Titel: Dunkelnacht
Autor: Kirsten Boie
Klappentext:
Autor: Kirsten Boie
Altersempfehlung: ab 15 Jahren
ISBN: 978-3-7512-0053-0
Erscheinungstermin: 06.02.2021
Seiten: 112
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
ISBN: 978-3-7512-0053-0
Erscheinungstermin: 06.02.2021
Seiten: 112
Verlag: Verlag Friedrich Oetinger
Preis (Print): 13,00€
Klappentext:
April, 1945. Alle spüren, dass der Krieg und die fürchterliche Ideologie der Nationalsozialisten kurz vor dem Ende stehen. Doch in der Nacht vom 28. auf den 29. April 1945, zwei Tage vor Hitlers Selbstmord, ereignet sich das dunkelste Kapitel der damals noch jungen Stadt Penzberg in Bayern. Denn während der einst von den Nazis abgesetzte Bürgermeister zurück ins Rathaus zieht, erlässt die Wehrmacht den Befehl, alle Widerständler sofort hinzurichten. Und zwischen allen Fronten stehen die Jugendlichen Marie, Schorsch und Gustl.(Quelle Daten, Text & Bild: Produktseite bei Oetinger)
Dunkelnacht ist ein Buch, was mich auf
vielerlei Ebenen überrascht hat. Zunächst mit seiner Größe und
dem Umfang, dann mit seinem Schreibstil und zuletzt mit seiner
unaufdringlichen, aber wichtigen Mahnung im Gedenken an vergangene
Zeiten. Ich hatte im Vorfeld ein lockeres Jugendbuch erwartet,
zumindest in dem Maße, wie man das Thema Nationalsozialismus halt
locker verpacken kann. Zwar vergleichsweise ungeschönt, aber nicht
in aller Detailtreue. Eindringlich, aber trotzdem leise.
Ungeschönt war an diesem Buch jedoch
nichts und das hat mir gefallen. Man bekommt keine blutigen Taten
Schritt für Schritt aufgedröselt, aber das Grauen und der Schrecken
sind zu jedem Zeitpunkt greifbar.
Die Stimmung in der Erzählung hat
Kirsten Boie perfekt eingefangen und wiedergegeben. Man kann die
Verzweiflung und den Drang nach Hoffnung und Frieden in den Menschen
spüren, ihre Unsicherheit, ob und wann es vorbei sein wird. Die
Verwirrung, dieses „Wäre es jetzt tatsächlich vorbei, wäre es
viel zu schön um wahr zu sein“.
Man bangt mit den Menschen, man ist
misstrauisch, man duckt sich, um auch ja niemandes Aufmerksamkeit zu
erregen, sonst merkt womöglich noch jemand, was sich hinter den
eigenen geschlossenen Gardinen tut. Ich habe all das auf den wenigen
Seiten gespürt, und das will schon was heißen, wenn ein
Schreiberling es schafft, auf dem Bruchteil der Länge eines
„normalen“ Buches mindestens genauso viele Emotionen zu erzeugen.
Die Erzählung findet aus der Sicht
eines übergeordneten Erzählers statt, mit dem Blick auf viele
verschiedene Figuren. Im Mittelpunkt stehen die drei Jugendlichen
Schorsch, Marie und Gustl, doch es kommen auch Erwachsene zu Wort.
Mich hat es besonders fasziniert, was für eine breite Palette an
Meinungen und Einsichten bei der Erzählung geschildert werden. Wir
sehen nicht nur die rebellische Perspektive der Menschen, die das
erhoffte Eintreffen der Amerikaner begrüßen, sondern auch die
regimetreuen Soldaten und Unterstützer des Führers. Das hat nicht
nur für Abwechslung gesorgt, sondern auch ein besseres Verständnis
für die damaligen Verhältnisse ermöglicht.
Mir gefiel es, dass jedes Kapitel mit
den Namen der teilnehmenden Figuren eingeleitet wurde. Denn auch wenn
man schon einen feinen Draht zu dem ein oder anderen hat, allein an
der Erzählung hätte ich bei der knappen Kennenlernzeit
wahrscheinlich nicht immer fehlerfrei zuordnen können, um wen es
gerade geht.
Der Schreibstil hat es mir anfangs
nicht gerade leicht gemacht. Er ist ungewöhnlich, wenngleich er
authentisch scheint und einen wirksam in die damalige Zeit
zurückversetzt. Nach einigen Kapiteln hatte ich mich auch an ihn
gewöhnt und konnte so immer tiefer in die Ereignisse eintauchen. Ab
und an werden auch kleine Ausblicke in die Zukunft nach der Mordnacht
gemacht, diese haben das Geschehen zusätzlich anschaulich gestützt
und die Echtheit des Ganzen demonstriert.
Das Buch hat mir ein flaues Gefühl im
Magen bereitet, dass auch danach noch lange anhielt. Sicherlich gab
es im ganzen Land ähnliche Vorkommnisse, doch zu wissen, dass das
genauso wie beschrieben auch geschah und durch die Erzählung noch
mal dabei zu sein, hat einen nachdenklich und traurig gestimmt.
Man weiß im Großen und Ganzen um die
deutsche Geschichte. Man weiß, dass vielen Menschen großes Unrecht
getan wurde, dass blind Leben des eigenen Volkes genommen wurden,
einfach um die Übermacht zu demonstrieren und Gehorsam zu erzwingen.
Doch das sozusagen mit eigenen Augen authentisch und realistisch zu
lesen und zu rekapitulieren, lässt einen schlucken. Macht das Ganze
noch echter, bringt es einem noch näher, erschüttert einen
zutiefst.
Mein Fazit:
Für Jugendliche wird das harter Tobak, aber mir persönlich hat es ein Stück deutsche Geschichte auf eindringliche Weise noch näher gebracht. Es regt zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit der Vergangenheit an, es appelliert an die eigene Menschlichkeit und öffnet Augen an Stellen, wo sie längst nicht mehr verschlossen sein sollten. „Wichtig“ ist das Wort, was es wohl am besten beschreibt.
Für Jugendliche wird das harter Tobak, aber mir persönlich hat es ein Stück deutsche Geschichte auf eindringliche Weise noch näher gebracht. Es regt zum Nachdenken und zum Auseinandersetzen mit der Vergangenheit an, es appelliert an die eigene Menschlichkeit und öffnet Augen an Stellen, wo sie längst nicht mehr verschlossen sein sollten. „Wichtig“ ist das Wort, was es wohl am besten beschreibt.
Fünf von fünf Sternen gibt es von
mir.
⭐⭐⭐⭐⭐