Titel: Bestiarium. Das Tier in mittelalterlichen Handschriften
Autor*in: Christian Heck, Rémy Cordonnier
Erscheinungstermin:
29.09.2020
Abbildungen: 600, farbig
Seiten: 620
Ausstattung: Hardcover im Schuber
Ausstattung: Hardcover im Schuber
ISBN: 978-3-534-27202-0
Verlag: wbg Edition
Klappentext:
Mittelalterliche Handschriften sind Kunstwerke von unschätzbarem Wert. Aufwendige Verzierungen und schön gestaltete Initialen illustrieren die Texte. In den illuminierten Handschriften ist die ganze Bandbreite mittelalterlicher Buchkunst zu finden: von schlichten Zeichnungen bis hin zu farbenprächtigen Gemälden.Das Tier nimmt in der Buchmalerei einen zentralen Platz ein. In diesem Bildband beleuchten Rémy Cordonnier und Christian Heck die Rolle des Tieres in mittelalterlichen Handschriften und erklären Überlieferung, Symbolik und Ikonografie der Tierbilder. Kompetent und umfassend geben die Autoren eine Einführung in das mittelalterliche Weltbild, das den Lesern erlaubt, die Bilder in den jeweiligen historischen Kontext einzuordnen.[...](Quelle Daten & Text: Produktseite bei wbg)
Für dieses Buch muss ich vermutlich
etwas weiter ausholen. Ich bin normalerweise kein allzu riesiger Fan
von Sachbüchern, es sei denn, mich spricht das Thema wirklich auf
den ersten Blick an. Es muss einen Funken geben, sonst weiß ich
genau, dass ich mich nur durchquäle, wenn ich es halbherzig anfange.
Bei diesem Buch gab es Funken, und das enorm viele. Es ist einer
Hausarbeit über ein Geschichtsseminar zu verdanken, dass ich dieses
Bestiarium kennen und lieben lernen durfte, sonst hätte ich mich
wahrscheinlich niemals auf die Suche nach so etwas gemacht.
Es ist nicht so, dass mich Geschichte
im allgemeinen sehr interessiert, da bin ich ehrlich. Aber was mich
interessiert, sind Fabelwesen. Und parallel zu den Fabelwesen habe
ich gemerkt, wie anders die Sicht auf Tiere im Mittelalter noch war
im Vergleich zu jetzt, daher war das Buch ein absoluter Volltreffer.
Dort wird das Tier in mittelalterlichen Handschriften detailliert
anhand diverser Aspekte aufgeschlüsselt und mit Bildern versehen,
zudem findet man nicht nur „normale“ Tiere, die im Alltag der
Menschen damals eine Rolle gespielt haben, sondern auch Berichte über
Fabelwesen wie Basilisken oder Einhörner. Letztere haben mir immer
besonders gut gefallen, da gerade dort die Sichtweise oft eine ganz
andere war als heutzutage.
Abgesehen von den wie mir scheint sehr
sorgfältig und vielfältig recherchierten Texten, die verständlich
und in angenehmem, nicht zu trockenem Stil die Erwähnungen der Tiere
in Handschriften, ihre Bedeutung für die damalige Zeit und allgemein
etwas zur Erscheinung der Wesen wiedergeben, enthält das Buch auch
zahlreiche Illustrationen aus eben jenen historischen Quellen. Ich
war sofort hin und weg von den vielen Bildern, muss ich gestehen,
einfach weil es unglaublich faszinierend ist, wie entweder komplett
fern unserer Realität die Tiere dargestellt wurden oder anders herum
wie ähnlich sie der heutigen Sicht doch schon sind. Teilweise sind
ganze Doppelseiten mit Bildern gefüllt und haben mich in Staunen
versetzt, ich liebe es einfach.
Inhaltlich war das Buch für mich trotz
mangelnder Geschichtskenntnis ein Highlight schlechthin, aber gerade
bei so einem aufwändig produzierten Exemplar möchte ich es mir
nicht nehmen lassen, auch auf die Ausstattung des Bandes einzugehen.
Einzig ein strenger Farbgeruch, der von den Seiten ausgeht, hat mir
das Lesevergnügen etwas gedämpft, aber allein schon das Gefühl der
dicken Blätter mit den hochwertigen Illustrationen hat mich sofort
wieder an den Inhalt gefesselt und ins Schwärmen versetzt.
Das Buch besitzt einen separaten
Schuber zum Schutz, allein das ist eigentlich schon einen Luftsprung
vor Freunde wert. Dass der Schuber jedoch ähnliche Leinen-Details
wie das Buch besitzt und zum Schutz vor Absinken des Buchschnitts
durch das Gewicht der Seiten eine kleine Erhöhung in der Mitte
aufweist, die eben jenes verhindern soll, hat mein Bücherherz nicht
nur zum Schmelzen gebracht sondern regelrecht in Flammen gesetzt vor
Begeisterung. Noch nie habe ich einen so gut durchdachten und zum
Buch passenden Schuber gesehen, Hut ab!
Mein abschließendes Fazit fällt etwas
länger aus dieses Mal. Natürlich ist das Buch keine schmale
Investition, weder was den tatsächlichen Umfang, noch was den Preis
betrifft. Für viele ist das eine Menge Geld, mich eingeschlossen,
doch wenn man aufhört, das Buch als reine persönliche Bespaßung zu
sehen und anfängt, es als wissenschaftliches, sorgsam
zusammengetragenes Werk zu betrachten, schaut die Sache in meinen
Augen schon ganz anders aus. Hier fließen unglaublich hochwertiges
Design und Ausstattung mit vielfältiger Recherchearbeit zusammen zu
einer Wissenssammlung, die jede Abteilung mittlerer Geschichte, egal
ob in einer privaten oder öffentlichen Bibliothek, zweifellos
bereichert.
Mir hat das Bestiarium seit seiner
Ankunft jeden Tag versüßt, einfach nur durch den Anblick im Regal,
weil ich weiß, was für ein fantastisches Buch ich dort stehen habe
und wie glücklich ich mich schätzen kann, dass es ausgerechnet den
Weg zu mir gefunden hat.
Von mir bekommt dieses unglaubliche
Werk, dieses wunderschöne, lehrreiche, detaillierte und so eine
große Bandbreite an Wissen umfassende Werk, wie könnte es auch
anders sein, 5 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐⭐⭐🐉