Titel: Blindfisch
geschrieben von Karen-Susan Fessel
ISBN: 978-3-7512-0260-2
Erscheinungstermin: 13.07.2022
Umfang: 240 Seiten
Verlag: Oetinger
Hardcover, ab 14 Jahren
Preis (Print): 18,00€
Erscheinungstermin: 13.07.2022
Umfang: 240 Seiten
Verlag: Oetinger
Hardcover, ab 14 Jahren
Preis (Print): 18,00€
Klappentext:
Lon ist sechzehn. Und Lon ist am seltenen Usher-Syndrom erkrankt, das die Augen ebenso angreift wie das Innenohr. Dass Lon schlecht hört, ist nichts Neues, aber das sich zunehmend verengende Gesichtsfeld wird zu einer echten Herausforderung. Denn Lon erzählt niemandem davon, selbst der Mutter oder dem Arzt nicht. Und auch Nelly und Oscar, Lons Freunde, ahnen nichts. Auf dem Weg in die Dunkelheit sehnt sich Lon nur nach einem: Liebe. Doch zuerst muss Lon lernen, sich selbst zu lieben.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Oetinger Verlag)
Blindfisch behandelt ein ernstes Thema,
zu dem ich bis dato noch kein anderes Buch gelesen hatte. Es geht um
Lon, kämpfend mit der Diagnose Usher-Syndrom, mit der
fortschreitende Taub- und Blindheit einhergehen. Ein Albtraum, der
für Lon wahr wird.
Angesichts dieses Themas hätte ich
gedacht, die Geschichte wird hochemotional, ergreifend, packend,
zerstörend. Dass ich weinen und mitleiden würde, dass ich mich
danach erst einmal würde sammeln müssen. Allerdings kam es leider
anders.
Der Schreibstil ist sehr
gewöhnungsbedürftig, abgehackt und zugleich aber trotzdem
persönlich, meistens leider, wenn auch nicht unerwartet, sehr
bitter. Keine "normale" Erzählung in dem Sinne, sondern
eine Aneinanderreihung von Gedankenfetzen, was ich mir manchmal den
Fluss etwas vermiest hat. Aber nach ein paar Kapiteln ging es
zumindest stilistisch bergauf.
Das Hauptproblem, weshalb bei mir keine
Gefühle aufkamen, war Lon selbst. Dadurch, dass alles verdrängt
wird und sich keine Emotionen eingestanden werden, kommt auch bei den
Lesenden nichts an. Man wartet lange auf einen, wie ich finde,
irgendwann überfälligen Gefühlsausbruch, auf eine Erkenntnis, dass
man sein Leben so nicht weiterführen kann. Dass man sich Hilfe
suchen sollte. Leider war mir durch dieses Unverständnis meinerseits
keine enge Bindung zu Lon möglich, worunter letztendlich die
Intensität und auch die Tiefe der Geschichte extrem gelitten haben.
Auch die anderen Figuren neben Lon,
seien es Familie oder Freunde, konnten bei mir nicht punkten. Die
kurzen, abgehackten Kapitel, die zwar ein schnelles Vorankommen
ermöglichen, lassen auf der anderen Seite nicht viel Platz für
ausführliche Erklärungen oder Details. Gefühlt die Hälfte der
Seiten ist halb leer, und das tut bei einem Preis von 18€ schon
extrem weh. Man hätte die freien Seiten lieber für mehr Geschichte
nutzen sollen, für mehr Gefühl, mehr Bindung, einfach mehr.
Was ich sehr gut gelungen fand, waren
Lons Beschreibungen bezüglich der schwindenden Sehkraft. Für einen
normal sehenden Menschen annähernd unvorstellbar, aber hier gut
nachvollziehbar dargestellt. Aber auch an dieser Stelle ein kleiner
Kritikpunkt, denn Lons Berichte dazu häufen sich seitenweise.
Natürlich ist es wichtig, für die Lesenden die Schwierigkeiten im
Alltag zu verdeutlichen, sie greifbar zu machen. Aber ständig zu
lesen, wie schlecht alles funktioniert und dann hinnehmen zu müssen,
dass aber von Protagonisten-Seite nichts passiert, ist frustrierend.
Mein Fazit:
Es hätte viel mehr
Potential für Gefühle und Verbindungen zu den Figuren gegeben. Die
Beziehung zu Lon blieb blass und flach, Emotionen kamen leider keine
bei mir an und auch wenn ich den Schreibstil nach etwas Gewöhnung
interessant fand und dem Geschehen gut folgen konnte, so hat diese
abgehackte Berichterstattung mit ständigen Wiederholungen bei mir
nicht gerade Begeisterung ausgelöst. Das Thema an sich finde ich
aber auf jeden Fall wichtig und ich bin dankbar für diesen Einblick.
Leider lande ich am Ende nur
bei 2,5 von von 5 Sternen.
⭐⭐,5