Titel: Sanctuary - Flucht in die Freiheit
Autor*in: Paola Mendoza, Abby Sher
Klappentext:
Autor*in: Paola Mendoza, Abby Sher
Erscheinungstermin
Seitenzahl: 352
Größe: 136 mm
x
215 mm
ISBN: 978-3-551-58441-0
Lesealter: ab 14 Jahren
Preis: 15,00 €
USA, 2032: Alle Bürger*innen werden durch einen ID-Chip überwacht. Es ist beinahe unmöglich, undokumentiert zu leben, doch genau das tut die 16-jährige Vali. Nachdem sie aus Kolumbien geflohen ist, hat sich ihre Familie ein Leben in Vermont aufgebaut. Als jedoch der ID-Chip ihrer Mutter nicht mehr funktioniert und ihre Stadt nach Undokumentierten durchsucht wird, müssen sie fliehen. Das Ziel: Kalifornien, der einzige Bundesstaat, der sich der Kontrolle entzogen hat. Doch als Valis Mutter festgenommen wird, muss Vali allein mit ihrem Bruder weiter, quer durchs gesamte Land, bevor es zu spät ist.(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: Carlsen)
Sanctuary hat mich mitgenommen. Mich
deprimiert, mich aufgewühlt, mich wütend gemacht. Mich schockiert,
angeekelt, mir Unbehagen bereitet und mich zutiefst
niedergeschmettert. Aber mich zugleich auch aufgerüttelt,
aufmerksamer gemacht, sensibilisiert. Mir die Augen weiter geöffnet.
Im Vorfeld hatte ich tatsächlich eher
eine klassische Dystopie mit rebellischem Verlauf erwartet. Dass eine
unterdrückte Menge sich aufbäumt, kämpft, gewinnt. Doch man
bekommt etwas ganz anderes, etwas größeres, wichtigeres. Man
bekommt etwas erschreckend lebensnahes, authentisches, realistisches.
Und das hat mich beim Lesen schon so viel Energie gekostet, dass ich
mir auch nach dem Lesen immer noch nicht ausmalen kann, wie es die
Menschen in solchen Situationen wie denen, die Vali auf ihrer Reise
durchmachen musste, schaffen, nicht die Hoffnung und den Lebenswillen
verlieren.
Die Stimmung des Buches ist sehr
düster. Stellenweise wird es sogar etwas brutaler und expliziter,
womit ich für meinen Teil in dem Maße nicht gerechnet hatte. Ich
bin allerdings auch ein Weichkeks, was das angeht, für andere war es
vielleicht genau richtig oder gar noch zu wenig. Die ständige Flucht
und das andauernde Gefühl, jemanden im Nacken sitzen zu haben,
machten das Leseerlebnis nicht zu einem spaßig-unterhaltsamen,
sondern einem gehetzten, bedrückenden, aber zugleich auch
rasant-spannendem. Ich mochte das Buch gar nicht aus der Hand legen,
denn ich war trotz oder vielleicht gerade durch diese dunkle,
hektische Atmosphäre dermaßen an die Geschichte gefesselt, dass ich
mich kaum losreißen konnte.
Vali als Protagonistin wirkt jung und
alt zugleich. Dass sie noch ein Kind ist, kommt besonders anfangs
häufig durch, verliert sich allerdings im Verlauf des Buches immer
mehr. Sie wächst so enorm an den Situationen, die sie mit ihrem
Bruder durchmachen muss, es war gleichzeitig bewundernswert wie
traurig mit anzusehen. Wie sie es meistert, in Anbetracht der
Umstände im Blick zu behalten, was für sie und Ernie das Beste ist,
und trotzdem im Großen und Ganzen nicht die Nerven verliert, zeugt
von ungeheurer Stärke.
Der gesellschaftskritische,
aufrüttelnde Aspekt der Geschichte ist allgegenwärtig. Die
Autorinnen erläutern in einem Nachwort, was genau sie dazu bewegt
hat, dieses Buch zu schreiben. Sie machen mithilfe von Vali und ihrer
Flucht darauf aufmerksam, wie ausgeprägt die Privilegien der Weißen
sind, wollen aufklären und zeigen, wie es weitergehen kann, wenn
sich nichts ändert. Das erschreckende an der Geschichte war, wie
realitätsnah das Geschriebene tatsächlich wirkt, wie direkt es auf
das heutige Leben und die politischen Entwicklungen bezogen werden
kann. Gefühlt sind wir nicht so weit von den Verläufen des Buches
entfernt und das ist in höchstem Maße beunruhigend. Ich habe noch
lange über Vali nachgedacht und ich weiß, dass mir „Sanctuary“
auch weiterhin lebendig im Gedächtnis bleiben wird.
Mein Fazit:
Ein schockierendes und
wichtiges Buch, was allerdings nicht für Leser zu empfehlen ist, die
nach lockerer Unterhaltung und oberflächlichen Themen suchen. Hier
geht es in die Tiefe, es wird ernst, es wird aufrüttelnd. Wenn ihr
euch nicht belehren und aufklären lassen und stattdessen weiterhin
die Augen verschließen wollt, lasst die Finger von diesem Buch. Für
alle anderen spreche ich eine große Leseempfehlung aus!
Von mir gibt es 5 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐⭐⭐