Titel: Wie lange dauert Traurigein?
geschrieben von Maria Farm
illustriert von Bianca Schaalburg
übersetzt von Birgitta Kicherer
ab 9 Jahren
ISBN: 978-3-7512-0226-8
Erscheinungstermin: 10.05.2022
Umfang: 128 Seiten
Verlag: Oetinger
Erscheinungstermin: 10.05.2022
Umfang: 128 Seiten
Verlag: Oetinger
Preis (Print): 10,00€
Klappentext:
Wieso ist Trauer gestreift wie ein Zebra? Wie kann es sein, dass das Leben einfach aufhört? Und wohin mit all den unbeantworteten Fragen? Jahr für Jahr verlieren unzählige Kinder einen Menschen, der ihnen nahesteht. Als erfahrene Kinderpsychologin weiß Maria Farm, was Kinder in solchen Momenten fühlen und wie sie den Umgang mit Ängsten, Wut und Unsicherheit lernen können. Ein berührendes und einfühlsames Buch für schwere Zeiten, das trotz allem Hoffnung spendet.(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Oetinger Verlag)
Wie lange dauert Traurigsein? Das ist
eine Frage, die sich wahrscheinlich alle, die schon mal einen Verlust
erlitten haben, stellen werden, mich eingeschlossen. Besonders für
Kinder, die bereits in jungen Jahren geliebte Personen an den Tod
verlieren, ist es schwer, damit umzugehen, und genau hier greift das
Buch von Maria Farm.
In verschiedenen Abschnitten wird
aufgeschlüsselt, was Trauer eigentlich ist, was der Tod eigentlich
ist, wie genau Trauer funktioniert, wie und wann es besser wird, und
was man tun kann, wenn es nicht besser werden sollte.
Kindgerecht und die Lesenden immer
wieder adressierend arbeitet die Autorin sich langsam durch diese
Themen und dabei steht stets im Fokus, dass den Kindern vermittelt
wird, ihre Gefühle seien richtig und nachvollziehbar. Es wird wieder
und wieder betont, wie du dich fühlst, ist okay. Du darfst dich so
fühlen, das ist ganz normal. Das fand ich einen der wichtigsten
Aspekte des Buches, dass den Lesenden vermittelt wird, sie sind
erstens nicht allein und zweitens ganz normal.
Dann mochte ich, dass zur Stützung des
Textes viel mit dem Layout und Illustrationen gespielt wurde. Das
verleiht dem Buch wesentlich mehr Lebendigkeit als nur ein stumpfer
Fließtext und hat dafür gesorgt, dass ich auch mal ein paar Seiten
mehr gelesen habe, als eigentlich geplant war. Anschauliche Metaphern
und Bildnisse komplettieren den perfekt für Kinder geeigneten Stil.
Aber nicht nur die Jüngeren, auch Eltern können hier noch was
lernen, sei es entweder über den besseren Umgang mit der Trauer des
Kindes, oder sogar über die eigene.
Was mich trotz all dieser schönen,
positiven Aspekte leider massiv gestört hat, war, dass, obwohl das
Buch in Titel und Klappentext als allgemein vermarktet wird, hier
sehr stark auf den Tod von Eltern und Geschwistern gepocht wird.
Immer wieder wird dem Kind gesagt „Wenn deine Mutter oder dein
Vater..“, „Wenn deine Geschwister..“, und das fand ich unschön
gelöst.
Mit Sicherheit ist der Tod eines so
direkten Familienmitgliedes stark traumatisierend für ein Kind. Aber
rein von der natürlichen Gegebenheit her wäre es wahrscheinlicher,
dass ein Kind zuerst einen Großelternteil verliert, und das wird
hier zwei-, vielleicht dreimal erwähnt. Es wird nie direkt Bezug auf
einem solchen Todesfall genommen, und das finde ich zum einen aus
emotionalen, ganz persönlichen Gründen schade, aber auch, weil ich
annahm, dies sei eine übergreifende „Traueranleitung“, ohne so
spezielle Bezugnahmen.
Meiner Meinung (und Erwartung) nach,
hätte man entweder allgemeiner formulieren oder aber mehr Fälle
bearbeiten sollen, wobei letzteres beinahe unmöglich ist. Jede*r hat
andere Beziehungen, manche stehen vielleicht engen Freunden viel
näher als einem Elternteil, manche einer Tante siebten Grades näher
als der eigenen Schwester, überspitzt gesagt.
Ebenso wie mit den Verstorbenen
verhält es sich mit den Todesfällen. Es werden viele Arten von Tod
thematisiert, doch ich habe mich in dieser Auflistung nicht
wiedergefunden. Gerade spezielle Fälle wie Suizid sind hier gut und
richtig aufgehoben, für Kinder sicherlich sehr schwer zu verstehen
und zu verarbeiten. Aber einen überraschenden, schnellen Tod, der
nicht mit Gewalt oder Unfällen zu tun hat, sondern vielleicht einem
Herzinfarkt oder einer anderen gesundheitlichen Ursache, sucht man
hier vergeblich. Das vermittelte mir ein wenig das Bild, wenn jemand
nicht umgebracht wird oder Teil eines Unfalls ist, bleibt nur noch
das Dahinsiechen im Krankenhaus. Auch hier bin ich wahrscheinlich zu
persönlich unterwegs, aber damit müsst ihr jetzt bitte einfach mal
leben.
Alles in allem ist das Buch sicherlich
wichtig und hilfreich, schließlich funktionieren Trauer und deren
Verarbeitung in ihren Grundzügen immer ähnlich. Aber ich finde die
ständige, spezielle Bezugnahme auf den Tod von Eltern und
Geschwistern einfach nicht gut. Meiner Meinung nach hätte man dann
die Zielgruppe genauer formulieren können und sollen.
⭐⭐⭐