Samstag, 19. Februar 2022

Rezension zu "Ewig braucht doch keiner" (Matthias Kohm)

Bibliografische Daten zum Buch:
Titel: Ewig braucht doch keiner
geschrieben von Matthias Kohm
ISBN: 978-3-03880-057-6
Erscheinungstermin: 16.02.22
384 Seiten, Hardcover
Preis (Print): 16,00€
ab 12 Jahren

Klappentext:

Tischlerlehrling Meyer hat eigentlich keine Ahnung vom Schreiben und doch erzählt er uns, wie es dazu kam, dass sechs Jugendliche in einer Krebs-Reha plötzlich beschlossen, eine neue Religion zu gründen. Eine, die keine Ewigkeit verspricht, denn ewig ist ein Scheißwort, darüber waren sich alle einig. Es musste etwas her, dass ihnen die Angst vor dem kalten Grauen nimmt. Zwischen gesund werden und philosophieren badete Meyer nackt – und ohne Mütze – im Reha-Pool, half Freund Adrian beim Predigen auf S-Bahn Sitzen, verliebte sich Hals über Kopf in Johanna und wurde unfreiwillig zum Redner auf gleich zwei Beerdigungen …
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Arctis Verlag)
„Ewig braucht doch keiner“ ist ein Buch aus einem meiner liebsten Verlage. Arctis findet die schönsten Perlen der Jugendliteratur und umso betrübter war ich, als ich feststellen musste, dass dieses Buch mich ausnahmsweise nicht so richtig begeistern konnte. Ich wollte es wirklich lieben, aber es hat einfach nicht hingehauen.
 
Der Schreibstil, dem ich im Prolog noch mit freudigem Erstaunen begegnet bin, stellte sich später als immer größere Stolperfalle für mich heraus. Der Protagonist Meyer berichtet aus seiner Ich-Perspektive, er erzählt sehr umgangssprachlich und als wäre er im direkten Dialog mit den Lesenden. Man hat das Gefühl, man wird persönlich adressiert, aber durch diese sehr vertrauliche und eigenwillige Erzählung fiel es mir auch oft schwer, objektiv zu bleiben und dem Geschehen flüssig folgen zu können.
 
Meyers Perspektive hat mir die Nähe zu den anderen Figuren etwas schwer gemacht. Er bringt so viel von sich und seiner eigenen Meinung mit ein, dass meine eigenen Gefühle auf der Strecke blieben und ich mir nur mühsam ein eigenes Bild machen konnte. Manche Figuren hat man aber auch einfach nicht so intensiv kennengelernt, wie ich es mir gewünscht hätte.
Durch die fehlende Nähe konnte mich auch die zarte Liebesgeschichte, die in die Geschichte der Clique eingewoben wurde, nicht so ganz packen. Ich habe es dem Paar von Herzen gegönnt, vor allem in Anbetracht der Situation, in der sie alle stecken. Jedoch haben die Emotionen mich nicht berührt.
 
Die Religion, die gegründet werden soll, fand ich einen spannenden Ansatz. Als jemand, der sich selbst kaum bis gar nicht mit Religionen auseinandersetzt, hatte ich zunächst die Befürchtung, dieser Strang könnte mich gedanklich abhängen und eher stören. Aber die Gedanken der Jugendlichen dazu fand ich gut und ich konnte auch für mich selbst einiges daraus mitnehmen. Wie bei der Beziehung in der Geschichte hat jedoch auch hier für mich der letzte Funke zur Überzeugung gefehlt, ich fand es interessant aber nicht überragend.
 
Durch den Schreibstil habe ich mich stellenweise etwas mühsam durch das Buch schieben müssen, und dass ich keinen direkten und intensiven Draht zu den Figuren und zum Geschehen hatte, hat das Leseerlebnis noch weiter entschleunigt.
Ich muss jedoch sagen, dass das Thema Krankheit mir im Großen und Ganzen wider Erwarten nicht zu niederschmetternd war, sondern angenehm in die Dynamik der Gruppe und das restliche Geschehen eingebettet wurde. Es wurde zwar stellenweise ernster, aber nicht zu deprimierend. Gedrückte Stimmung gab es, aber nicht durchgehend.
 
Mein Fazit:
Ein ungewöhnliches Buch über Freundschaft, Krankheit und den Glauben, was mit einem einzigartigen Erzählstil aufwarten kann, mich aber letztendlich auch genau damit aus dem Konzept gebracht hat. Mir hat die Nähe zu den Figuren gefehlt und das Gefühl konnte mich nicht zu 100% erreichen. Ich hatte hohe Erwartungen, denen die Geschichte leider nicht standhalten konnte, daher vergebe ich mittelmäßige 3 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐