Donnerstag, 7. Februar 2019

Rezension zu "Schund und Sühne" (Anna Basener)

Ich bin nicht sicher, in welche Kategorie dieses Buch fällt, was allerdings nichts daran ändert, dass es mir wirklich gut gefallen hat! Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar. 😌

„Ich kann Glamour, ich kann Gold an jeden Buchstaben pappen, bis selbst das letzte Klischee funkelt. Aber heute funkelt nichts.
Vielleicht morgen wieder.“

Für Kat, die ihr Geld mit dem Schreiben von Groschenromanen verdient, ist es mehr als überraschend, als sie dafür ein Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn erhält. Nun sucht sie zwischen Adligen nach Inspiration für die nächste Schundgeschichte, doch alles, was sie findet, sind ein schwuler Prinz, der den Fortbestand seiner Familie sichern muss, eine depressive Fürstin, die meint, nicht depressiv zu sein, einen Blumenboy, der mit seinen Rosen die Welt verbessern will, und eine Prinzessin mit Liebeskummer und Waffe.
Vier werden ihren Weg finden, der des fünften endet bald. Wen wird es treffen?

Ich wurde auf dieses Buch durch die Lesejury von Bastei Lübbe aufmerksam, verpasste allerdings den Zeitraum der Leserunde und habe mich dann umso mehr gefreut, ein signiertes Exemplar direkt vom Verlag durch eine Bloggeraktion erhalten zu haben. Vielen Dank, auch an die Autorin für die Signatur!
Für mich ist es das erste Buch von Anna Basener, bis dato war mir der Name auch unbekannt. Neugierig hat mich das Cover mit der großartig pixeligen Gaming-Optik des Schlosses gemacht, was dort zu sehen ist und ganz im Gegensatz zum schnörkeligen Hintergrund und der Schrift steht. Der Klappentext hat mir dann den Rest gegeben, er lässt eine ungewöhnliche und witzige Geschichte vermuten.

Erzählt wird immer aus verschiedenen Sichten, Kat ist allerdings die Einzige, die aus ihrer Ich-Perspektive schreibt. Alle anderen werden vom Erzähler beobachtet, es gibt unter anderem Abschnitte über Valu, den Prinzen, Moritz, den Rosenkavalier und auch Seph, die Prinzessin auf Rosenbrunn. So wurde es nicht langweilig und man konnte überall dabei sein.

Was ich persönlich ziemlich schräg (positiv schräg!) fand, waren die Spitznamen, mit denen die Adligen sich gegenseitig bedachten, in Kombination mit Artikeln vor den Namen. Die Grätzi und die Follie waren meine Favoriten, gefolgt von dem Valu. Es hat einige Anläufe gebraucht, den Namen beim Lesen gedanklich ihren gesellschaftlichen und familiären Stand zuzuordnen, aber bald hat es ganz gut geklappt. Ich habe keine Ahnung, wie es in den gehobenen Kreisen Deutschlands so zugeht, aber falls das Buch auch nur annähernd die Realität widerspiegelt, sind die Adligen ein ziemlich verrückter Haufen.

Wer mir nicht gefallen hat, war Moritz, der Blumenkerl. Ich fand ihn unsympathisch, zu aufbrausend und etwas nervig, mit ihm bin ich nicht warm geworden. Umso witziger fand ich die Szenen mit Valu, er hat eine erfrischende Art und immer einen (vielleicht auch unfreiwillig lustigen) Kommentar auf den Lippen. Was er am Ende für eine Entscheidung trifft, hat mich extrem gewundert, aber auch auf eine ungewöhnliche Weise für ein Quasi-Happy-End gesorgt.

Ein anderer Aspekt, an dem ich zu knabbern hatte, war, wer angeblich der Verflossene der Prinzessin sein sollte. An dem Punkt sind Realität und Roman für mich auf unangenehme Art und Weise aufeinandergeprallt, das ließ sich für mich nicht vereinbaren. Allerdings habe ich nicht viel Ahnung vom royalem Metier, und so kann es auch durchaus sein, dass ich der Autorin unrecht tue und es sich um (vielleicht auch leicht abgewandelte) Fakten und keine Fiktion handelt, das weiß ich leider nicht, Google hat mir auf die Schnelle auch nicht weiter geholfen. *zuckt unbeholfen mit den Schultern *

Spannend war Kats Rolle bei all dem. Sie ist da in was reingeschlittert, was sie sich sicher komplett anders vorgestellt hatte. Was als Literaturstipendium beginnt, entwickelt sich schnell zu einer sehr persönlichen Angelegenheit, zu allen bekommt sie einen gewisser Draht, was sich am Ende nicht nur als vorteilhaft erweist. Aber die Dramen hinter Schlossmauern durch die Augen eines „normalen“ Menschen zu sehen, war genau richtig, besser als wenn zum Beispiel die Prinzessin die Hauptperson gewesen wäre. Interessant war auch zu verfolgen, wie sich Kats Einstellung zu ihrem Job langsam verändert.

Mein Fazit:
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, bis auf die genannten Kritikpunkte bin ich rundum zufrieden und freue mich, es bereitgestellt bekommen zu haben, wobei das meine Meinung keinesfalls beeinflusst.
Ein Groschenroman der anderen Art, lesenswert!

Vier von fünf Sternen 🏰
★★★★☆