Ich bin nicht sicher, in welche Kategorie dieses Buch fällt, was allerdings nichts daran ändert, dass es mir wirklich gut gefallen hat! Danke an den Verlag für das Rezensionsexemplar. 😌
„Ich kann Glamour, ich kann Gold an
jeden Buchstaben pappen, bis selbst das letzte Klischee funkelt. Aber
heute funkelt nichts.
Vielleicht morgen wieder.“
Für Kat, die ihr Geld mit dem
Schreiben von Groschenromanen verdient, ist es mehr als überraschend,
als sie dafür ein Literaturstipendium auf Schloss Rosenbrunn erhält.
Nun sucht sie zwischen Adligen nach Inspiration für die nächste
Schundgeschichte, doch alles, was sie findet, sind ein schwuler
Prinz, der den Fortbestand seiner Familie sichern muss, eine
depressive Fürstin, die meint, nicht depressiv zu sein, einen
Blumenboy, der mit seinen Rosen die Welt verbessern will, und eine
Prinzessin mit Liebeskummer und Waffe.
Ich wurde auf dieses Buch durch die
Lesejury von Bastei Lübbe aufmerksam, verpasste allerdings den
Zeitraum der Leserunde und habe mich dann umso mehr gefreut, ein
signiertes Exemplar direkt vom Verlag durch eine Bloggeraktion
erhalten zu haben. Vielen Dank, auch an die Autorin für die
Signatur!
Für mich ist es das erste Buch von
Anna Basener, bis dato war mir der Name auch unbekannt. Neugierig hat
mich das Cover mit der großartig pixeligen Gaming-Optik des
Schlosses gemacht, was dort zu sehen ist und ganz im Gegensatz zum
schnörkeligen Hintergrund und der Schrift steht. Der Klappentext hat
mir dann den Rest gegeben, er lässt eine ungewöhnliche und witzige
Geschichte vermuten.
Erzählt wird immer aus verschiedenen
Sichten, Kat ist allerdings die Einzige, die aus ihrer
Ich-Perspektive schreibt. Alle anderen werden vom Erzähler
beobachtet, es gibt unter anderem Abschnitte über Valu, den Prinzen,
Moritz, den Rosenkavalier und auch Seph, die Prinzessin auf
Rosenbrunn. So wurde es nicht langweilig und man konnte überall
dabei sein.
Was ich persönlich ziemlich schräg
(positiv schräg!) fand, waren die Spitznamen, mit denen die Adligen
sich gegenseitig bedachten, in Kombination mit Artikeln vor den
Namen. Die Grätzi und die Follie waren meine Favoriten, gefolgt von
dem Valu. Es hat einige Anläufe gebraucht, den Namen beim Lesen
gedanklich ihren gesellschaftlichen und familiären Stand zuzuordnen,
aber bald hat es ganz gut geklappt. Ich habe keine Ahnung, wie es in
den gehobenen Kreisen Deutschlands so zugeht, aber falls das Buch
auch nur annähernd die Realität widerspiegelt, sind die Adligen ein
ziemlich verrückter Haufen.
Wer mir nicht gefallen hat, war Moritz,
der Blumenkerl. Ich fand ihn unsympathisch, zu aufbrausend und etwas
nervig, mit ihm bin ich nicht warm geworden. Umso witziger fand ich
die Szenen mit Valu, er hat eine erfrischende Art und immer einen
(vielleicht auch unfreiwillig lustigen) Kommentar auf den Lippen. Was
er am Ende für eine Entscheidung trifft, hat mich extrem gewundert,
aber auch auf eine ungewöhnliche Weise für ein Quasi-Happy-End
gesorgt.
Ein anderer Aspekt, an dem ich zu
knabbern hatte, war, wer angeblich der Verflossene der Prinzessin
sein sollte. An dem Punkt sind Realität und Roman für mich auf
unangenehme Art und Weise aufeinandergeprallt, das ließ sich für
mich nicht vereinbaren. Allerdings habe ich nicht viel Ahnung vom
royalem Metier, und so kann es auch durchaus sein, dass ich der
Autorin unrecht tue und es sich um (vielleicht auch leicht
abgewandelte) Fakten und keine Fiktion handelt, das weiß ich leider
nicht, Google hat mir auf die Schnelle auch nicht weiter geholfen.
*zuckt unbeholfen mit den Schultern
*
Spannend war Kats Rolle bei all dem.
Sie ist da in was reingeschlittert, was sie sich sicher komplett
anders vorgestellt hatte. Was als Literaturstipendium beginnt,
entwickelt sich schnell zu einer sehr persönlichen Angelegenheit, zu
allen bekommt sie einen gewisser Draht, was sich am Ende nicht nur
als vorteilhaft erweist. Aber die Dramen hinter Schlossmauern durch
die Augen eines „normalen“ Menschen zu sehen, war genau richtig,
besser als wenn zum Beispiel die Prinzessin die Hauptperson gewesen
wäre. Interessant war auch zu verfolgen, wie sich Kats Einstellung
zu ihrem Job langsam verändert.
Mein Fazit:
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, bis auf die genannten Kritikpunkte bin ich rundum zufrieden und freue mich, es bereitgestellt bekommen zu haben, wobei das meine Meinung keinesfalls beeinflusst.
Mich hat die Geschichte sehr gut unterhalten, bis auf die genannten Kritikpunkte bin ich rundum zufrieden und freue mich, es bereitgestellt bekommen zu haben, wobei das meine Meinung keinesfalls beeinflusst.
Ein Groschenroman der anderen Art,
lesenswert!
Vier von fünf Sternen 🏰
★★★★☆