"Lass nicht die Gegenwart für das Unbekannte der Zukunft im Stich. Man übersieht, umgeht, verschiebt viel Glück auf eine Jahre in der Zukunft liegende Zeit, die vielleicht nie kommt. Warte nicht ab und verpass den Moment wegen eines Morgens ohne Garantie."
Kate "Bright Side"
Sedgwick ist ein lebensfroher und fröhlicher Mensch. Nicht umsonst
gab ihr bester Freund Gus ihr diesen Spitznamen. Denn trotz
schwieriger Jahre hat Kate nie aufgehört die Dinge optimistisch zu
sehen und strahlt pure Zufriedenheit aus. Gleichzeitig steht sie der
Liebe skeptisch gegenüber, sodass es gewiss nicht zu ihrem Plan
gehört, sich auf dem College zu verlieben. Aber als sie Keller
trifft, bemerken beide, dass sie nicht nur Freunde sein können, auch
wenn sie beide ihr Päckchen zu tragen haben und diese Geheimnisse am
Ende entscheiden können, ob Herzen gebrochen werden..
Kate
ist ein Charakter, der mich beeindruckt hat. Sie ist immer gut drauf
und begegnet allem mit einer großen Portion Ironie und Witz, mit
ihrer herzlichen, offenen Art schaffst sie es, jeden zu entwaffnen,
sodass man sie einfach gernhaben muss. Mir gefallen die
selbstbewussten, schlagfertigen weiblichen Charaktere in Büchern,
und Kate ist definitiv einer davon. Im Laufe der Geschichte
offenbaren sich viele Geheimnisse über ihre Vergangenheit, die ihre
warme und lebensfrohe Ausstrahlung und Denkweise nur umso
bewundernswerter machen. Kate ist es wichtig, den Moment zu leben und
das Hier und Jetzt zu genießen, ihr fließt Spontanität durch die
Adern, die auch auf ihre Freunde abfärbt. Sie lockt andere aus der
Reserve und lehrt sie, Spaß zu haben, solange man die Gelegenheit
dazu hat.
Keller ist der männliche Gegenpart zu Kate. Er jobbt in einem Café, das in der Nähe des College-Campus' gelegen ist und ist der typische charmante, gutaussehende Kerl, dem alle Frauen zu Füßen liegen, doch da macht er sich nicht viel draus. Weil er (unfreiwillig) daran arbeitet, in die Fußstapfen seiner Mutter zu treten, und seine Zukunft bereits komplett durchgeplant ist, ist er in der Hinsicht das komplette Gegenteil von Kate. Doch auch Keller hat ein Geheimnis und verbringt jedes zweite Wochenende in Chicago. Der Grund kann nur eine Freundin sein, glaubt Kate.. Oder?
Auch die Nebenfiguren haben alle eine eigenen Geschichte, sei es nun Clayton, Kates erste Bekanntschaft am College oder ihr bester Freund Gus, zu dem sie eine sehr spezielle und innige Beziehung hat. Jede ist mit Liebe geschaffen, allerdings wirken einige krampfhaft mit Hintergrund beladen, dazu komme ich jetzt.
Ich bin normalerweise kein Mensch, der ein Problem mit Klischees in Büchern hat, im Gegenteil. Jede noch so oft aufgewärmte Thematik kann mich immer wieder begeistern. Jetzt kommt das große ABER: Nahezu jede der Figuren hatte irgendwelche Probleme. Die Zahl derer, die keine haben, kann man an einer Hand abzählen und was mir noch viel mehr aufstößt, ist, dass das Schicksal einer der Figuren nach der ersten Erwähnung kaum noch Beachtung findet. Es wirkt, als sei es diesem Charakter nur zugeschrieben worden um auch wirklich jedes Klischee eines Teenie-Liebesromans abzudecken, so böse das jetzt auch klingen mag. Ich mochte die Charakterauswahl, jedoch hätten zwei oder drei vielleicht eine unkompliziertere Vergangenheit vertragen können, da das Hauptaugenmerk ja sowieso auf den Protagonisten liegt (*hust Überraschung *hust).
Die Geschichte ist sowohl aus der Sicht von Kate und Keller geschrieben, am Anfang dominiert Kates Part, am Ende Kellers. Gerade der Teil von Kate ist amüsant zu lesen, ihre impulsiven Gedanken und Handlungen bringen einen zum Lachen und die Geständnisse über ihre Vergangenheit lassen einen das Geschehene in einem anderen Licht sehen. Doch auch Kate hat in ihrem Rucksack für meinen Geschmack ein Gewicht zu viel, als dass es noch wirklich realistisch wirkt.
Das Buch beginnt wie eine typische Liebesgeschichte, langsam und zart, doch gerade ab der Mitte des Buches häufen sich die dramatischen Beichten und man hat das Gefühl, fast nur noch von Katastrophen umgeben zu sein. Zum Glück wird das ganze durch Kates Frohsinn, witzige Dialoge und einige positive Ereignisse etwas gemildert. Mit dem Ende bin ich zufrieden, auch wenn ich ehrlich gesagt befürchtet hatte, dass die Autorin meinen Erwartungen auch kurz vor Schluss noch einmal über den Haufen werfen würde.
In diesem Buch kommen alle Thematiken zusammen, die auch jeweils allein eine ganze Buchreihe hätte füllen können: Depressionen, Essstörungen, Alkohol- und Drogenprobleme, unheilbare Krankheiten, Schwangerschaft, Homophobie, früher Tod, Liebeskummer, auf der einen Seite Eltern, die einem die eigene Karriere aufzwingen wollen, auf der anderen Seite Eltern, die sich wiederum überhaupt nicht kümmern, häusliche Gewalt, und wenn es noch ein Thema gibt, was gern mal in Young Adult-/Liebesromanen aufgegriffen wird, dann hat auch das bestimmt irgendwo in diesem Buch Anwendung gefunden und es ist mir lediglich gerade entfallen. Das Schlimme ist wie gesagt, dass einige dieser Dinge nur am Rande der Geschichte erwähnt werden, meiner Meinung nach keinen entscheidenden Teil zur Geschichte beitragen und somit einfach überflüssig sind. Es wirkt, als wären sie nur der Vollständigkeit der Klischees halber eingebaut worden.
JEDOCH hat mich dieses Buch mehrmals zum Weinen gebracht und die Idee hinter der Story gefällt mir wirklich gut, wie ebenfalls bereits erwähnt, stört mich nur die Vielzahl an Klischees, und nicht dass sie generell da sind. Irgendwann fragte ich mich nur noch, was nun als nächstes für eine Katastrophe aufkommen könnte, und das finde ich wirklich schade, denn die Grundgeschichte hätte definitiv Potential gehabt.
Mein Fazit:
Ich wurde zwiegespalten zurückgelassen, einerseits berührt mich die Geschichte zutiefst, andererseits ist sie für meinen Geschmack zu schicksalsbeladen. Irgendwie habe ich das Bedürfnis ihr sowohl fünf als auch nur einen Stern zu geben, viele werden meine Meinung nicht teilen oder meine Argumentation nicht nachvollziehen können, dessen bin ich mir sicher.
Erwartet habe ich einen "normalen" Young Adult Roman mit typischen Problemen junger Leute im College-Alter, bekommen habe ich viel mehr.. zu viel.
Die Vielzahl an positiven Rezensionen zeigt es: Dieses Buch hat viele begeisterte Leser. Eine Hälfte von mir gehört dazu, die andere nicht. Ich dachte von mir selbst immer, nicht kritisch bei Büchern zu sein.. nun, wieder etwas über mich selbst gelernt.
Für meinen Geschmack wäre in diesem Fall weniger definitiv mehr gewesen! Aber die Botschaft des Buches sollte jeder beherzigen, nämlich den Moment zu genießen und zu leben, als wäre es der letzte.
Ich vergebe die Mitte, drei von fünf Sternen.
★★★☆☆