, dass es mir
nicht so gut gefiel.
Josey und William erzählen aus ihren
Ich-Perspektiven, was ich persönlich eigentlich sehr mag. In diesem
Fall war es aber echt komisch.. sowohl seltsam-komisch als auch
lustig-komisch. Die Gedanken der beiden sind wirklich einzigartig
gewesen, ich hatte es noch nie mit solchen Protagonisten zu tun,
näheres dazu im Folgenden.
Der Schreibstil war nichts besonderes,
weder anspruchsvoll noch verschachtelt oder sonst wie blumig oder
außergewöhnlich,sondern angenehm einfach und typisch für New
Adult. Aber gerade deswegen war es einfach, dem Geschehen zu folgen,
da die Seiten nur so dahingeflogen sind.
Nun zu den Charakteren und, ich schätze
mal, damit zur größten Überraschung der Geschichte. Beide
Protagonisten hatten unfassbar spezielle Eigenarten, die mir so noch
nie untergekommen sind. Josey ist nicht einfach nur eine
Quasselstrippe, sie ist der personifizierte Sprechdurchfall. Sie
redet und redet, quatscht alle möglichen Leute an, erzählt die
seltsamsten Details, die keiner hören will, und merkt nicht mal,
wenn sie sich damit entsprechend blamiert und einen vollkommen
schrägen Eindruck hinterlässt. Mich hat ihre Art jedes Mal
überfahren, ich bin einfach nicht mit ihr warm geworden, ebenso
wenig mit ihrem Hund und schon gar nicht mit ihrer Art und Weise zu
lachen. Ich hätte an der Stelle ihrer Mitmenschen immer das Gefühl,
man müsse in ihrer Gegenwart still sein, damit ein Gleichgewicht an
Worten im Raum herrscht, wirklich furchtbar anstrengend.
Will dagegen macht auf den ersten Blick
einen normalen, anständigen Muster-Sportler-Eindruck, jedoch hat er
ein großes Geheimnis. Eine Neigung, von der ich bisher in keiner New
Adult Geschichte gelesen habe, die man im Normalfall auch nicht in
der Öffentlichkeit herumposaunt oder überhaupt von selbst
thematisiert, wenn es nicht gerade die Presse ausgräbt. Es war mir
fast schon unangenehm, zu lesen, was er getan hat, allerdings gelobt
er ja Besserung und engagiert dafür Josey.
Alles in allem waren die beiden schon
ein nettes Paar, sie haben sich irgendwie gut ergänzt. Aber ich bin
nach wie vor nicht restlos überzeugt von ihnen.
Mein Fazit:
Das Buch war schon witzig. Schräg und
witzig und ich war immer gut im Lesefluss, aber dennoch ist der
Hintergrund der Geschichte außergewöhnlich. Das ist vielleicht
nicht jedermanns Sache, meine war es zumindest nicht, aber wenn
jemand auf der Suche nach etwas Neuem ist, dann ist er hier richtig.
Ich werde die Reihe trotz Penny Reid
aber nicht weiter verfolgen.
Verwirrte drei von fünf Sternen
★★★☆☆