Doggerland – so heißt das fruchtbare Land, das einst in der Steinzeit England mit dem europäischen Festland verband. Jäger und Sammler siedelten hier, bis alles nach der letzten Eiszeit in einem riesigen Tsunami unterging. Rund 8000 Jahre später geraten die Zwillinge Leya und Lex durch ein Zeittor in der Nordsee in diese fast vergessene Vergangenheit und schließen Freundschaft mit dem Häuptlingssohn Alif. Doch während sie voller Faszination in das Leben in der Wildnis eintauchen, naht die Zeit des großen Sturms …(Quelle Daten, Bild & Text: Produktseite bei Ueberreuter)
Ich habe mich in meinen gelesenen
Büchern schon durch viele verschiedene Epochen geturnt, aber 8000
Jahre in der Vergangenheit war ich bisher tatsächlich noch nie. Umso
gespannter war ich auf Doggerland, ob die Steinzeitmenschen so wären,
wie ich sie mir vorgestellt habe, wie die Dörfer dort sind, die
Lebewesen, einfach alles.
Als Leser begleitet man Leya und Lex
nicht nur von außen in die Steinzeit, sondern erhält dadurch, dass
sie beide wechselnd aus ihrer Ich-Perspektive berichten, auch
persönliche Einblicke in das Geschehen, darf an ihren Gedanken und
Gefühlen teilhaben und kann sich so ein noch besseres Bild von allem
machen. Zudem gibt es eine dritte Perspektive, nämlich von Alif, dem
Steinzeitjungen, welche ich persönlich am lehrreichsten fand.
Dank Alif wurde man langsam an die
Steinzeit und ihre Neuartigkeit gewöhnt, konnte sich mit den dort
herrschenden Gewohnheiten und der Lebensweise der Bewohner vertraut
machen und vor allem dem Vokabular, welches sich in vielen
entscheidenden Punkten von unserem unterscheidet.
In Leyas Perspektive habe ich mich
jedoch mit Abstand am wohlsten gefühlt, einfach weil sie mir schon
von Beginn an super sympathisch war. Ruhig, klug, umgänglich, genau
meine Kragenweite.
Ihren Bruder Lex dagegen wollte ich ab
und zu packen und ihm sein grausiges Zocker-Vokabular aus dem
Wortschatz schütteln. Im ersten Drittel war ich wirklich kurz davor,
seine Kapitel nur noch zu überfliegen, aber im Laufe der Geschichte
macht der Junge eine beeindruckende Entwicklung durch.
Das Abenteuer von Lex, Leya und Alif
hat mir im Grunde genommen echt gut gefallen. Es kommt oft Spannung
auf und gegen Ende nimmt die Geschichte ordentlich an Rasanz zu. Das
fesselt enorm und das für mich überraschende Ende setzt dem Ganzen
noch die Krone auf.
Abgesehen von der außergewöhnlichen
Reise in die Vergangenheit einerseits voller Gefahren und
andererseits auch voller neuer Freundschaften wird in der Geschichte
auch auf akute Probleme aufmerksam gemacht. Ganz weit oben steht der
Umweltschutz, im Moment aktueller denn je. Wie das sensible aber auch
wichtige Thema für Kinder und Jugendliche einfach und ansprechend
verpackt wurde, gefiel mir. Im Anschluss an das Buch kann jeder dann
für sich selbst überlegen: In was für einer Welt möchte ich
leben? Was bin ich bereit, dafür zu tun, dass es eine lebenswerte
Zukunft wird, die auf mich wartet?
Mein Fazit:
Nach einigen erheblichen
Startschwierigkeiten mit einem der Protagonisten bin ich gut in die
Geschichte reingekommen und habe mich in der Steinzeit auch
erstaunlich wohl gefühlt. Die Reise durch die Zeit war unterhaltsam,
lehrreich, spannend und authentisch, und ist sehr zu empfehlen für
alle, die mal einen kleinen Abstecher in die Vergangenheit machen und
dabei auch noch was über unsere Zukunft lernen wollen.
Vier von fünf Sternen gibt es von mir.
★★★★☆