Donnerstag, 15. Oktober 2020

Rezension zu "Rules for being a Girl" (Candace Bushnell)

Bibliografische Daten:

Titel: Rules for being a Girl
Autor: Candace Bushnell
Erscheinungstag: 22.09.2020
Seitenanzahl: 288
Altersempfehlung: 12
ISBN/Artikelnummer: 9783748800422
Preis: 15,00€

Klappentext:
Wie alle Mädchen ist Marin an ihrer Schule mit lauter ausgesprochenen und unausgesprochenen Anforderungen konfrontiert: Schminke dich, aber trag nicht zu viel Make-up. Werd nicht zu dünn, aber auch nicht zu dick. Sei witzig, aber dränge dich nicht in den Mittelpunkt … Und Marin ist gut darin, die Regeln zu befolgen. Bis ein Vorfall mit ihrem Lehrer ihr die Augen öffnet. Erstmals sieht Marin, wie ungerecht Mädchen und Frauen behandelt werden. Und sie beschließt, sich nicht länger an die Spielregeln von anderen zu halten, auch wenn das bedeutet, dass sie sich gegen ihre eigenen Freunde stellen muss. 
(Quelle Daten, Bild & Text: Produktseite bei Harper Collins)
Rules for being a Girl ist ein Buch, was mich extrem aufgeregt hat. Nicht weil es schlecht war, sondern wegen des aufwühlenden Inhalts. Ich habe während des Lesens so oft tiefe Entrüstung und gnadenlose Ungerechtigkeit empfunden wie in kaum einem anderen Buch, und das will für mich als doch recht emotionale Leserin schon was heißen.
 
Marin ist eine beeindruckende Protagonistin. Sie entwickelt sich über das Buch hinweg so enorm und das empfand ich für die vergleichsweise geringe Anzahl an Seiten schon beachtlich. Von der „normalen“ Schülerin, die sich mit den Alltagsproblemen eines Teenagers herumschlagen muss, wird sie zu einer Gerechtigkeitskämpferin im Duell gegen scheinbar übermächtige Gegner, von denen sie sich aber keineswegs unterkriegen lässt. Sie muss während des Verlaufs der Geschichte derart viele Niederlagen und Rückschläge einstecken, dass es an ein Wunder grenzt, dass sie nicht aufgibt. Ich empfinde für sie, ihren Gerechtigkeitssinn und ihren Kampfgeist eine Menge Respekt.
 
Im Buch wird ein Thema angesprochen, bei denen sicher einige die Augen verdrehen, abfällige Kommentare zum Feminismus vom Stapel lassen und sich dann etwas anderem zuwenden. Doch ich für meinen Teil wurde berührt von dem, was Marin über sich ergehen lassen muss, von dem, was sie aufdeckt und kritisiert.
Ich selbst habe bisher in meinem Umfeld noch nie derartige Erfahrungen machen müssen oder beobachten können, doch was in Marins Schule passiert, ist unter aller Sau. Zunächst noch versteckt werden die Ungerechtigkeiten nach und nach immer deutlicher und haben mich teils bestürzt, teils einfach nur wütend zurückgelassen.
 
Man konnte Marins Zwiespalt regelrecht fühlen. „Ist das meine Schuld? Bin ich verantwortlich? Habe ich was falsch verstanden?“ Und zu allem wäre die richtige Antwort ein klares Nein gewesen. Dass die entscheidenden Instanzen jedoch Ja sagen, ist zugleich der Gipfel der Unverschämtheit sowie trauriger Alltag.
 
In diesem Buch wurde authentisch und knallhart über die Differenzen zwischen Regeln für Männer und Regeln für Frauen gesprochen, es wurde aufgezeigt, wie stark man als Frau teils noch benachteiligt wird, allerdings meines Empfinden nach ohne übertrieben viel Drama und zu hoch erhobenen, belehrenden Zeigefinger. Marins Bestrebungen, den Menschen die Augen zu öffnen, waren für mich nicht zu drastisch oder gar radikal feministisch, sondern auf einem angenehm normalen und doch angemessen aufrüttelnden Level.
 
Das Ende hatte ich ehrlich gesagt ganz anders erwartet, doch ich bin zufrieden mit dem, was ich bekommen habe. Es war kein übertrieben großes Happy End, aber zu viel ist auch nicht offen geblieben, das macht es realistisch und rundet die Geschichte damit perfekt ab.
 
Mein Fazit:
Ein beeindruckendes Buch, aus dem man noch was lernen kann. Ich habe emotional richtig mitgefiebert mit Marin, selbst wenn ich mich aufgrund (Gott sei Dank) mangelnder persönlicher Erfahrung mit dem Thema nicht immer zu 100% in ihre Lage hineinversetzen konnte. 
Von mir bekommt „Rules for being a Girl“ volle 5 von 5 Sternen.
★★★★★