Titel: Dunbridge Academy - Anywhere
geschrieben von Sarah Sprinz
Verlag: LYX
Format: Paperback
Genre: New Adult
461 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7363-1655-3
Ersterscheinung: 26.01.2022
Preis (Print): 12,90€
Klappentext:
Sich zu verlieben, das stand nicht auf Emmas Agenda, als sie für ein Auslandsjahr an der schottischen DUNBRIDGE ACADEMY angenommen wird – dem Internat, an dem sich ihre Eltern kennengelernt haben. Hier will sie Hinweise auf ihren Vater finden, der die Familie vor Jahren verlassen hat. Ablenkung von ihrem Plan kann sie dabei nicht gebrauchen, aber als sie Schulsprecher Henry trifft, weiß Emma sofort, dass sie ein Problem hat. Während geheimer Mitternachtspartys und nächtlicher Spaziergänge durch die alten Gemäuer der Schule wachsen Gefühle zwischen ihnen, gegen die Emma schon bald machtlos ist. Doch Henry hat eine Freundin und Emma kein Bedürfnis, sich das Herz brechen zu lassen ...
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Bastei Lübbe/LYX)
Eigentlich liebe ich
Internatsgeschichten. Und wenn eine Rezension schon mit dem Wort
Eigentlich beginnt, sollte bereits herausklingen, dass danach ein
Aber folgt. Dieses Aber war die Protagonistin, das Aber waren viele
Kleinigkeiten, über die ich mich geärgert habe, dieses Aber war ein
Handlungsstrang, der für mich ungenügend und zu früh abgewürgt
wurde, dieses Aber war ein dramatisches Vorkommnis im letzten
Drittel des Buches, was mich nicht annähernd so berührt hat, wie
ich es mir gewünscht hätte. Okay, es sind ein paar mehr Aber's.
Ich starte mal ganz vorn, mit den
Protagonisten und deren Beziehung. Emma und Henry haben einen
schwierigen Stand, wenn man das so sagen kann ohne zu spoilern. Sie
wollen sich, aber dürfen sich nicht haben, bzw. Henry darf Emma
nicht haben. Das hält die beiden ungeachtet jeglicher moralischer
Regeln aber nicht davon ab, dennoch herumzuturteln und Körperkontakt
zu genießen. Bis zu einem gewissen Grad habe ich mich über die
heimlichen Blicke und die Anziehung nicht aufgeregt, aber eine Szene
hat den Bogen eindeutig überspannt. Die Beziehung der beiden konnte
mich im Großen und Ganzen leider nicht richtig überzeugen und in
Anbetracht ihrer Taten freute ich mich auch nicht für sie, als sie
schlussendlich zusammenfanden. Ich wurde nicht berührt, nur
verärgert.
Was schade war, denn Henry ist an und
für sich ein ganz netter Kerl, ein Good Guy, der sich nicht zu
schade ist, auch mal ein paar Tränen zu weinen. Eine wirklich
erholsame Abwechslung verglichen mit all den harten Typen, die nicht
mal auf der Beerdigung ihrer eigenen Testikeln mit der Wimper zucken
würden.
Auch Emma wirkt anfangs noch echt
sympathisch, ich bewundere jeden, der sich entschließt, ein
Auslandsjahr an einer anderen Schule zu machen, mit deren Sprache man
nicht aufgewachsen ist. Doch die Ziele, die sie zunächst mit einer
ungesunden Besessenheit verfolgt, werden für meinen Geschmack schon
viel zu früh aufgelöst und sie sieht sich sehr oft in der
Opferrolle, wenngleich sie fantastische Freunde hat, die ihr den
Rücken stärken und in Schutz nehmen. Zum Ende des Buches hin trifft
sie eine folgenschwere und unendlich dumme Entscheidung, über die
ich einfach nur fassungslos den Kopf geschüttelt habe. Spätestens
da war jeder Respekt, jeder Funken Bewunderung vom Anfang getilgt.
Um mal etwas positives zu formulieren:
Ich liebe das Setting und die Nebenfiguren sehr. Die Academy mit all
ihren versteckten Orten und Gängen, dieses charmante alte Gemäuer
mit Traum-Bibliothek, ausladenden Gärten, all das hatte ich sehr,
sehr gern vor Augen. Ich habe mich zeitweise ebenfalls dort hin
gewünscht, einfach um ein wenig ungestört durch die Gegend zu
flanieren und auf Entdeckungstour zu gehen.
Die Freunde von Henry und Emma sind mir
oft sehr viel lieber gewesen als die Protagonisten selbst. Tori und
Sinclair, die ebenfalls in einem der Bände eine Hauptrolle spielen,
sind absolute Goldstücke. Ich liebe ihren Humor, ihre sorglose Art
und ihre bedingungslose Loyalität und Freundschaft den beiden
Hauptfiguren gegenüber. Sie sind einfach genau die Art von Freunden,
die man sich für Protagonisten wünschen würde. Grace, die leider
soweit ich weiß keinen eigenen Band bekommt, ist meine heimliche
Heldin des ganzen Bandes und ich empfinde grenzenlosen Respekt für
sie. Wenn ihr das Buch lest, werdet ihr wissen, warum.
Wie schon erwähnt, wird Emmas
eigentliches Vorhaben bezüglich ihres Vaters für meinen Geschmack
viel zu schnell und unkompliziert abgehakt. Das hatte ich mir in
Anbetracht des Klappentextes etwas umfangreicher vorgestellt. Ich
blieb emotional die ganze Zeit recht weit außen vor, konnte mich
nicht in die Figuren hineinversetzen und habe auch nur wenig mit
ihnen mitgefiebert. Entsprechend hat das Drama um Henry, was sich
gegen Ende noch auftut, mich leider auch sehr viel kälter gelassen,
als ich mir das gewünscht hätte. Die Autorin schreibt an dem Punkt
auf technischer Ebene wirklich gut, sie lässt seine Gefühle
authentisch und nachvollziehbar wirken, doch auf tieferer Ebene
berührt haben sie mich einfach nicht.
Mein Fazit:
Die Hauptfiguren und
ihre Beziehung konnten mich leider nicht zu 100% von sich überzeugen,
dem gegenüber standen das wundervolle Setting und die großartigen
Nebenfiguren, die die Geschichte wieder etwas gerettet haben. Ist man
erstmal in einem Lesefluss, lässt sich das Buch gut wegarbeiten, mir
gefiel der Schreibstil der Autorin. Ich mochte die Idee hinter der
Geschichte, aber die Umsetzung hakte leider an einigen Stellen für
mich.
Mit zwei zugedrückten Augen vergebe
ich noch 2,5 und gerundet dann 3 von 5 Sternen, freue mich aber
dennoch zugleich sehr auf den zweiten Band, auf Tori und Sinclair.
⭐⭐,5