Titel: Meine Augen sind hier oben
Autor: Laura Zimmermann
ISBN:
978-3-03880-040-8
Preis: 18,00€
Seiten:
336, Hardcover
Erscheinungstermin
21.08.2020
Klappentext:
Auch wenn die 15-jährige Greer nicht gern im Mittelpunkt steht, könnte sie wetten, dass andere Leute oft über sie reden. Nicht über sie als Person, nicht darüber, dass sie ein Mathe-Ass und verdammt witzig und klug ist. Sondern über ihre Brüste, die sehr groß und ihr in jeder Hinsicht im Weg sind. Beim Schulsport, beim Kleiderkauf, beim Flirten mit einem Jungen. Sie sind ihr dabei im Weg, sie selbst zu sein. Erst als sie ihr Talent für Volleyball entdeckt, Teil einer Mannschaft wird und Jackson kennenlernt, wird Greer klar: Es lohnt sich, aus dem Versteck ihres übergroßen Hoodies auszubrechen. Es lohnt sich sogar sehr!(Quelle Daten & Klappentext: Produktseite bei W1-Media)
Es ist keine Übertreibung, wenn ich
sage, dass ich noch nie so hohe Erwartungen an ein Buch hatte wie an
dieses hier. Der Klappentext, das Cover, allein der Gedanke daran,
dass ein für mich so wichtiges und persönliches Thema in einem
Jugendbuch angesprochen wird, hat mich von der ersten Sekunde an
fasziniert und enorm viele Hoffnungen geschürt. Als das Buch dann
zum Lesen bereit lag, war ich zugleich unglaublich gespannt wie auch
ängstlich, es könnte eben jenem Erwartungsdruck nicht standhalten
und meine Vorstellungen nicht erfüllen.
Es kam jedoch gänzlich anders: Meine
himmelhohen Erwartungen wurden sogar noch übertroffen. Ich weiß gar
nicht, wo ich beginnen soll, denn ich liebe wirklich jedes Quäntchen
von Greers ernster, wichtiger aber dadurch nicht weniger emotionalen
und lustigen Geschichte. Ich habe so viel gefühlt während des
Lesens, ein breites Spektrum an Emotionen durchlebt und das
Schlimmste und zugleich Beste daran ist, dass es mir teilweise so nah
gegangen ist, als sei es meine eigene Geschichte gewesen.
Ich habe getrauert und gelitten, als
sei ich diejenige, die von hämischen Kommentaren verfolgt und von
der Familie nur verschämt angeschaut und nicht unterstützt wird.
Ich habe mich gefreut und habe geschwärmt, als sei ich statt Greer
in Jackson verliebt und als würde ich mit meiner besten Freundin
über Gott und die Welt tratschen, während ich ein ganz bestimmtes
Thema doch stets zu vermeiden versuche. Und ich habe Schmerzen
gefühlt, körperliche Schmerzen, die Greer täglich plagen. Ich habe
auch sie gefühlt, als seien sie meine eigenen.
Dieses Buch hat einfach alles, was ein
gutes Buch braucht. Es hat eine Protagonistin, wie ich sie selten
authentischer erlebt habe. Greer erzählt mit so viel Gefühl, mit
Sarkasmus, einer Spur Selbstironie, aber auch ab und zu einer
bitteren, schonungslosen Ehrlichkeit, wie ich sie beim Thema Brüste
in einem Jugendbuch noch nie gesehen habe. Hier wird rein gar nichts
beschönigt und dafür liebe ich die Autorin. Ich liebe es, wie sie
es schafft, dass ich schon nach den ersten Kapiteln weinend vor ihrem
Buch gesessen habe, einfach nur, weil ich so unendlich dankbar war,
dass jemand die Wahrheit für all die jungen Mädchen da draußen
ausspricht. Dass jemand ihnen das Gefühl gibt, alles sei so, wie es
ist, in Ordnung. Es sei normal. Denn das ist es, auch wenn viele von
uns, mich eingeschlossen, das verdrängen und irgendwann ganz
vergessen.
Neben dieser wundervollen Protagonistin
hat das Buch auch eine männliche Hauptfigur, die man nicht
unterschätzen sollte. Jackson ist vielschichtiger, als es auf den
ersten Blick den Anschein hat, und ich möchte mich bei ihm dafür
entschuldigen, dass ich ihn zunächst einfach nur für einen süßen
Typen gehalten habe, für einen süßen Typen ohne viel Hintergrund.
Das ist er nicht.
Das Buch hat außerdem Nebenfiguren,
für die ich Laura Zimmermann dankbarer kaum sein könnte. Die
Freundinnen von Greer, allen voran Jessa und Maggie, sind so wertvoll
für Greers Entwicklung und ihre Sicht auf sich selbst, so
herzensgute Figuren, dass ich mir gar nicht ausmalen mag, wie das
Buch ohne sie hätte funktionieren sollen.
Alle Figuren in diesem Buch sind so
echt, so vielschichtig, so einnehmend, dass ich von der ersten Seite
gar nicht anders konnte, als ihnen restlos zu verfallen, mich ihnen
und ihrer Geschichte hinzugeben und mich vom Strom des Erzählens
mitreißen zu lassen. Ich habe mich ihnen und allen voran Greer
derart nah und verbunden gefühlt, als wäre ich selbst Teil des
Buches gewesen.
Und ich muss gestehen, dass ich auch an
einem Spin-Off über Maggie oder besonders Jessa Gefallen finden
würde.
Müsste ich mir das perfekte Buch über
Body Positivity, über Mobbing, über Selbstliebe und über
Akzeptanz, egal ob sich selbst oder andere betreffend, ausmalen, so
wäre es dieses hier. Es ist wichtig. Schlicht und einfach wichtig.
Mein Fazit:
Ich liebe dieses Buch.
Mehr kann ich nicht dazu sagen. Lest es! Egal ob Mädchen oder Frau,
ja sogar ob männlich oder weiblich, jeder Leser kann aus diesem Buch
etwas mitnehmen. Selbst wenn ich zugebe, dass die männliche Fraktion
vermutlich allein schon beim Titel eher die Nase rümpfen wird als
vor Begeisterung im Kreis zu hopsen.
Ich denke, es ist offensichtlich, aber dieses Buch bekommt volle fünf von fünf Sternen.
★★★★★