Titel: Off the Record. Unsere Worte sind unsere Macht
geschrieben von Camryn Garrett
übersetzt von Isabel Abedi
ISBN: 978-3-401-60645-3
416 Seiten, Klappenbroschur
ab 14 Jahren
Preis (Print): 15,00€
Klappentext:
Klappentext:
Schreiben ist Josies Leben. In Texten kann sie ihre Gedanken fliegen lassen und ihr inneres Sorgenkarussell anhalten. Als die 17-Jährige einen Schreibwettbewerb gewinnt, darf sie ein Filmteam auf eine Pressetour durch die USA begleiten. Doch auf der Reise erfährt Josie etwas Ungeheuerliches: Ein gefeierter Regisseur belästigt Mädchen und Frauen am Set – und kommt offenbar schon lange damit durch. Schnell wird die ersehnte Reise zu ihrer größten Herausforderung, denn was kann ein Mädchen wie sie schon ausrichten? Es gibt so viele Gründe, zu schweigen. Es gibt so viele Gründe, nichts zu sagen. Und doch muss Josie den Mut finden, den Text zu schreiben, der alles verändern wird.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Arena Verlag)
Off the Record hat mich geplättet. So
einfach ist das. Ich habe schon geahnt, dass das Buch einen
bleibenden Eindruck hinterlassen wird. Aber dass es einen derart
tiefen Fußabdruck schafft, traf mich unvorbereitet. Man kann sich
der Sogwirkung und Eindringlichkeit von Josies Geschichte nicht
entziehen, selbst wenn man es versucht, schließlich müssen auch
Leser mal essen oder trinken. Ich habe um mich herum alles vergessen,
während ich in eine Spirale aus Anschuldigungen, Geheimnissen,
Interviews und Artikeln geriet, die mich immer tiefer in die Gedanken
und Gefühle von Menschen zog, die sexuelle Übergriffe in der
Filmbranche erlebt haben.
Es hat mich getroffen und ergriffen,
wütend gemacht und zugleich habe ich mich mit den Opfern zusammen so
unendlich hilflos gefühlt, bis Josie kam. Selbst wenn man zu denen
gehört, die zum Glück noch keine solche Taten erfahren haben und
nie ganz verstehen wird, wie man sich danach fühlt, so wurde man
hier doch sehr intensiv aufgerüttelt und konnte an den Regungen der
Betroffenen teilhaben.
Josie ist eine bemerkenswerte
Protagonistin. Ihrer Angststörungen zum Trotz beweist sie Seite für
Seite eine so enorme Stärke, dass man gar nicht anders kann, als sie
zu bewundern. Ihr Engagement für den Journalismus, für die Rechte
der Menschen, für die Gerechtigkeit lässt sich nur immer wieder
aufs Neue loben, denn ich bin sicher, dass viele von uns in ihrer
Situation nicht annähernd so mutig gehandelt hätten. In Erwägung
zu ziehen, eine Enthüllung über jemanden zu schreiben, der dir den
Rest deines Lebens den Alltag zur Hölle machen könnte, der dich
ruinieren und fertig machen könnte, bis nichts mehr von dir übrig
ist, erfordert unheimlich viel Kraft. Josie beweist uns und vor allem
auch sich selbst nicht nur einmal, sondern so oft in diesem Buch,
dass sie stark sein kann, dass sie mutig ist, dass sie perfekt so
ist, wie sie ist. Sie ist stolz auf ihren Körper und ihre Herkunft,
eine Message, die mich sehr berührt und gestärkt hat, die
sicherlich viele Lesende berühren wird.
Die Schreibweise ermöglicht es, Josie
direkt über die Schulter zu schauen während der Geschichte, an
ihrem Innenleben teilzuhaben, ihre Zweifel, Gedanken, Hoffnungen zu
teilen. Man war so intensiv eingebunden in das Geschehen, dass man
gar nicht anders konnte als ebenso emotional involviert zu sein.
Ich fand es stark, wie Themen wie
Rassismus, Body Shaming und Me Too hier aufgearbeitet werden. Die
Autorin schafft es, den Leser aufzurütteln und zu sensibilisieren,
sie führt einem schonungslos und authentisch vor Augen, was
Betroffene durchmachen, wie es sie belastet, Geheimnisse mit sich
herumzutragen, und dennoch wirkt es nicht aggressiv aufklärend. Man
hat nicht das Gefühl, belehrt und mit erhobenem Zeigefinger
angeschrien zu werden, sondern man lernt auf leise aber eindringliche
Weise, was auch zu Josies Charakter und Erzählstil passt.
Ich weiß nicht, wann ich das letzte
Mal nach einer Lektüre so einen heftigen Book Hangover hatte. Zwar
habe ich danach direkt neue Bücher begonnen, aber ich bin mit den
Gedanken immer wieder zu Josie geschweift. Es hat mich nicht
losgelassen, wie tief mich das Buch beeindruckt hat. Ich werde noch
lange von diesem Leseerlebnis zehren, da bin ich sicher.
Mein Fazit:
Ich denke, ich habe alles gesagt, was
es zu sagen gibt. Lest es, ihr alle. Ihr werdet es nicht bereuen.
Von mir gibt es, wie könnte es nach
dieser Rezension anders sein, 5 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐⭐⭐