Mittwoch, 30. September 2020

Rezension zu "Doggerland - Die versunkene Welt" (Daniel Bleckmann)

Bibliografische Daten:

Titel: Doggerland - Die versunkene Welt
Autor: Daniel Bleckmann
Einbandart: Hardcover 
Seitenzahl: 304  
Lesealter: ab 11 Jahre 
ISBN: 978-3-7641-5197-3  

Klappentext:

Doggerland – so heißt das fruchtbare Land, das einst in der Steinzeit England mit dem europäischen Festland verband. Jäger und Sammler siedelten hier, bis alles nach der letzten Eiszeit in einem riesigen Tsunami unterging. Rund 8000 Jahre später geraten die Zwillinge Leya und Lex durch ein Zeittor in der Nordsee in diese fast vergessene Vergangenheit und schließen Freundschaft mit dem Häuptlingssohn Alif. Doch während sie voller Faszination in das Leben in der Wildnis eintauchen, naht die Zeit des großen Sturms …
(Quelle Daten, Bild & Text: Produktseite bei Ueberreuter)
Ich habe mich in meinen gelesenen Büchern schon durch viele verschiedene Epochen geturnt, aber 8000 Jahre in der Vergangenheit war ich bisher tatsächlich noch nie. Umso gespannter war ich auf Doggerland, ob die Steinzeitmenschen so wären, wie ich sie mir vorgestellt habe, wie die Dörfer dort sind, die Lebewesen, einfach alles.
 
Als Leser begleitet man Leya und Lex nicht nur von außen in die Steinzeit, sondern erhält dadurch, dass sie beide wechselnd aus ihrer Ich-Perspektive berichten, auch persönliche Einblicke in das Geschehen, darf an ihren Gedanken und Gefühlen teilhaben und kann sich so ein noch besseres Bild von allem machen. Zudem gibt es eine dritte Perspektive, nämlich von Alif, dem Steinzeitjungen, welche ich persönlich am lehrreichsten fand.
Dank Alif wurde man langsam an die Steinzeit und ihre Neuartigkeit gewöhnt, konnte sich mit den dort herrschenden Gewohnheiten und der Lebensweise der Bewohner vertraut machen und vor allem dem Vokabular, welches sich in vielen entscheidenden Punkten von unserem unterscheidet.
 
In Leyas Perspektive habe ich mich jedoch mit Abstand am wohlsten gefühlt, einfach weil sie mir schon von Beginn an super sympathisch war. Ruhig, klug, umgänglich, genau meine Kragenweite.
Ihren Bruder Lex dagegen wollte ich ab und zu packen und ihm sein grausiges Zocker-Vokabular aus dem Wortschatz schütteln. Im ersten Drittel war ich wirklich kurz davor, seine Kapitel nur noch zu überfliegen, aber im Laufe der Geschichte macht der Junge eine beeindruckende Entwicklung durch.
 
Das Abenteuer von Lex, Leya und Alif hat mir im Grunde genommen echt gut gefallen. Es kommt oft Spannung auf und gegen Ende nimmt die Geschichte ordentlich an Rasanz zu. Das fesselt enorm und das für mich überraschende Ende setzt dem Ganzen noch die Krone auf.
 
Abgesehen von der außergewöhnlichen Reise in die Vergangenheit einerseits voller Gefahren und andererseits auch voller neuer Freundschaften wird in der Geschichte auch auf akute Probleme aufmerksam gemacht. Ganz weit oben steht der Umweltschutz, im Moment aktueller denn je. Wie das sensible aber auch wichtige Thema für Kinder und Jugendliche einfach und ansprechend verpackt wurde, gefiel mir. Im Anschluss an das Buch kann jeder dann für sich selbst überlegen: In was für einer Welt möchte ich leben? Was bin ich bereit, dafür zu tun, dass es eine lebenswerte Zukunft wird, die auf mich wartet?
 
Mein Fazit:
Nach einigen erheblichen Startschwierigkeiten mit einem der Protagonisten bin ich gut in die Geschichte reingekommen und habe mich in der Steinzeit auch erstaunlich wohl gefühlt. Die Reise durch die Zeit war unterhaltsam, lehrreich, spannend und authentisch, und ist sehr zu empfehlen für alle, die mal einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit machen und dabei auch noch was über unsere Zukunft lernen wollen.
Vier von fünf Sternen gibt es von mir.
★★★★☆