"Wisset, dass hinter der Tür
sowohl Rettung als auch Verderben auf euch warten."
Amelia und Jules könnten
unterschiedlicher nicht sein. Sie stammt aus Chicago und kämpft seit
Jahren ums überleben indem sie wie viele andere im chaotischen,
allmählich in sich zusammenfallenden Amerika plündert und raubt,
Jules hingegen ist als Sohn eines berühmten Wissenschaftlers in
Oxford aufgewachsen, hat im Gegensatz zu Amelia eine umfassende
schulische Laufbahn hinter sich und war stets gut behütet.
Das Einzige, was sie miteinander
verbindet, ist die Tatsache, dass sie sich beide auf einer Mission
auf dem Planeten Gaia befinden, und auch wenn sie grundverschiedene
Ziele haben, auf die Hilfe des anderen angewiesen sind. Im Laufe der
Zeit verschwimmen die Grenzen zwischen Zweckgemeinschaft und
Freundschaft, doch können sie einander tatsächlich trauen? Und
welche Geheimnisse werden sie auf ihrer Reise enthüllen?
Das erste, was mich bei diesem Buch
angesprochen hat, war das Cover. Es wirkt mystisch und die Menschen
scheinen in der Schwerelosigkeit zu schweben, was auch zu der
„Weltraummission“ passt, die im Klappentext schon beschrieben
ist. Mit den leuchtenden Farben definitiv ein Eye-Catcher, der mich
im Laden anlocken würde.
Abwechselnd wird die Geschichte aus
Amelias und Jules‘ Sicht erzählt, durch die Ich-Perspektive erhält
man einen Einblick in ihre Gefühle und Gedanken und kann sich sehr
gut in sie hinein versetzen. Mir wurden beide schnell sympathisch,
sowohl der nerdige „Wissenschaftsfreak“ als auch die
unerschrockene junge Diebin, denn beide wollen auf ihrer Mission im
Grunde nichts anderes, als ihren auf der Erde zurückgebliebenen
Liebsten zu helfen, und entwickeln dabei (für sie) unerwartete
Gefühle füreinander.
Geschrieben ist das Buch in einem
lockeren Stil, hier und da Umgangssprache und Slang, wie ein
16-/17-Jähriger junger Mensch reden würde, gespickt mit
beidseitigem Sarkasmus. Teilweise fiel es mir etwas schwer, die
Beschreibungen der Umgebung, vor allem der Tempel auf Gaia, in meinem
Kopf mit Bildern zu verknüpfen, aber ansonsten war das Buch sehr
leicht und flüssig zu lesen.
Amelia hatte es bisher nicht leicht im
Leben, sie musste hart kämpfen für das was sie hat und ist jetzt
auf Gaia, um ihrer kleinen Schwester zu helfen. Hinter
schlagfertigen, bissigen Kommentaren und, man kann schon fast sagen,
Erfahrung als Verbrecher, versteckt sie, dass sie nicht nur eine
toughe, sondern auch eine fürsorgliche Seite hat. Zudem steht sie
Jules in Sachen Intelligenz kaum in etwas nach und erweist sich im
Laufe ihrer Expedition als hilfreiche Stütze für ihn.
Jules wirkt am Anfang wie ein typische
Nerd, unbeholfen in der Wildnis eines fremden Planeten und mit einem
riesigen Vorrat an Equipment, der mehr Last ist als er Nutzen hat.
„Oxford“ steht ihm quasi auf der Stirn geschrieben, daher
entwickelt sich das auch zu seinem Spitznamen. Aber mit der Zeit wird
auch er sich der ernsten Lage, in der die beiden sich befinden,
bewusst und entwickelt sich zu einem ebensolchen zähen Genossen wie
Amelia. Seine Faszination für die Wissenschaft und Archäologie wird
gerade in den Tempeln Gaias besonders offensichtlich.
Dieses Buch war genau mein Fall. Eine
düstere Zukunft bedroht die Menschheit und die Suche nach einem
Ausweg beginnt, das alles gepaart mit einer sich langsam anbahnenden
Liebesgeschichte und die Dystopie ist perfekt. Gerade der Weltraum,
beziehungsweise ein fremder Planet als Schauplatz, der der Erde in
vielen Sachen gar nicht so unähnlich ist, hatte seinen Reiz für
mich. Die Beziehung zwischen Jules und Amelia hat sich im richtigen
Tempo entwickelt, es wurde zu keiner Zeit zu kitschig oder
unrealistisch meiner Meinung nach. Auch dass in diesem Fall mal der
Junge den schüchternen, belesenen Part und das Mädchen wiederum den
stürmischen, „gesetzwidrigen“ Teil in der Kombination
darstellt, finde ich interessant.
Es wird eigentlich nie langweilig in
der Geschichte, sondern bleibt konstant spannend durch viele
unerwartete kleine Wendungen und Geschehnisse, besonders am Ende
überschlagen sich die Ereignisse, sodass man sich schon denken kann,
dass es in diesem Teil zu keiner Auflösung mehr kommen wird, sondern
dies nur der erste Teil einer Reihe wird, in der Danksagung
bestätigen die Autorinnen dies.
Mein Fazit:
Ein faszinierendes Fantasy-Buch, klare
Kaufempfehlung!
Die Charaktere habe ich geliebt, der
Schauplatz war faszinierend und die Idee hinter der Story ist genial.
Das offene Ende verspricht einen zweiten Teil, den ich mir garantiert
zulegen werde.
Fünf von fünf Sternen!
★★★★★