Dienstag, 9. August 2022

Rezension zu "(Not so) Amazing Grace" (Mercedes Helnwein)

Bibliografische Daten zum Buch:
Titel: (Not so) Amazing Grace
geschrieben von Mercedes Helnwein
Altersempfehlung: ab 16 Jahren 
ISBN: 978-3-96976-024-6 
Erscheinungstermin: 
04.07.2022 (E-Book), 13.07.2022 (Paperback) 
Seiten: 368  
Preis (Print): 15,00€ 
 
Klappentext:

Die rebellische Grace befindet sich auf einem drittklassigen Internat in den Sümpfen Floridas. Ihre Überlebensstrategie: Einzelgängerin sein und alle auf Abstand halten. Als sie versehentlich dem neuen Schüler Wade das Leben rettet, funktioniert das mit der selbst auferlegten Einsamkeit nicht mehr. Plötzlich ist Wade in ihrem Leben. Und damit die erste Begegnung mit der Liebe – überwältigende Gefühle und existentielle Ängste inklusive.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Moon Notes/Oetinger)

Den Titel des Buches kann ich zu 100% unterschreiben. Grace ist wirklich not so amazing. Ich habe selten eine so bodenlos unsympathische und menschlich grottige Protagonistin erlebt wie Grace, es ist beinahe schon witzig. Auch deshalb, weil sich zu meinem völligen Unverständnis andauernd Menschen um sie und ihre Zuneigung bemühen, ohne vor der offenen Feindseligkeit, die die Protagonistin aus jeder Pore verströmt, zurückzuschrecken. 

 
Abgesehen davon, dass Grace so sozial verträglich ist wie ein Löwe im Schafgehege, gefiel mir das Buch allerdings sehr gut. Der Erzählstil, mit dem sie aus ihrer Ich-Perspektive berichtet, war für mich nämlich unheimlich fesselnd, ihr Sarkasmus, ihre Sicht auf die Welt, ihre Weise zu denken und zu sprechen, all das war ohne Zweifel abschreckend, aber trotz dessen (oder eben dadurch?) auch enorm unterhaltend. Ich empfand es als erfrischend, dass ich stets mitfiebern konnte, auch ohne eine emotionale Bindung zur Hauptfigur aufgebaut zu haben, wenngleich dadurch natürlich trotzdem ein Teil des Lesevergnügens gedämpft wurde. 
 
Die Nebenfiguren waren mir abgesehen von der Tatsache, dass sie Grace (warum auch immer) interessant finden, größtenteils sehr sympathisch. Sie besitzen fast alle eine Engelsgeduld, sind freundlich, aufmerksam und unterstützend, kümmern sich um das kratzbürstige Biest und tragen ihr selbst die schrecklichsten Beleidigungen nicht lange nach, sondern stehen cool über den Dingen und zeigen Größe. Allen voran hat Mr. S. wahrlich einen Preis für seine Gelassenheit und seinen Umgang mit Grace verdient, ebenso auch Wade, Graces bester Freund und Love Interest. Er hat zwar auch ein paar nicht ganz so feine Charakterzüge, aber dafür gibt es gute Gründe, die im Verlauf des Buches erläutert werden, und abgesehen davon wirkt er meistens, als habe er ein Herz aus reinem Gold. Auch die restlichen Figuren haben markante Eigenschaften, die sie vielschichtig und greifbar machen. 
 
Der Verlauf der Geschichte war stellenweise etwas schwammig abgesteckt, sodass die Lesenden nicht immer zweifelsfrei wussten, in welche Richtung es gehen soll, zumindest erging es mir so. Das legte sich aber recht bald, beziehungsweise man hat sich damit abgefunden. 
 
Mein Fazit: 
Insgesamt war das Buch zwar wirklich unterhaltsam, hätte mit einer engeren Verbindung zu Grace aber ein richtiges Highlight hätte werden können. Schade, dass da ein wenig Potenzial verschenkt wurde, aber alles in allem habe ich die Geschichte gern gelesen und vergebe wohlwollende 4 von 5 Sternen. 
⭐⭐⭐⭐