Titel: In all seinen Farben
Autor*in: George Lester
Übersetzer*in: Valérie Thieme
Verlag: One
Klappentext:
Autor*in: George Lester
Übersetzer*in: Valérie Thieme
Verlag: One
Format: Paperback
Genre: Erzählendes für junge Erwachsene
384 Seiten
ISBN: 978-3-8466-0128-0
Ersterscheinung: 25.06.2021
Preis (Print): 12,90€
Klappentext:
In Robin Coopers Leben läuft gerade nichts, wie es sollte: Während sich alle anderen schon aufs College vorbereiten, häufen sich bei ihm die Absagen. Für Robin bricht eine Welt zusammen, als sein großer Traum von der Schauspielschule zerplatzt und er plötzlich ohne Plan für die Zukunft dasteht. Und dann ist da auch noch die Sache mit seinem Freund Connor, der sich nicht offen zu ihm bekennt. Alles ganz schön kompliziert! Doch als ihn seine Clique an seinem 18. Geburtstag in eine Drag Show schleppt, realisiert Robin, dass das Leben manchmal ganz eigene Pläne macht …
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: One Verlag/Bastei Lübbe)
Drag Queens sind ein Thema, mit dem ich
mich bisher noch nicht häufig auseinandergesetzt habe, um nicht
genau zu sagen gar nicht. Man hört und sieht hier und dort
vielleicht das ein oder andere über sie, aber ein Buch über sie war
mir bisher unbekannt, wahrscheinlich auch aus dem Grund, dass ich
bisher nie bewusst danach gesucht habe.
'In all seinen Farben' hat mich daher
unerwartet stark bewegt und aus den Latschen gehauen. Ich hätte
nicht gedacht, dass mich die Geschichte so in ihren Bann ziehen und
mitfühlen lassen würde, es war ein erstaunliches Leseerlebnis. Ich
war verblüfft über das Tempo, in dem ich das Buch verschlungen
habe, denn auch wenn ich zu Beginn noch ein paar mehr Pausen gemacht
habe, habe ich die zweite Hälfte der Story in einem Rutsch hinter
mich gebracht.
Robin ist ein außergewöhnlicher
Protagonist. Ich habe ihn für seinen Mut und seinen Ehrgeiz
bewundert, sein Talent und sein großes Herz. Er war zwar nicht immer
ehrlich zu seinen Mitmenschen, aber das konnte ich persönlich ihm
sehr schnell verzeihen. Anders sah es leider bei seinen Freunden aus,
was auch der einzige Kritikpunkt ist, den ich an der Geschichte
hatte.
Seine Clique wirkte auf den ersten
Blick sehr verständnisvoll und bestärkend, im Laufe der Zeit türmt
sich allerdings ziemlich viel Zoff auf. Ich schwanke stets zwischen
den Fronten, in vielen Fällen konnte ich den genauen Grund des
Streits auch gar nicht zu 100% verstehen. Jeder kämpfte irgendwie
seinen eigenen Krieg, aber vielleicht war genau das der Punkt. Sowohl
Kritik von Robin an seinen Freunden als auch umgekehrt habe ich
persönlich manchmal nicht so eng gesehen. Das Drama fand ich sehr
schade, da es meine Freude über die Drag Thematik sehr getrübt hat.
Zu sehen, wie Robin in der Welt der
Drags aufblüht, fand ich nämlich wirklich fantastisch. Man wurde
als Leser zusammen mit ihm langsam in alles eingeführt und konnte
dadurch, dass er aus seiner Ich-Perspektive erzählt, an seinen
Emotionen und Gedanken unmittelbar teilhaben. Ich habe gefühlt, was
er fühlt und es hat mich begeistert. Zu sehen, wie sehr ihn all das
bewegt und aufwühlt, war enorm fesselnd und ich konnte und wollte
das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Besonders am Ende standen mir
die Tränen in den Augen!
Was das Ganze (leider) sehr realistisch
gemacht hat, ist, dass trotz vieler queerer Figuren auch Mobbing und
Homophobie im Raum stehen. Es ist nicht die offene, tolerante Welt,
wie man sie sich wünschen würde, die hier beschrieben wird, sondern
das durchwachsene, zu oft durch Feindlichkeit geprägte Leben eines
heranwachsenden homosexuellen Jungen. Ich hätte mir sehr gewünscht,
dass Robin abseits seiner Zukunftssorgen nicht auch noch mit so etwas
zu kämpfen haben muss, aber andererseits ist es wahrscheinlich auch
richtig, die Schattenseiten der Drag-Szene zu benennen und nicht
alles rosarot zu verzerren. Das hat einen stets an den Boden der
Tatsachen gebunden, aber trotzdem wie ich fand den Zauber des Drags
nicht allzu sehr gebrochen.
Mein Fazit:
Alle Aspekte, die sich
mit Drag beschäftigen, fand ich genial umgesetzt und ich habe die
Geschichte auch echt genossen. Nur die zwischenmenschliche Querelen
zwischen Robin und seinen Freunden bzw. seiner Familie haben dem
Ganzen einen Dämpfer verpasst. Ich kann daher keine volle Sternzahl
geben, aber es werden dennoch sehr gute 4,5 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐⭐,5