Titel: Elbendunkel - Kein Weg zu dir
Autor*in: Rena Fischer
Ab 14 Jahre
496 Seiten
138 x 220 mm
Erschienen am:
26. 01. 2021
ISBN: 978-3-522-50658-8
Preis (Print): 17,00€
Klappentext:
Ash hat es geschafft: Sie ist Teil der Dunkelelben-Rebellen und wird auf Anordnung von Dusk, ihrem Vater und Rebellenführer, ausgebildet. Doch nicht alle sind mit ihrer Aufnahme einverstanden und bald gerät Ash in ein Geflecht aus Intrigen. Ihr Gegenspieler ist ausgerechnet Darel, für den sie keine romantischen Gedanken mehr haben darf, denn jeder glaubt, dass er ihr Halbbruder ist. Im Kampf gegen die Unterdrückung durch die Menschen entfernen sie sich immer weiter voneinander. Doch als ihr Stiefvater Jago zum alles entscheidenden Schlag gegen die Elben ausholt, müssen die beiden zusammenarbeiten, ob sie wollen oder nicht …
(Quelle Daten und Text: Produktseite der Verlagswebsite)
Ich muss sagen, dass ich in den letzten
Monaten recht viele gute, wenn nicht oft auch sehr gute Bücher
gelesen habe. Highlights gab es auch einige, doch keines, was ich
definitiv vorhergesehen habe. Meist waren es Überraschungen, das
unerwartete Vergnügen einer genialen Geschichte.
Elbendunkel Band 2 war keines dieser
Bücher. Dass die Fortsetzung mich umgehauen hat, war nicht
unerwartet, war nicht überraschend. Im Gegenteil, nachdem der
Dilogie-Auftakt eingeschlagen hat wie eine Bombe, bin ich fest davon
ausgegangen, dass Rena Fischer mich auch mit dem zweiten Teil nicht
enttäuschen würde. Das war eigentlich auch gar nicht möglich, denn
selbst wenn das Buch nur halb so raffiniert konstruiert und
sprachgewaltig verfasst worden wäre wie der erste Band, wäre es
immer noch ein absolutes Highlight gewesen, was wohl recht gut
verdeutlicht, auf welch enorm hohen Level diese Geschichte sich in
meinen Augen bewegt.
Für diese Fortsetzung ist meiner
Meinung nach zwingend die Kenntnis des ersten Bandes erforderlich, da
die Handlung in vielen Punkten auf das Geschehen des Auftakts
aufbaut. Das hat man auch zu Beginn wie ich fand recht stark gemerkt,
da die beiden Erscheinungstermine allerdings nicht allzu weit
auseinander lagen, fand ich zumindest größtenteils recht gut in die
Geschichte zurück. Was mich etwas ins Straucheln gebracht hat, waren
die vielen elbischen Begriffe und Namen, die jedoch wie auch schon
bei Band 1 in einem Glossar am Ende alle aufgeschlüsselt werden,
ohne das ich vermutlich verloren gewesen wäre.
Die Protagonisten Ash und Darel, die
man aus dem ersten Band bereits kennt, haben auch in diesem Teil
wieder ihre eigenen Erzählperspektiven, werden allerdings ergänzt
durch die Sichten weiterer Figuren, sodass eine große Vielfalt an
Settings entsteht. Für den ein oder anderen mag das zu viel sein,
ich dagegen fand es spannend und abwechslungsreich, wenn gerade im
entscheidenden Moment die Perspektive gewechselt hat und man sich
wieder in eine andere Situation und andere Figuren reindenken musste.
Ab und zu war man zwar etwas gefrustet, wenn es gerade wirklich
haarsträubend wurde, aber zum Glück sind die Kapitel nicht so ewig
lang, dass man lange auf eine Auflösung warten musste.
Mir gefiel diese Erzählweise sehr,
auch ein großes Kompliment an die Autorin für die Organisation, die
dahinter stecken muss, um den Überblick über die einzelnen Stränge
zu behalten, die nebeneinander her geführt werden und ab und zu ja
auch mal verknüpft werden müssen.
Ash und Darel sind absolute
Volltreffer-Figuren. Auch in diesem Buch machen sie noch eine enorme
Entwicklung durch, selbst wenn ich nach Band 1, wo sich besonders Ash
extrem verändert hat, schon dachte, es könnte kaum mehr besser
werden. Ash gewinnt nicht nur an Stärke, emotional wie physisch,
sondern auch an Gerissenheit. Mittlerweile steht sie Darel in nichts
nach, wenn es um unvorhersehbare Pläne und damit verbundene Plot
Twists geht, man weiß selten, was einen auf der nächsten Seite
erwartet.
Ich wurde so oft hinters Licht geführt,
überrascht, mitunter auch geschockt, sodass ich schnell aufgegeben
habe, zu erahnen, in welche Richtung die Geschichte gehen wird. Ich
habe es so sehr geliebt, mit Ash und Darel mitzufiebern, beide sind
unheimlich clevere und widerstandsfähige Personen, und vor allem
sind sie mir in diesem Band auch beide uneingeschränkt sympathisch
gewesen.
Auch die Nebenfiguren, sowohl die
bereits bekannten als auch die neuen, haben mich teils sehr stark
fasziniert und im Gegensatz zu den Protagonisten habe ich über die
weniger präsenten Charaktere sogar ein paar Tränen vergossen.
Tränen, für die ich Rena immer noch verfluche, die ich aber auch
ein Stück weit genossen habe, so schräg das klingen mag.
Band 2 finde ich sogar noch ein Stück
stärker als den ersten Teil. Band 1 hatte noch den Reiz des
Unbekannten, was man langsam kennen und lieben gelernt hat, die
Fortsetzung war wie nach Hause zu kommen, was aber nicht heißt, dass
man nicht auch Neues entdecken konnte. Dieses Buch war ebenso komplex
und vielschichtig wie der Auftakt der Dilogie, es werden viele
wichtige Themen angesprochen und das alles auf einer beeindruckend
hohen sprachlichen Ebene.
Der Schreibstil von Rena Fischer hat was
Anspruchsvolles, ohne dabei jedoch allzu umständlich zu sein. Die
Sprachkunst der Geschichte zeigt sich besonders in den Songtexten,
die in diesem Buch die Poetry Slams ergänzen, und in den Slams
selbst. Ich sagte es schon bei Teil eins, eigentlich kann ich solchen
Gedichten und Performances nicht viel abgewinnen, doch die Texte
haben mich so tief beeindruckt, dass ich wieder einmal meinen Hut vor
Rena ziehen muss. Man kann fast schon so weit gehen, zu sagen, man
hält mit dem Buch ein Stück sprachliche Perfektion in den Händen.
Dieses Buch hat mich auf vielen Ebenen
begeistert. Auf sprachlicher, auf inhaltlicher, auf emotionaler, auf
gesellschaftskritischer. Ich habe gelacht, gelitten, getrauert,
geflucht, kenne kein anderes, vergleichbares Buch, was mich in so
vielen Momenten gefordert und gleichzeitig gefoltert hat, mit dem ich
mich so intensiv beschäftigt habe und was mich trotzdem unzählige
Male kalt erwischt und ausgetrickst hat.
Alles, was ich empfinde, ist ganz große
Liebe für diese fantastische Geschichte und unendliche Dankbarkeit
an Rena für das Erschaffen dieses kleinen Meisterwerkes.
Mein Fazit:
Volltreffer. 5 Sterne, selbst wenn ich
gern mehr vergeben würde. Lest diese Dilogie, sie ist jede Sekunde
eurer Zeit wert!
⭐⭐⭐⭐⭐