Dies war meine vierte Leserunde bei der Lesejury, allerdings die erste, die ein Fantasy-Buch behandelt hat. Es hat mir unglaublich viel Spaß bereitet, mit allen Teilnehmern zu diskutieren, vielen Dank, dass ich dabei sein durfte! 😍
Bibliografische Daten:
Titel: Das Herz aus Eis und Liebe
Autor: Renée Ahdieh
Verlag: One
Hardcover,
431 Seiten
Erzählendes für junge Erwachsene
Altersempfehlung: ab 14 Jahren
ISBN: 978-3-8466-0088-7
Ersterscheinung: 28.06.2019
(Quelle Daten & Bild: Produktseite des Verlags)
Nachdem Okami sich den Fängen des
Kaisers ausgeliefert hat, bleibt Mariko keine Wahl, sie muss mit
ihrem Bruder und ihrem Verlobten ins Schloss der Herrscherfamilie
kommen. Nur indem sie wie vor ihrem Treffen mit dem Schwarzen Clan
vorgesehen Raidens gehorsame zukünftige Ehefrau spielt, hat sie eine
Chance, den Mann, den sie liebt, befreien zu können. Doch Mariko
muss jeden Schritt im kaiserlichen Palast vorsichtig abwägen,
zwischen Intrigen und Geheimnissen einen kühlen Kopf bewahren, denn
sie setzt sich einer Gratwanderung zwischen Macht und
Unberechenbarkeit aus. Nur so besteht die Möglichkeit,
herauszufinden, wer es auf sie abgesehen hat, und Okami zu retten.
„Das Herz aus Eis und Liebe“ ist
bereits der zweite Teil der Samurai-Dilogie um Mariko und Okami,
sollte folglich auch nicht ohne Vorkenntnis des ersten Bandes gelesen
werden, da die Teile inhaltlich aufeinander aufbauen.
Das Cover passt von der Art des Designs
her zwar zu Band eins, jedoch gefällt mir wieder nicht, dass das
dargestellte Mädchen ein „normales“ Kleid und keinen Kimono
trägt, wie es doch eigentlich üblich ist und in der Geschichte auch
vielfach beschrieben wird.
Wie auch schon im ersten Teil ist das
Geschehen nicht nur aus der Sicht einer Figur erzählt, sondern man
bekommt eine Vielzahl von Einblicken in die unterschiedlichen
Handlungsstränge. Mal streift man mit Mariko durch den Palast,
begibt sich mit Kenshin in das Freudenhaus um Yumi, Tsuneokis
Schwester, zu treffen, schmiedet Pläne mit dem Anführer des
schwarzen Clans oder beobachtet Kanako, die Geliebte des verstorbenen
Kaisers, beim Wirken ihrer tückischen Magie.
Der Schreibstil ist nicht für jeden
was, das kann man ganz klar sagen. Die Autorin schreibt sehr poetisch
und ausschmückend, böse Zungen würden sagen umständlich und
verschachtelt. Und doch gehört einige Raffinesse dazu, sich so
ausschweifend und metaphorisch auszudrücken.
Leider hat diese Schreibweise besonders
die Gedankenrede der Figuren manchmal sehr zäh gemacht, welche sich
häufig auch noch über viele Seiten hinzog, ohne dass es
nennenswerte geschichtliche Fortschritte gab. Einerseits war es
natürlich interessant, das Gefühlsleben der Figuren so intensiv und
genau beobachten zu können, doch das hätte in kleineren Dosen
meiner Meinung nach besser funktioniert, denn so ist leider das
Verhältnis von Plot und Gedankenrede sehr unausgewogen.
In den ersten zwei Dritteln kommt die
Geschichte inhaltlich kaum voran, wohingegen sich im letzten Drittel
die Ereignisse nur so überschlagen. Hätte man mehr Action in die
ersten beiden Abschnitte verlagert, wäre sicherlich auch das ganze
Gegrübel der Figuren leichter zu lesen gewesen, ohne dass man sich
nach zehn Seiten fragen muss, ob derjenige überhaupt einen Atemzug,
geschweige denn einen Schritt getan hat.
Durch die etwas unpersönliche
Erzählweise ist es schwierig, eine Beziehung zu den Protagonisten
aufzubauen, so etwas fällt mir bei Berichten aus der Ich-Perspektive
immer wesentlich leichter. Deshalb habe ich wie schon in Band eins
keine wirkliche Verbindung zu Mariko oder anderen gehabt, was ich
persönlich sehr schade finde. Aber auch wenn dadurch ein bisschen
Gefühl und Tiefe verloren gegangen ist, habe ich gespannt das
Geschehen verfolgt und auf die nächste unerwartete Wendung oder
Überraschung gehofft.
Leider wurde ich in dieser Hinsicht
auch etwas enttäuscht, denn so richtig viele Überraschungs-Momente
bot die Geschichte nicht. Alles plätscherte bis zum großen
Showdown, bei dem sich die Ereignisse nur so überschlagen haben,
etwa dahin, so richtig geschockt wurde man von nichts.
Am Ende gibt ein Epilog Auskunft über
die Verhältnisse kurz nach Ende des Buches, hier wäre es vielleicht
sinnvoll und für den Leser interessanter gewesen, etwas weiter in
die Zukunft zu greifen.
Mein Fazit:
Kann nicht zu 100% an das Niveau des ersten Teils anknüpfen. Wieder etwas zu wenig Gefühl, schlechtes Verhältnis von Plot-getriebenen Passagen und Gedankenrede der Figuren, sowie einige Elemente der Handlung, die nur erwähnt und anschließend nicht noch einmal erwähnt werden, all das führt dazu, dass ich nur 3,5 bzw. gerundete vier von fünf Sternen vergeben kann.
Kann nicht zu 100% an das Niveau des ersten Teils anknüpfen. Wieder etwas zu wenig Gefühl, schlechtes Verhältnis von Plot-getriebenen Passagen und Gedankenrede der Figuren, sowie einige Elemente der Handlung, die nur erwähnt und anschließend nicht noch einmal erwähnt werden, all das führt dazu, dass ich nur 3,5 bzw. gerundete vier von fünf Sternen vergeben kann.
★★★★☆