„Ich las gern. Nicht nur weil ich dabei meiner eigenen Welt entkam,
sondern auch weil es mir Türen in andere Welten öffnete.“
Als Annie McKay sich am Ende einer
Flucht auf einem kleinen, heruntergekommenen Campingplatz einmietet,
hat sie nichts anderes im Sinn als sich endlich mal wieder sicher
fühlen zu können. Dass ein zurückgelassenes Handy in ihrem Trailer
ihr viele prickelnde Gespräche bescheren wird, ahnt sie nicht, bis
es kurz nach ihrer Ankunft klingelt und sie Bekanntschaft mit Dylan
macht, beziehungsweise mit seiner Stimme. Er lässt sie aufregende
Dinge tun und bei ihm hat sie das Gefühl, dass ihr nichts passieren
kann. Doch aus jedem Spiel wird auch mal Ernst und sowohl Annie als
auch Dylan haben dunkle Geheimnisse, die sowohl sich als auch dem
jeweils anderen gefährlich werden können.
Dieses Buch hat mich direkt
angesprochen mit seinem hübschen und geheimnisvollen Cover, es wirkt
düster und anziehend zugleich. Die digitalen Bilder werden der Optik
jedoch gar nicht gerecht, da die Glitzer-Verzierungen erst bei der
Print-Ausgabe so richtig zur Geltung kommen.
Von der Autorin hatte ich bis dato noch
nichts gehört, da ich aber den Klappentext sowie die Leseprobe
ziemlich spannend fand, wusste ich, dass ich dem Buch unbedingt eine
Chance geben möchte.
Es wird aus zwei verschiedenen Sichten
erzählt, einmal aus Annies Ich-Perspektive und dann noch aus der
Sicht auf Dylan. So konnte man sich gut in die Ängste und Gedanken
der jungen Frau hineinversetzen, aber wusste zeitgleich auch, was bei
Dylan passiert, wenn auch nicht derart im Detail. Das Buch ist in
zwei große Abschnitte geteilt, was meiner Meinung nach allerdings
nicht unbedingt notwendig gewesen wäre, auch wenn es beim Übergang
zu Teil zwei geschichtlich zu einem Twist kommt. Ich hatte damit
gerechnet, dass es ab dort dann einen Erzählerwechsel gibt oder
etwas anderes gravierendes geschieht, aber eine Wendung in der
Geschichte hätte für mein Empfinden nicht unbedingt eines ganz
neuen Abschnitts bedurft.
Annies Schicksal hat mich sehr berührt
und war, so schrecklich es auch gewesen sein mag, das Spannendste am
Buch. Ohne spoilern zu wollen kann ich sagen, dass sie einiges
durchmachen musste und ihren ganzen Mut zusammengenommen hat, um sich
selbst zu retten. Dennoch wartet man als Leser die ganze Zeit darauf,
dass ihre Vergangenheit sie einholt, zumindest ging es mir so. Es
wäre zu leicht gewesen, käme sie einfach so ohne Nachspiel davon.
Beeindruckend und auf der anderen Seite
auch irgendwie fragwürdig war, wie schnell sie Vertrauen zu Dylan
fasst und sich auf intime Telefongespräche einlässt. Zwar ist es
lobenswert, dass Annie Mut zu solchen Dingen findet, nach allem was
sie erlebt hat. Nur das Tempo, in dem sie es nach jahrelanger
Unterdrückung plötzlich tun kann, wundert mich etwas, mal davon
abgesehen, dass der Gedanke an Telefonsex mit einem völlig Fremden
mich eher anekeln würde.
Über Dylan erfährt man zunächst
nicht besonders viel, seine Vergangenheit bekommt man eher
scheibchenweise serviert. Es ist spannend, als Leser zu rätseln, was
er wohl aktuell beruflich macht, was seine Beweggründe sind, wie
sein Leben früher ausgesehen hat, und was passiert ist, sodass es
das jetzt nicht mehr auf diese Weise tut.
Für ihn ist das mit Annie anfangs
vielleicht eine nette Abwechslung zwischendurch, ich weiß es auch
nicht so genau. Man könnte meinen, dass man als Geschäftsmann
besseres zu tun hat, als einer fremdem Frau Geschenke zu machen und
sie zu unsittlichen Taten anzustiften, die sich später nicht nur auf
ihren Wohnwagen beschränken.
Die große Liebe habe ich zwischen den
beiden jetzt noch nicht entdecken können, in der Geschichte geht es
eher darum, dass Annie ihre sexuelle Seite entdeckt und Dylan ihr
dabei unter die Arme greift. Ihre Beziehung ist also weitestgehend
körperlicher Natur, was ich persönlich etwas.. mau finde. Mir fehlt
einfach etwas zwischen den Bettszenen und Annies Ängsten, irgendwas
zartes, gefühlvolles.
Grandios ist meiner Meinung nach das
Ende gelungen, ein sehr mieser Cliffhanger! Es ist etwas eingetreten,
was man als nicht allzu naiver Leser auch schon voraus ahnen kann,
aber ich finde sehr gut, dass es nicht zu einer Auflösung dieser
Situation kam, sondern das Buch an dieser Stelle geendet hat. So wird
die Spannung weiterhin konstant weit oben gehalten, und zum Glück
muss man auf den Folgeband ja auch nicht lange warten.
Ich für meinen Teil hatte mir den
Klappentext von Band zwei noch gar nicht durchgelesen und war so
erstmal davon ausgegangen, dass jeder der vier Teile ein anderes Paar
behandelt. Umso überraschter war ich über das offene Ende und freue
mich nun auf den Folgeband!
Mein Fazit:
Die Beziehung der Protagonisten hat meiner Ansicht nach einige Schwachstellen, aber Annies Vergangenheit finde ich spannend und ich bin schon gespannt, wie es mit ihr, Dylan und ihrem Problem weitergeht.
Die Beziehung der Protagonisten hat meiner Ansicht nach einige Schwachstellen, aber Annies Vergangenheit finde ich spannend und ich bin schon gespannt, wie es mit ihr, Dylan und ihrem Problem weitergeht.
Vier von fünf Sternen
★★★★☆