Titel: In unserem Universum sind wir unendlich
geschrieben von Sarah Sprinz
geschrieben von Sarah Sprinz
Ab 14 Jahren
432 Seiten
138 x 220 mm, Hardcover
Erschienen am:
27.07.2022
ISBN: 978-3-522-20278-7
Preis (Print): 16,00€
Klappentext:
Emil wird sterben. Es ist das Erste, was Ansel über ihn erfährt, als er ihn bei seinem Praktikum auf der Intensivstation kennenlernt. Eine Tatsache, die sich nur zu leicht ignorieren lässt, während sich die beiden Hals über Kopf ineinander verlieben und sich in ihrem gemeinsamen Universum verlieren. Da zählt nur noch Emils Wunsch, den Ansel erfüllen möchte: einen Roadtrip bis nach Schottland. Auf dieser Reise wächst Ansel über sich hinaus und ist schließlich doch kein bisschen bereit für das Unausweichliche ...
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Thienemann-Esslinger)
Vor einiger Zeit noch hätte ich mich
als „nahe am Wasser gebaut“ bezeichnet und in vielerlei Hinsicht
stimmt das auch. Doch bei Büchern bin ich mittlerweile
vergleichsweise abgestumpft. Es braucht schon mehr als eine halbwegs
traurige Szene, um meine Emotionen überlaufen zu lassen, doch Sarah
Sprinz hat es geschafft, mich mit ihrem Buch dazu zu bringen, zu
heulen wie ein kleines Kind, dem man seinen Lieblingsteddy
weggenommen hat. Ich brauchte erstmal etwas, um mich zu sammeln, doch
dass das hier eine fast-5-Sterne-Rezension wird, das war mir schon
während des Lesens klar.
Ansel und Emil haben mich von der
ersten Seite an eingenommen und am Ende völlig fertig wieder
entlassen. Ich habe die beiden so geliebt, ihre Dynamik, die
Gespräche, die Gefühle, sie beide als Figuren. Der schüchterne
Ansel, der im Laufe der Zeit lernt, für sich selbst einzustehen, und
Emil, der trotz seiner Diagnose eine Lebensfreude und eine Wärme
ausstrahlt, die selbst ich als kerngesunder Mensch oft nicht
aufbringen kann. Die zwei ergänzen sich perfekt, stärken sich
gegenseitig den Rücken, sind der Fels des anderen. Ihre
Liebesgeschichte hat mich tief berührt und auch wenn in puncto Plot
auf jeden Fall nicht das Rad neu erfunden wurde und die Parallelen zu
„Das Schicksal ist ein mieser Verräter“ offensichtlich sind, hat
mich das erstaunlicherweise nicht gestört.
Was ich etwas schade fand, ist, dass
recht viel Queerfeindlichkeit im Bekanntenkreis von Ansel
reproduziert wird, auch wenn er sich dagegen wehrt. Es hätte, finde
ich, einfach nicht Not getan und zieht zudem die Stimmung des Buches
in eine andere Richtung, als „nur“ die Traurigkeit wegen Emils
Diagnose abzubilden. Zudem hätte ich eine Triggerwarnung angemessen
gefunden.
Der Road Trip der zwei Jungs war eine
Achterbahnfahrt der Gefühle. Ich hatte die ganze Zeit diesen Stein
im Magen, weil man genau weiß, das kann nicht komplett gut gehen. Es
wird Hürden und Stolpersteine geben, wenn sie es denn überhaupt
schaffen, das Projekt zu beenden, dachte ich mir, und genau das habe
ich auch bekommen. Hürden, Stolpersteine, Tränen, Lachen, wieder
ganz, ganz viele Tränen und Schmerz. Ich war aufgelöst in Trauer,
doch das Ende wiederum ist erstaunlich hoffnungsvoll. Es gibt ein
Licht am Ende des Tunnels und die Lesenden werden, nachdem sie das
Herz in kleine Teile zerbröselt bekommen, liebevoll mit Handfeger
und Schaufel ausgestattet, um die Überreste aufkehren und wieder
notdürftig verkleben zu können.
Mein Fazit:
Ich wünschte so sehr,
ich könnte das Buch uneingeschränkt mit vollen 5 von 5 Sternen
weiterempfehlen, denn über weite Strecken hat es mich unheimlich
berührt, aber die Punkte Queerfeindlichkeit und Trigger waren mir zu
wichtig, als dass ich sie hätte unkommentiert lassen können. Daher
werden es angeknackste 4,5 von 5 Sternen, die dennoch mit einer
eindringlichen Leseempfehlung meinerseits einhergehen.
⭐⭐⭐⭐,5