Titel: Sowas wie Sommer, sowas wie Glück
geschrieben von Lise Villadsen
übersetzt von Meike Blatzheim
Klappentext:
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-7512-0189-6
Erscheinungstermin: 08.03.2022
Umfang: 256 Seiten
Verlag: Oetinger
ISBN: 978-3-7512-0189-6
Erscheinungstermin: 08.03.2022
Umfang: 256 Seiten
Verlag: Oetinger
Preis (Print): 18,00€
Klappentext:
Dieser Sommer könnte für Astrid der beste ihres Lebens werden. Mit ihrem Freund Jonas will sie auf Interrail-Reise gehen und die Welt entdecken. Und dann ist da noch Kristoffer, der Junge aus der Schule, der ihren Bauch kribbeln lässt und nichts lieber will, als sie glücklich zu machen. Alles könnte so perfekt sein, aber zu Hause wartet ihre ältere Schwester Cecilie. Sie hat eine Angststörung, unter der die ganze Familie leidet. Kann Astrid für sie da sein und trotzdem ihr eigenes Leben leben?
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Oetinger)
Sowas wie Sommer, sowas wie Glück
behandelt ein schweres Thema, es geht um Angststörungen. Die
Schwester der Protagonistin leidet stark darunter, was auch merklich
das Familienleben und den Alltag beeinträchtigt. In mir hat das Buch
viele Gefühle ausgelöst, positive wie negative, aber es hat mich
tatsächlich nicht so stark bewegt, wie ich gedacht hätte, leider.
Dadurch, dass man aus Astrids Sicht
liest, hat man keinen direkten Einblick in Cecilies Ängste. Ich fand
das einerseits schade, da es sicherlich intensiv gewesen wäre, sich
in sie hineinzuversetzen, und dadurch noch mehr Verständnis für
ihre Situation zu bekommen, andererseits geht es nun mal nicht um die
Betroffene selbst, sondern um ihre Angehörigen und deren Umgang
damit, zumal man sich sowieso nicht wünschen sollte, in Cecilies
Lage zu sein bzw. sie näher einsehen zu können.
Astrid als Protagonistin war
nachvollziehbar und authentisch dargestellt. Sie war mir nicht immer
sympathisch, aber was ich sehr gut gelungen fand, war die Darstellung
des zunehmenden Zwiespalts zwischen ihren eigenen Wünschen und
Gefühlen auf der einen und dem Pflichtgefühl ihrer Schwester
gegenüber auf der anderen Seite. Man merkt, wie Astrid immer mehr
kämpft, mit sich selbst, mit der Familiensituation, wie der Drang
nach einem eigenen, selbstbestimmten Leben immer größer wird,
während Cecilie immer weiter in ihre Ängste hineinrutscht.
Was mir nicht ganz so gut gefiel, aber
wahrscheinlich leider gar nicht so weit hergeholt ist, war die
Dynamik innerhalb der Familie. Alle Verantwortung für Cecilie
lastete auf Astrids schmalen, jungen Schultern, während es so
wirkte, als seien die Eltern entweder überfordert oder
desinteressiert, gar verständnislos. Das hat mich sauer gemacht,
denn es nur weil Astrid eine Stütze für ihre große Schwester ist,
bedeutet das nicht, dass alle anderen sich aus der Affäre ziehen
sollten.
Diese Verständnislosigkeit Cecilies
Ängsten gegenüber begegnet einem nicht nur in der Familie, sondern
auch im Freundeskreis von Astrid, in der Schule, überall im Alltag.
Ich fand es teilweise echt schlimm, wie unsensibel die Menschen sich
äußern, wie schnell eine Angststörung heruntergespielt wird, weil
sie einfach nicht ernstgenommen wird. Ich kann mir aber auch hier
leider vorstellen, dass das keineswegs unrealistisch ist.
Was die Authentizität anbelangt, hat
das Buch also in allen Punkten sehr gut abgeliefert, auch wenn mich
das oft hat bitter schlucken lassen.
Mir gingen allerdings viele Figuren auf
den Keks. Bei Astrid bahnt sich eine kleine Liebesgeschichte an, die
mich leider überhaupt nicht überzeugen konnte. Kristoffer ist für
mich undurchschaubar, mal behauptet er dieses, handelt dann aber nach
jenem, heute Hü, morgen Hott. Ein stetiges Hin und Her, auch von
Astrids Seite. Sie wirkte mal völlig abgeklärt was die Beziehung zu
Kristoffer angeht, dann wiederum so naiv, dass ich ihr in den Hintern
treten könnte.
Auch Astrids Vater hat mich unheimlich
wütend gemacht, realistisches Verhalten hin oder her. Er war einfach
eine mir zutiefst unsympathische Person und hat mir das Leseerlebnis
stellenweise stark verhagelt.
Mein abschließendes Fazit fällt
gemischt aus. Die Geschichte war für mich realistisch klingend
ausgearbeitet, mit allen Höhen und Tiefen, auch wenn es mehr Tiefen
gab, was bei dem Thema aber auch kein Wunder ist. Da erwartet man
keine fröhliche Story, sondern etwas schweres. Und trotz dessen,
dass Astrid als Protagonistin so greifbar gemacht wurde, habe ich
emotional nicht richtig mit ihr mitgefiebert, und das finde ich
unheimlich schade. Ich hätte mir so gewünscht, mich mit ihr
verbinden zu können, aber die Lesenden-Figuren-Beziehung war bei mir
nur oberflächlich vorhanden. Dazu kommt, dass ich mich an einigen
Stellen wie gesagt arg geärgert habe.
Wegen der Einschränkungen gebe ich 4
von 5 Sternen, empfehle das Buch aber dennoch auf jeden Fall weiter,
denn es hat mich trotz der Kritik stark beschäftigt. Angststörungen
sind definitiv ein Thema, über das mehr aufgeklärt werden muss, und
was das angeht, leistet dieses Buch, finde ich, einen guten Beitrag.
⭐⭐⭐⭐