Titel: Ansuz - Das Flüstern der Raben
geschrieben von Malene Sølvsten
ISBN: 978-3-03880-047-7
Seiten: 800, Hardcover
ab 14 Jahren
Erschienen am 17.09.21
Preis (Print): 22,00€
Klappentext:
Die 17-jährige Anne kann Ereignisse in der Vergangenheit sehen, und eines Nachts hat sie eine Vision von einem grausamen Mord. Ein rothaariges Mädchen wird getötet, und auf ihrem Körper hinterlässt der Täter ein Runenzeichen. Kurz darauf werden in der Gegend tatsächlich rothaarige Mädchen tot aufgefunden, alle mit demselben Zeichen. Auf einmal ist die nordjütländische Kleinstadt voller Fremder mit mystischen Kräften, die Annes Nähe suchen: die Asen-Gläubige Luna, der göttlich schöne Mathias und der geheimnisvolle Varnar. Aber wer ist ihr Freund und wer ihr Feind? Um die Welt vor der Ragnarök zu retten, muss Anne den Mörder finden – bevor er sie findet.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Arctis Verlag)
Ansuz hat mich so lange beschäftigt, wie schon seit Jahren kein Buch
mehr. Man könnte jetzt denken, das sei ein schlechtes Zeichen, aber
mitnichten! Ich habe zwar sehr lange für die Geschichte gebraucht, aber
das lag keinesfalls daran, dass ich das Buch nicht spannend oder
fesselnd fand. Im Gegenteil, wenn ich dann mal die Gelegenheit hatte,
dazu zu greifen, las es sich an vielen Stellen wie von selbst.
Vielleicht war meine Motivation deshalb so löchrig, weil ich geahnt
habe, dass das Buch mir zum Ende hin noch das Herz brechen würde und ich
nicht wollte, dass das passiert. Letztendlich bin ich trotzdem nicht
glimpflich davongekommen.
Mein Highlight und zugleich aber auch ein erster Kritikpunkt war die
Protagonistin Anne. Ich habe ihre trockene, beinahe abweisende und
schroffe Art von der ersten Seite an geliebt und mich über jeden Dialog,
in dem man ihre nüchternen Kommentare in Action erleben durfte,
diebisch gefreut. Sie war einfach klasse, wenn man davon absieht, dass
ihr quasi nicht existenter Selbsterhaltungstrieb mir graue Haare hat
wachsen lassen. Ich habe selten eine Hauptfigur gesehen, die sich so oft
und so unbedacht selbst in Gefahr gebracht hat, meist um jemand anderen
zu retten. Das mag ritterlich sein, in Anbetracht der Tatsache, welchen
Stellenwert sie in der Geschichte einnimmt, jedoch nicht sonderlich
klug. Und dennoch liebe ich dieses verrückte Mädchen auch nach dem Lesen
des Buches noch abgöttisch.
Anne wird begleitet von einem Haufen uriger Nebenfiguren. Manche
hasst man zutiefst, manche haben definitiv ein Rad ab, manche toleriert
man halt, manche lernt man aber auch flugs lieben, nur damit sie einem
dann auf übelste Weise das Herz herausreißen können. Mein Favorit war
Monster, Annes Hund, den man bereits am Anfang schon kennenlernt. Er
sorgt für einiges Aufsehen, wie aber eigentlich so gut wie jeder in
diesem Buch. Es gibt hier keine „Normalos“, jeder ist auf seine Weise
schräg und was Besonderes.
Die Gefühlsachterbahn, die die Autorin mich hier hat durchleben
lassen, war auf Level Extraklasse. Stets stand hinter der nächsten Ecke
jemand mit einem neuen Klopper, den man nicht hat kommen sehen, immer
wieder wurde ich überrascht, geschockt und gegen Ende zutiefst verraten,
was ich ehrlich gesagt auch jetzt noch nicht verdaut habe. Ich habe all
diese Entwicklungen geliebt, etwas viel wurde es mir nur an den
Stellen, an denen die Mythologie aufgerollt und erklärt wurde. Da hat
mein Kopf ganz schön geraucht und ich glaube, so richtig zu 100%
verstanden habe ich immer noch nicht alles, aber das tut meiner
Begeisterung keinen Abbruch.
Was mich jedoch leider so gar nicht überzeugt hat, war die Romantik,
die hier eingestreut wurde. Anne wird zugleich gehasst und von allen
Seiten von attraktiven Männern belagert, wobei ausgerechnet der, der am
unsympathischsten rüberkommt und am schlechtesten Gefühle zeigen kann,
der Love Interest wird. Zwischen den beiden gab es für mich null
nachvollziehbare Anziehung, kein Prickeln, keine Emotionen. Sehr schade,
denn das Buch hätte meiner Meinung nach auch bestens ohne Beziehung für
Anne funktioniert.
Mein Fazit:
Trotz der Kritikpunkte kann ich nicht anders, als 5
von 5 Sternen zu vergeben. Warum? Weil ich einfach vom Hocker gefegt
wurde von dieser Geschichte. Trotz verkorkstem Liebesdrama und einer
Protagonistin, die an vielen Stellen den Überlebensinstinkt einer
Zeitung im Regen hat, hat mich Ansuz bestens unterhalten. Hat mich zum
Staunen und Lachen gebracht, hat mich fluchen lassen, hat mich
niedergeschmettert und dann wieder etwas aufgebaut. Ich kann gar nicht
anders, als nach diesem Ende die Fortsetzung sehnlichst zu erwarten!
⭐⭐⭐⭐⭐