Titel: Mein letzter Livestream - und alle schauen zu
Untertitel:
Roman über Mobbing und Bodyshaming ab 14
geschrieben von Erin Jade Lange
übersetzt von Uwe-Michael Gutzschhahn
Alter ab:
14 Jahre
Seitenzahl:
336
Abmessungen:
20.6 cm / 13.7 cm / 3.21 cm
Einbandart:
Klappenbroschur
Ausstattung: Mit UV-Lackierung auf dem Cover. Mit bedruckten Innenklappen
Preis:
15,00 € [D], 15,50 € [AT]
Erscheinungstermin:
14. Juli 2022
ISBN:
978-3-401-60715-3
Klappentext:
Der dicke Außenseiter «BUTTER» will seinen Mobbern eins auswischen. Sein Plan: sich in einem Livestream zu Tode essen.Als Butter den Entschluss online ankündigt, erwartet er Entrüstung oder Mitleid. Aber das Gegenteil passiert: Seine Mitschüler*innen und Mobber sind von seinem Plan begeistert und feiern ihn wie einen Helden.Zum ersten Mal in seinem Leben hat Butter das Gefühl, wirklich dazuzugehören. Doch sein Todesdatum rückt immer näher und wenn er die Sache nicht durchzieht, verliert er alles, was plötzlich zum Greifen nahe scheint …
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Arena Verlag)
Mein letzter Livestream ist ein Buch,
über dessen Schwere man sich im Vorfeld unbedingt im Klaren sein
sollte. Es geht nicht nur um Suizidgedanken, sondern auch um die
Planung der konkreten Umsetzung, wie aus dem Klappentext schon
hervorgeht. Bitte bedenkt das, bevor ihr zu der Geschichte greift und
passt währenddessen auf euch auf.
Butter und ich hatte eine interessante
Reise zusammen. Ich muss gestehen, dass ich bis zum letzten Viertel
oft nicht wirklich wusste, was ich von ihm, seinen Gedanken und
seinem Handeln halten soll, da alles irgendwie wirkte, als würde es
nicht so richtig zusammenpassen. Doch am Ende ergab es rückblickend
Sinn und nahm mich dann umso intensiver für sich ein, dass ich
beinahe vergaß, was mich im Vorfeld überhaupt gestört hatte.
Ich werde versuchen, das noch näher zu
erläutern, möglichst ohne zu spoilern. Butter hat genug davon, er
selbst in seinem übergewichtigen Körper zu sein, und möchte dem
öffentlich ein Ende setzen. Dass auf dieses Vorhaben mit
Begeisterung seitens seiner Mitschüler reagiert wird, kann und
möchte ich mir ausschließlich damit erklären, dass keiner seinen
Behauptungen Glauben schenkt und lediglich die Geste spannend findet,
was ich aber fast genauso schlimm finde wie den Gedanken daran, dass
sie ihm doch glauben könnten und es feiern, anstatt jemand
Erwachsenen darüber zu benachrichtigen.
Butter hingegen wirkt oft so, als
schwanke er in seiner Entschlossenheit, oder viel mehr, als wolle er
gar nicht, dass ihm jemand glaubt. Auf den ersten Blick wirkte das
sehr sprunghaft und nicht nachvollziehbar auf mich. Allerdings könnte
man das damit erklären, dass wenn ihm jemand glaubte, eine Meldung
an Lehrer, Eltern oder Polizei ihm einen Strich durch die Rechnung
machen könnte und Butter das verhindern möchte.
Ihr merkt, es war ein Auf und Ab der
Gefühle, ein stetiges „Macht er es? Oder macht er es nicht?“,
was sich durch das Buch zieht und mir bis zuletzt wirklich ein Rätsel
aufgab. Ich habe mitgefiebert, gegrübelt, gebangt und hätte Butter
abwechselnd gern schützend in den Arm genommen und ihn geschüttelt
für seine Pläne. Mir lag das Buch noch lange nach dem Beenden im
Magen, ich habe viel darüber nachgedacht. Über Butter, wie er sich
gefühlt hat, über mich selbst, über seine Mitschüler, über seine
Eltern. Auch die Aufarbeitung der ganzen Thematik am Ende gefiel mir
gut.
Dass Butter aus seiner Ich-Perspektive
berichtet, verleiht dem Geschehen noch mal eine ganz andere Tiefe und
sorgt oft für widerwillige Gänsehaut. Was er erleben musste, wie
intensiv er seine Eindrücke schildert, das geht an die Nieren. Der
lebendige, eindringliche Schreibstil hält einen konstanten Lesefluss
aufrecht und ermöglicht den Lesenden wie ich finde ein müheloses
Vorankommen.
Neben der Story um Butter und sein
Gewicht zeichnet sich auch so etwas wie eine Liebesgeschichte ab.
Eine, die mich lange nicht überzeugen konnte, zum Ende hin aber
langsam die Kurze kriegt. Ich kann nicht näher darauf eingehen ohne
zu spoilern, aber ihr werdet sehen, was ich meine.
Mein Fazit:
Auch wenn ich streckenweise etwas
unsicher war, was ich von Butter und seiner Geschichte halten soll,
so glaube ich insgesamt doch sehr gut in alles hineingefunden und es
verstanden zu haben. Ich habe besonders das letzte Viertel
verschlungen und intensiv mit Butter mitgefühlt. Rückblickend war
das Leseerlebnis viel zu einnehmend für „nur“ 4 Sterne, aber
aufgrund anfänglicher Skepsis und werden es keine vollen 5, sondern
4,5.
⭐⭐⭐⭐,5