Freitag, 19. Juli 2019

Rezension zu "Die Rache der Polly McClusky" (Jordan Harper)

Dies ist einer der ersten vorablesen-Gewinne gewesen, die ich damals relativ kurz nach meiner Anmeldung erhalten durfte. Auch schon wieder Ewigkeiten her mittlerweile.. 😂

"Es spielte keine Rolle, dass der Bär nicht echt war. Dafür war er wahr."
Polly McClusky war schon immer anders als die anderen Mädchen in ihrem Alter. Die anderen Mädchen hatten keinen Teddybären mehr dabei, wenn sie irgendwo hin gingen, Polly schon. Aber das macht nichts, denn für sie war es okay, anders zu sein. Als unverhofft ihr Vater Nate auftaucht, weiß sie, dass etwas nicht stimmt, denn ihr Vater sitzt eigentlich im Gefängnis. Entgegen ihrer Instinkte vertraut sie ihm und er nimmt sie mit auf einen Roadtrip der besonderen Art. Nate McClusky ist der Einzige, der seine Tochter jetzt noch beschützen kann, denn er hat sich im Knast gefährliche Feinde gemacht, die jetzt ihm und seiner Tochter nach dem Leben trachten.

Polly ist ein besonderes Mädchen. Trotz ihrer elf Jahre ist sie eigentlich zu alt für einen Teddy und das weiß sie auch. Dennoch fühlt sie sich gut mit ihm an ihrer Seite. Freunde hat sie keine, sie denkt aufgrund ihrer Hochbegabung einfach nicht so wie eine typische Elfjährige, was man im Buch immer wieder merkt. Sie zieht Schlüsse, die man von einem Kind in ihrem Alter nicht erwarten würde und macht im Laufe der Geschichte eine erstaunliche und teilweise etwas erschreckende Entwicklung durch. Am Anfang noch schüchtern gewinnt sie während der Flucht mit ihrem Vater eine Menge Selbstbewusstsein und hat oft eine sehr nüchterne und faszinierte Sicht auf die grausamen Morde und Überfälle, die ihr Vater verüben muss, um sie zu schützen.
Nate McClusky, gerade frisch aus dem Knast entlassen, steht nach einem Mord im Gefängnis auf der Abschussliste der Aryan Steel, einer Gang angeführt von Crazy Craig. Dieser hat einen Hinrichtungsbefehl gegen Nate, seine Ex-Frau Avis und seine Tochter Polly erlassen. Avis konnte er nicht schützen, aber für Polly würde er sterben, das schwor er sich. Er trainiert sein Kind, damit es sich schützen kann, und Polly entwickelt sich zu einer kleinen Version ihres Vaters. Die beiden machen einiges zusammen durch und im Laufe der Geschichte wächst das Band zwischen Vater und Tochter.

Ich muss sagen, die Art und Weise, wie das Buch geschrieben ist, hat ein bisschen was von dem Videospiel Grand Theft Auto. Die weißen Jungs gegen die schwarzen, verschiedene miteinander verfeindete Gangs, brutale Morde, korrupte Polizisten und mächtige Drogenbosse. Oft fließt Blut, aber obwohl ich eigentlich eher zartbesaitet bin, fand ich keinen Mord zu detailliert und keine Bluttat zu brutal beschrieben. Der "Ghettoslang" ist allgegenwärtig, selbst die kleine Polly nimmt sich irgendwann der groben Sprache und der Flüche an. An einigen Stellen war es mir teilweise ein "gottverdammt" zu viel, aber der Schreibstil ist definitiv der Geschichte angemessen, er lässt das Geschehene realistisch wirken.

Mein Fazit:
Die Flucht von Polly und Nate war sehr spannend zu lesen. Normalerweise lese ich ungern Bücher, in denen es so gewalttätig zugeht, aber dieses hat mich wirklich gepackt. Gerade die Wandlung die Polly durchgemacht hat, vom schüchternen Mädchen zur mutigen, kalten Mini-Killerin, erstaunte mich. Es ist zwar nur Fiktion, aber der Gedanke daran, dass ein kleines Mädchen von der Gewalt so fasziniert ist, lässt mich schaudern. Dennoch gefiel mir das Ende der Geschichte und ich würde das Buch jedem empfehlen, der auf der Suche nach einer Vater-Tochter-Geschichte der besonderen Art ist und schon immer die Gedanken eines "Mädchens von der Venus" verfolgen wollte. 

Fünf von fünf Sternen gibt es von mir.
★★★★★