Mittwoch, 1. Dezember 2021

Rezension zu "Late Night - Unter Haien" (Nora Welling)

Bibliografische Daten:
Titel: Late Night - Unter Haien
geschrieben von Nora Welling
Verlag: Lübbe Belletristik
Format: Paperback
Genre: Liebesromane
319 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-404-18549-8
Ersterscheinung: 26.11.2021
Preis (Print): 12,99€

Klappentext:

In der TV-Show Unter Haien suchen junge Gründer Investoren für ihre Ideen. So auch Programmiererin Louisa. Ihre Software soll Autisten die Kommunikation erleichtern – Menschen wie ihrer Schwester. Als ausgerechnet Hardliner Ruben Stephanski ihr nicht nur Geld, sondern auch eine einjährige Mentorenschaft anbietet, hat sie das Gefühl, es geschafft zu haben. Zunächst ist sie von dem attraktiven Selfmade-Millionär, der so ganz anders ist als sie, fasziniert. Doch bald schon merkt sie, dass Ruben ganz andere Ziele als sie verfolgt …
(Quelle Daten, Text und Cover inkl. Copyright: Bastei Lübbe)
Late Night – Unter Haien stand ich zunächst etwas skeptisch gegenüber. Office-Romance ist normalerweise nicht so ganz mein Ding, aber ich wollte es versuchen, da mich der Aspekt mit der App, die Louisa entwickelt hat, beeindruckte. Ich war tatsächlich auch von der ersten Hälfte enorm angetan, bis dann eine Flaute kam, die für mich bis zuletzt anhielt. Dazu hätte ich mir mehr Szenen mit der Zielgruppe der App gewünscht, zum Beispiel Louisas Schwester. Aber nun mal von vorn.
 
Der Einstieg ins Buch gelang mir mühelos und erinnerte sehr stark an eine bekannte deutsche Fernsehshow, in der Start-Ups sich Investoren vorstellen können. Mir gefiel diese Parallele, da ich die Sendung immer recht gern geschaut habe, und die Begeisterung von Lou färbte zusehends auf mich ab. Ich fühlte ihre Nervosität, aber auch ihren Mut, ihre Durchsetzungskraft. Ich war mit ihr verbunden, selbst wenn ich absolut keine Ahnung von der Materie habe.
Mich hat dann sehr erstaunt, dass sie nur wenige Wochen älter ist als ich, das hat mich kurz aus dem Gleichgewicht gebracht. Aber ihr Engagement als Programmiererin und Geschäftsfrau war zu beeindruckend, um mich lange verunsichern zu lassen. Sie hat zwar keine Erfahrung in der Businesswelt, aber zu sehen, wie sie langsam aber sicher über sich selbst hinauswächst und selbstbewusster wird, fand ich super.
 
Ruben war.. besonders. Er ist auf den ersten Blick der typische Boss, glatt gebügelt, galant, etwas von oben herab, fordernd, direkt. Aber hinter der Schale lauert ein Kern, den man auf den ersten Blick nicht erwarten würde. Auch der erfolgreiche Geschäftsmann ist dem Druck nicht immer gewachsen und er schleppt ein Geheimnis mit sich herum, was ab und zu durchklingt und am Ende noch für ordentlich Drama sorgt. Ich mochte das, es hat der Geschichte Pfeffer verliehen und gleichzeitig eine Message mitgegeben.
 
Dennoch hat mich die Geschichte irgendwann ab der Hälfte verloren. Die ersten 35% habe ich an einem Abend weggeatmet, ohne zu bemerken, wie schnell die Zeit vergeht. Die Technik begeisterte mich, der Arbeitsplatz von Louisa und all die Veränderungen waren atemberaubend und spannend, die Chemie zwischen ihr und Ruben nicht zu leugnen. Doch bald schwand in meinen Augen das Gefühl, es war für mich fast nur noch Lust zwischen den beiden wahrnehmbar und das war wirklich schade, denn es fing so vielversprechend an. Meine Faszination schrumpfte und ich schob mich zunehmend lustloser durch das Buch, bis der große Knall kam und mich wieder ein wenig aufweckte.
 
Was mir neben der Beziehung von Lou und Ruben, neben der Geschäftswelt gefehlt hat, war der direkte Bezug zu den autistischen Nutzern der App. Ich finde es immer spannend zu sehen, wie Autisten in Büchern dargestellt werden, ich mag die unverfälschte, ehrliche direkte Art der Personen sehr. Louisas Schwester Pauline lernt man zwar kennen, auch einmal kurz im Zusammenhang mit der App. Aber leider wie ich finde viel zu selten.
 
Mein Fazit:
Starker, packender Anfang, dann eher schleichend bis zum Ende. Für meinen Geschmack zu wenig Bezug zu den Autisten, die ja eigentlich nicht unwesentlich für die Geschichte sein sollten. Auch die tieferen Gefühle zwischen den Protagonisten fehlten mir etwas.
Von mir gibt es 3,5 von 5 Sternen. 
⭐⭐⭐,5