Titel: You love me
Autor*in: Caroline Kepnes
Verlag: LYX
Autor*in: Caroline Kepnes
Verlag: LYX
Format: Paperback
Genre: Thriller
571 Seiten
Altersempfehlung: ab 16 Jahren
ISBN: 978-3-7363-1431-3
Ersterscheinung: 27.08.2021
Preis (Print): 14,90€
Klappentext:
Joe Goldberg hat zwei Dinge satt: Großstädte und die Liebe. Um beidem zu entfliehen, zieht er sich auf eine idyllische Insel im Pazifischen Nordwesten zurück. Hier kann er eins mit der Natur sein – und endlich wieder durchatmen. Doch als er einen Job in der örtlichen Bibliothek annimmt, trifft er sie: Mary Kay DiMarco. Fest entschlossen, die Fehler seiner Vergangenheit nicht zu wiederholen, versucht Joe, Mary Kay auf die altmodische Art zu erobern – und er kann nur für sie hoffen, dass sie auch bereit ist, sich erobern zu lassen …(Quelle Daten, Text & Cover inkl. Copyright: LYX/Bastei Lübbe)
Joe Goldberg ist ein durch und durch
kranker Typ. Wer die ersten zwei Bände gelesen und/oder die Serie
zur Reihe gesehen hat, kann das wahrscheinlich (hoffentlich!) nur
bestätigen, aber versteht vielleicht auch die Faszination, die er
beim Leser auslöst. Eben weil Joe so ein unberechenbarer und
gefährlicher Kerl ist, ist es mehr als spannend, in seinen
verdrehten Kopf hineinschauen, seine Gedankengänge verfolgen und
Teil seiner Geschichte sein zu können. Er hat irgendwas, was ihn
unter all den ekelhaften und psychopathischen Zügen beinahe
sympathisch macht, was den Leser dazu bringt, ihm zu wünschen, dass
er dieses Mal sein Glück findet. Auf ehrliche und anständige Art
und Weise.
Aber eben weil man die Vorgängerbände
kennt, weiß man eigentlich, dass das alles nur Wunschdenken bleiben
wird. Seien wir ehrlich, kann ein Typ wie Joe Goldberg sich überhaupt
ändern? Jemand, der so verdreht denkt und so fest in seiner eigenen
Logik und fehlerhaften Moral festgefahren ist, der wird wohl nie
richtig von falsch unterscheiden können. Aber ich wäre auch stark
überrascht gewesen, hätten wir nun einen komplett anderen Joe
präsentiert bekommen.
Was mir dieses Mal zunächst ein wenig
holprig vorkam, war die Schreibweise. Man kennt es zwar schon, dass
Joe seine Angebetete/sein Opfer direkt im Text mit „du“
adressiert, aber Band 2 ist bereits eine Weile her für mich, sodass
ich mich erst wieder eingewöhnen musste. Ich kam besonders am Anfang
nur quälend langsam voran, was mich extrem frustriert und auch immer
wieder die Lust an der Geschichte verdorben hat. Mit der Zeit wurde
es besser, und schließlich ist genau diese Schreibweise ja auch
eines der Dinge, die die Reihe besonders machen.
Zu sehen, wie Joe versucht auf
„normalem Wege“ eine Frau zu erobern, war zugegebenermaßen sehr
amüsant. Wie stolz er beispielsweise auf sich ist, nur weil er
jemanden nicht gestalked hat, und wie er Schlupflöcher findet, um es
trotzdem zu tun, wie er Fakten verdreht und überinterpretiert und
dabei dennoch denkt, er macht was anders als sonst immer, das war
alles zu 100% Joe. Schräg und krank, und dennoch spannend. Oder
gerade deshalb spannend.
Ich denke, ich verrate nicht zu viel,
wenn ich sage, dass ich fast etwas erleichtert war, den Mann im Laufe
der Zeit in alte Verhaltensmuster zurückfallen zu sehen.
Was mir allerdings negativ aufgefallen
ist, ist die Übersetzung. Teils haben einige Dinge übersetzt gar
keinen Sinn ergeben, meist Redewendungen oder Wortspiele, die auf
englisch zwar clever gewesen wären, wörtlich übersetzt aber
Schwachsinn sind. Oder anders herum gab es manche Ausdrücke, mit
denen ich so gar nichts anfangen konnte, die aus dem Original
übernommen wurden. Zudem wird häufig ein Grundverständnis
amerikanischer Läden oder Gewohnheiten vorausgesetzt, so
selbstverständlich wie mit denen umhergeworfen wird. An der Stelle
hätte man vielleicht in einem Halbsatz noch eine Erklärung einbauen
können hier und da, denn es ist in meinen Augen nicht der Sinn der
Sache, dass der Leser ständig googeln muss, worum es gerade geht.
Allerdings haben diese lückenhaften
Beschreibungen und unpassenden Ausdrücke auch irgendwie zu Joes
verworrenem Erzählstil gepasst, was nichts daran ändert, dass ich
es stellenweise etwas unverständlich fand.
Mein Fazit:
Für richtige Fans der Reihe wird
sicherlich auch Band 3 ein weiterer Volltreffer sein, für mich
jedoch gab es ein paar Ungereimtheiten. Joe wiederzusehen war
spannend und die Grundzüge der Geschichte konnten mich überzeugen.
Die Umsetzung des Ganzen allerdings schien mir dieses Mal nicht ganz
so ausgefeilt wie bei den Vorgängern und auch sprachlich gab es
Stolperfallen, wie ich schon angemerkt hatte vermutlich
übersetzungsbedingt. Insgesamt überwiegen aber erstaunlicherweise
trotz allem meine positiven Gedanken dem Buch gegenüber und so
vergebe ich 3,5 und gerundet dann 4 von 5 Sternen.
⭐⭐⭐,5