284 Seiten
Gebunden
ISBN
978-3-8251-5226-0
Verlag Urachhaus
Klappentext:
Felix findet seine Mutter toll, auch wenn sie oft chaotisch ist. Als sie ihre Miete nicht mehr bezahlen können, wird ein alter VW-Bus ihr neues Zuhause. Doch damit fangen die Probleme erst an, und ein abenteuerliches Versteckspiel beginnt. Aber Felix hat einen Plan, wie er Geld beschaffen und alles wieder in Ordnung bringen kann …Am meisten plagt es Felix, dass er seinen besten Freund Dylan immer wieder anlügen muss, um seine Situation zu vertuschen. Doch als irgendwann die Wahrheit ans Licht kommt, erfährt Felix, dass er sich auf seine Freunde verlassen kann. Spannend und voller Situationskomik erzählt Susin Nielsen von der brüchigen Sicherheit in unserer Gesellschaft und von Menschen, die das Herz auf dem rechten Fleck haben.(Quelle Daten, Text & Cover: Produktseite beim Verlag Urachhaus)
Adresse unbekannt hat mich weit stärker
beschäftigt, als ich im Vorfeld angenommen hätte. Die Thematik des
Buches ist ernst, wie ernst, das wurde mir erst im Laufe der
Geschichte so richtig bewusst. Erst kürzlich las ich ein Buch über
Obdachlosigkeit, welches zwar einen anderen Ansatz des Ganzen
verfolgte, mir allerdings sofort wieder in Erinnerung gerufen wurde.
In dieser Geschichte empfand ich das
Thema als umso bedrückender dargestellt, weil man den Protagonisten
zwar direkt bei seiner Erfahrung und dem Weg aus dem Zuhause
sozusagen begleitet, die Entwicklungen aber immer mit einem lachenden
und einem weinenden Auge geschildert werden. Es werden Witze gemacht
und der Schreibstil ist meist recht locker und leicht, doch man weiß
im Grunde genommen, wie tief die Problematik hinter der spaßigen
Fassade geht. Das hat mir zu Knabbern gegeben, die Tatsache, dass ich
zwar oft das Gefühl hatte, ich lese gerade ein angenehmes
Kinderbuch, den bitteren Beigeschmack aber die ganze Zeit präsent
hatte. Und das fand ich auch gut so, denn ich wollte gar nicht
vergessen, wie hart die Situation gerade für Felix und seine Mutter
sein muss. Ich wollte mit ihnen diesen steinigen Weg gehen, unsicher,
wohin er mich führen würde.
Felix Mutter war für mich eine der
schwierigsten Figuren in dem Szenario, wenn nicht die schwierigste.
Sie hat einerseits viel Verantwortung ihrem Sohn gegenüber, der sie
kaum gerecht werden kann, aber viele Kapitel haben deutlich gemacht,
dass sie das Ganze ebenso sehr belastet wie Felix wie könnte dem
auch nicht so sein. Manchmal wollte ich sie dafür verurteilen, dass
sie ihm keine bessere Mutter ist, zeitgleich wurde mir dann aber
bewusst, wie sehr wie leidet, wenngleich das keine Entschuldigung
dafür sein kann, sich selbst gehen zu lassen und das Kind zu
vernachlässigen. Ich war ihr gegenüber ständig im Zwiespalt, den
ich auch jetzt noch nicht ganz beseitigen kann.
Felix ist so ein bewundernswert
tapferer, loyler und treuherziger junger Mann. Ich hätte ihn an so
vielen Stellen unfassbar gern in den Arm genommen und ihm gesagt,
dass alles gut wird. Seine Geschichte erzählt er trotz der vielen
schockierenden Szenen mit einer gewissen Komik, die mich dennoch oft
traurig gestimmt hat, denn ich hätte mir einfach so gern ein anderes
Schicksal für ihn gewünscht. Er hat mich als Leser auf eine
besondere Reise mitgenommen, die ich so bald nicht mehr vergessen
werde.
Mein Fazit:
Eine Geschichte, die zum
Nachdenken anregt, voller Witz und tieftraurig zugleich. Mir fehlen
nach wie vor ein bisschen die Worte, um meine Gefühle richtig zu
ordnen, aber klar ist, dass das Buch von mir 5 von 5 Sternen bekommt.
⭐⭐⭐⭐⭐