Donnerstag, 19. August 2021

Rezension zu "Lügentochter" (Megan Cooley Peterson)

Bibliografische Daten zum Buch:
Titel: Lügentochter
Autor*in: Megan Cooley Peterson
Kategorie: Jugendbuch
Art: Hardcover
Altersempfehlung: ab 13 Jahren
Seiten: 320
Übersetzt von: Sandra Knuffinke, Jessika Komina
Ausstattung: mit Relieflack
Erscheinungsdatum: 19. Januar 2021
Format: 14,0 x 22,0 cm
ISBN: 978-3-7348-5051-6 
Preis (Print): 17,00€

Klappentext:

Piper ist in einer Sekte aufgewachsen, sie weiß es nur nicht. Deshalb stellt sie auch keine Fragen. Niemals. Denn ihr Vater ist für Piper ein Prophet, er hat immer recht. Bis er es eines Tages nicht mehr hat: Als die Regierung eine Razzia auf ihrer Anlage durchführt, wird Piper von ihren Geschwistern, von Mutter, den Tanten und von allen Anhängern Vaters getrennt – sogar von ihrem Schwarm Caspian. Nun lebt Piper in der Außenwelt. Unter IHNEN. Bei einer wildfremden Frau, die sie angeblich beschützen soll. Doch Piper weiß es besser. Und sie wird entkommen.
(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Magellan Verlag)
Ein Buch wie Lügentochter habe ich bisher noch nicht gelesen. Jeder hat bestimmt schon mal von den bekannteren Sekten gehört, aber sich damit auseinandergesetzt vielleicht noch nicht, vor allem nicht, wie sowas im Detail aufgebaut ist, wie es dort zugehen kann. Was für einer Gehirnwäsche und Abkapselung die Menschen ausgesetzt sind, wie sie manipuliert und belogen werden. Wie es in solchen Gemeinschaften tatsächlich ist.
 
Die Autorin schafft es, den Zwiespalt und die Gedanken von Piper für mein Empfinden authentisch darzustellen. Wie sie sich fühlen muss, nachdem sie aus ihrem gewohnten Umfeld gerissen wird, hätte ich nur erahnen können, dadurch, dass das Mädchen aus ihrer Ich-Perspektive erzählt, kann man aber direkt an ihrem Innenleben teilhaben. Es hat mir das Herz geblutet, wie sehr sie den Menschen misstraute, die ihnen nur helfen wollten, aber dadurch, dass das Buch in Kapitel „Davor“ und „Danach“ geteilt ist, hat man auch Einsicht in ihr Leben in der Sekte und kann nachvollziehen, wie stark ihr der Glaube an ihren Vater und seine Ideale eingetrichtert wurde.
 
Natürlich legt man nicht den Glauben an eine bestimmte Art von Leben ab, nur weil man ihm entrissen wird. Im Gegenteil, man hält umso stärker daran fest, wenn alles um einen herum unbekannt ist. Dennoch habe ich so sehr gehofft, dass irgendwann der Punkt kommt, an dem Piper ein Licht aufgeht und sie sich den geistigen Fesseln, die ihr auferlegt wurden, entreißen kann, wenn ich das mal so poetisch sagen darf. Dieser Konflikt in der Protagonistin war erschreckend realistisch dargestellt, man hat durch ihre Gedanken alles mitgefühlt. Ich hing geradezu an den Seiten und habe gespannt verfolgt, wie Piper ihre Vergangenheit mit ihrer Zukunft in Einklang bringt. Wer das Buch liest, wird verstehen, was ich mit dieser kryptischen Andeutung meine.
 
Ich war zeitweise echt geschockt, wie Piper in ihrem alten Zuhause, in der Sekte, behandelt wurde. Wie wenig fortschrittlich es dort zuging, wie heuchlerisch sie getäuscht wird. Die ganzen Verschwörungstheorien, die man manchmal vielleicht belächelt, traten hier zutage und vereinten sich im Glauben der Sekte. All das unter dem Hintergrund, dass die Schreibende ähnliches selbst erlebt hat, wie im Nachwort erwähnt wird, erklärt, warum Pipers Gefühle so bedrückend echt rüberkommen.
 
Mein Fazit:
Fesselnd, erschreckend realistisch, regt zum Nachdenken an. Ich habe spannende Lesestunden mit diesem Buch verbracht, mit der Protagonistin mitgefiebert und so sehr gehofft, dass sie aus dem gedanklichen Gefängnis der Sekte herausfindet. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!
⭐⭐⭐⭐⭐