Titel: Der Sohn des Odysseus
Autor*in: Annika Thor
Illustriert von Ishtar Bäcklund Dakhil
Übersetzt von Birgitta Kicherer
352 Seiten, Gebunden
Erscheinungsdatum: 25.08.21
ISBN
978-3-8251-5286-4
Verlag Urachhaus
Klappentext:
Schon sein ganzes Leben sehnt sich der elfjährige Telemachos nach seinem Vater, den er nie kennengelernt hat: König Odysseus. Der Trojanische Krieg ist vorbei, doch er ist nicht zurückgekehrt. Sind die fantastischen Geschichten über seine Irrfahrten und Abenteuer mit einäugigen Riesen, Zauberinnen und Ungeheuern wahr? Und kommt er irgendwann zurück nach Ithaka?Wie der Krieg Menschen verändert, dass Frauen ebenso gut regieren können wie Männer, oder dass auch der Sohn eines gefeierten Helden seinen eigenen Weg finden muss – das alles stellt die preisgekrönte Autorin Annika Thor einfühlsam und voller Spannung dar.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Urachhaus)
Als Kind gehörte die TV Serie „Mission
Odysseus“ zu meiner Samstags-Routine. Ich habe die Serie über
alles geliebt, die Abenteuer des Seefahrers, die mythischen Kreaturen
und Götter, die er dabei trifft und bezwingt, die List, mit der er
ihnen jedes Mal wieder entgeht. Und bevor das Abenteuer losging, sah
man jedes Mal seine Frau Penelope und seinen Sohn Telemachos, die
zuhause auf die Rückkehr des Mannes warten.
Ich fand die Idee, in diesem Buch die
persönliche Geschichte des Sohnes, des Daheimgeblienen, des
Wartenden zu erzählen, einfach großartig. Die Perspektive von
Telemachos stellte ich mir sehr spannend vor und ich fragte mich, wie
viel mir von dieser Geschichte bekannt vorkommen würde, ob ich
einige Aspekte aus der Serie wiedererkennen würde oder generell
Dinge aus der trojanisch-griechischen Fehde um Helena, die der
Ursprung von Odysseus Aufbruch war.
Anfangs noch, als der kleine Telemachos
die Abenteuer seines Vaters von seinem Kindermädchen weitergereicht
bekommt, fand ich die Geschichte klasse. Ich habe viele Begegnungen
wiedererkannt, sei es nun von „Mission Odysseus“ oder aus anderen
Reihen und Büchern, die die griechische Mythologie behandeln, wie
Percy Jackson. Ich habe mich wohlgefühlt in dieser Mischung aus
bekanntem und unbekanntem, ein tolles Leseerlebnis.
Aber je älter Telemachos wurde, desto
stärker rückte der Fokus natürlich auf ihn und sein eigenes
Befinden, auf die chaotischen und ungemütlichen Zustände in Ithaka
und mir persönlich hat das nur in Maßen gefallen. Es war einerseits
zwar spannend zu sehen, wie Telemachos aufwächst und sich vom
kleinen Jungen zum Mann entwickelt, der sich erst einmal klar darüber
werden muss, was er selbst möchte und wohin es ihn zieht.
Auf der anderen Seite konnte ich mich
in diesen Teil der Geschichte einfach nicht richtig hineinversetzen.
Die Figuren, die zumeist Widersacher von Telemachos waren, waren mir
entsprechend unsympathisch und zu sehen, wie der junge Mann ständig
untergebuttert und nicht ernstgenommen wird, zu sehen, wie respektlos
er unter seinem eigenen Dach von Fremden herumkommandiert wird, hat
mich sehr wütend gemacht und auf lange Sicht frustriert. Frustriert
zu lesen macht nur bedingt Spaß und so brauchte ich für die zweite
Hälfte des Buches sehr viel länger als erwartet.
Was mir wiederum sehr gut gefiel, war
die Gestaltung. Der Einband und das Cover sind wunderschön und im
Innenbereich finden sich hier und dort Illustrationen, die ich mir
gern angeschaut habe. Es hätten für meinen Geschmack sogar noch ein
paar mehr sein können, sie passten einfach super zur Geschichte.
Mein Fazit:
Insgesamt mochte ich den
Teil mit Odysseus Abenteuern leider irgendwie mehr als die
persönliche Geschichte von Telemachos, was dem Titel eigentlich nur
in die Karten spielt. Für mich konnte Telemachos sich nicht wirklich
als überzeugende, eigenständige Figur etablieren, er blieb für
mich einfach nur der „Sohn von Odysseus“. Ich mochte das Setting
sehr, die Seefahrten, die Inseln und allen voran Ithaka, aber so
richtig begeistert bin ich nicht. Von mir gibt es daher mittelmäßige
3 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐