Autor: Kira Licht
Verlag: One
Verlag: One
Hardcover,
560 Seiten
Erzählendes für junge Erwachsene
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8466-0108-2
Ersterscheinung: 30.10.2020
Preis: 17,00€
Klappentext:
Wenn die 17-jährige Emilia eines liebt, dann sind es Rätsel. Als sie bei einem Museumsbesuch das sagenumwobene Voynich-Manuskript lesen kann, spürt sie, dass sie einem unglaublichen Mysterium auf der Spur ist – denn das Dokument gilt als eines der größten, nie entschlüsselten Geheimnisse der Menschheit. Dann trifft sie auf den attraktiven, aber sehr verschlossenen Goldalchemisten Ben, und die Ereignisse überschlagen sich: Emilia ist eine Nachfahrin des uralten Silberordens! Schnell gerät sie ins Kreuzfeuer rivalisierender Geheimlogen, und ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt ...(Quelle Daten, Text & Bild: Produktseite bei Bastei Lübbe)
Kaleidra hat mich schon von Beginn an
vor ein großes Rätsel gestellt, nämlich: Wie kann man sich als
Autorin derart für Chemie begeistern, dass man sie als größten
Bestandteil der Thematik für eine komplette Trilogie verwendet? Kira
Licht kann es offenbar, denn nach Göttern widmet sie sich in ihrer
neuen Trilogie den chemischen Elementen. Klingt im ersten Moment
recht abstrakt.. ist es auch.
Für mich als absoluten Chemie-Versager
war die Aussicht auf ein Buch voller elementarer Anspielungen,
Reaktionsgleichungen und Knall-Bumm-Effekten, deren Herkunft ich
nicht nachvollziehen kann, zunächst befremdlich. Ich war unsicher,
ob ein derart mit diesem Themenbereich behafteter Handlungsstrang
mich fesseln oder gar faszinieren könnte. Und ich denke auch noch
nach der Lektüre, dass andere Leser, die diesem Bereich eher
abgeneigt sind, auch an dem Buch dann weniger Freude haben könnten.
Es schreckt eventuell ab, sich mit einer derart (für einige
sicherlich und für mich auch) komplizierten Angelegenheit
konfrontiert zu sehen.
Ich denke allerdings auch, und das ist
das wichtigere, dass man, wenn man etwas über den Dingen steht und
nicht jede chemische Kleinigkeit zu verstehen und sich zu merken
versucht, eine Menge Spaß mit dem Buch haben kann. Dafür bin ich
der lebende Beweis.
Man muss sich nicht merken können,
welche Elemente miteinander reagieren, man muss kein Chemiecrack
sein, um der Handlung folgen zu können und man muss auch nicht seine
Denkmaschine übertrieben doll anstrengen, weil man sonst
irgendwelche versteckten chemischen Anspielungen übersehen könnte.
Über all das muss man sich keine Sorgen machen, die wären völlig
unbegründet. Ich kann aber dennoch jeden verstehen, der sich
trotzdem welche macht.
Ich für meinen Teil habe recht schnell
festgestellt, dass meine anfängliche Überforderung langsam aber
sicher immer mehr Erkenntnissen weicht. Und wenn man sich wie schon
gesagt nicht an Details aufhängt, kann man die Geschichte gleich
viel besser genießen, denn früher oder später ergeben auch die
noch so chemisch-kompliziert klingenden Sachverhältnisse einen Sinn.
Alles wird im Laufe der Geschichte für Laien, zu denen ja auch die
Protagonistin zählt, plausibel erklärt, selbst wenn das eine Menge,
also wirklich eine große Menge Input darstellt.
Emilia als Protagonistin ist ein
absoluter Volltreffer. Ich liebe ihrem Humor, ihren Mut, ihre
Sturheit, ihren Ehrgeiz, ihren Sarkasmus, einfach alles. Sie ist von
vorn bis hinten sympathisch, ich habe mich ihr sofort verbunden
gefühlt. Bei uns hat die Harmonie einfach gestimmt, ich konnte über
ihre Witze lachen, habe mit ihr gelitten und war mit ihr wütend.
Die Clique, mit der sie im Laufe der
Geschichte zunehmend mehr Zeit verbringt, war Balsam für meine
Seele. Emilia trifft mit dieser Truppe so herzliche und erfrischende
Menschen, ich war auf den ersten Blick hin und weg, der ein oder
andere Schnuckel hatte es mir besonders angetan.
Ben, Emilias männlicher Gegenpart, ist
eine coole Socke, auch wenn er sich ab und an etwas frostig und
klugscheißerisch gibt. Er und die Protagonistin fordern sich
andauernd gegenseitig heraus, liefern sich äußerst unterhaltsame
Wortgefechte und man kann das Knistern zwischen ihnen geradezu
greifen. Dennoch steht Romantik definitiv nicht im Vordergrund, was
mir sehr gut gefallen hat. An einigen Stellen hätte ich mir ein
paar mehr Zwischenfälle gewünscht, ab und an lief die Geschichte
einfach zu reibungslos ab. Aber das ist meckern auf hohem Niveau. Im
Großen und Ganzen war die Spannung fast immer greifbar und ich
konnte mich mühelos vom Geschehen fesseln lassen.
Das Setting Italien war einfach
traumhaft. Ich konnte die sommerliche Atmosphäre in der Geschichte
nahezu fühlen, bin gern mit Emilia durch die Straßen gestreift und
habe alles detailliert vor Augen gehabt.
Allerdings gibt es etwas, was ich so
gar nicht okay finde, und das ist das Ende. Von einer Sekunde auf die
andere brach meine heile Welt zusammen, ich stand da wie ein Ochse
und hab meinen Mund nicht mehr zugekriegt vor Entsetzen. Kira hat
leider anscheinend ein sehr liebevolles Verhältnis zu Cliffhangern,
sodass man sich bis zum nächsten Band mit diesem sehr
unbefriedigenden Ende arrangieren muss. Autoren sind alle Sadisten,
ich weiß es genau!
Mein Fazit:
Kein Highlight, aber besser als
erwartet. Man sollte sich nicht von der Chemie abschrecken lassen,
denn dahinter steckt eine sehr spannende Geschichte mit fantastischen
Figuren und einem großartigen Humor.
Vier von fünf Sternen gibt es von mir.
★★★★☆