Haaach... Herzschmerz und Gefühl pur!
„Und ich fange an zu verstehen, warum
sie innerlich so zerrissen ist, fange an, Leo zu sehen, wie sie ihn
sah – unmöglich, an ihn heranzureichen, sogar jetzt noch.“
Der herzkranke Jonny hat kaum noch
Hoffnung auf Genesung. Die Chancen, ein Spenderherz für ihn zu
finden, stehen sehr schlecht, bis die etwa gleichaltrige Nia ihren
Bruder bei einem Unfall verliert und das Herz des Toten Leo Jonny das
Leben rettet. Organspenden sind immer anonym, doch Jonny spürt, dass
das neue Herz erst zu ihm gehören wird, wenn er weiß, wer für ihn
gestorben ist. Er macht sich auf die Suche nach in Frage kommen den
Spendern und baut, um etwas über Leo zu erfahren, eine Freundschaft
zu Nia auf, die sich bald zu mehr entwickelt. Doch die Wahrheit über
sein Herz steht weiterhin zwischen ihnen.. wird er Nia den wahren
Grund anvertrauen, aus dem er sie kennenlernen wollte?
Die Geschichte wird abwechselnd aus der
Sicht von Nia und Jonny erzählt. Man erlebt Leos Unfall aus der
Ich-Perspektive durch Nia hautnah mit, und man erfährt auf der
anderen Seite, wie Jonnys Alltag im Krankenhaus, abhängig von
lebenserhaltenden Maschinen verläuft. Ab da nehmen die Geschehnisse
ihren Lauf, man ist durch die Erzählweise direkt dabei und kann die
Gedanken und Gefühle der beiden Protagonisten sehr gut
nachvollziehen.
Die Sprach ist einfach gehalten, wie
man es von 15-Jährigen Erzählern auch erwarten würde. Nia ist oft
mürrisch und genervt, besonders, wenn es um ihre Familie geht. Jonny
hingegen verhält sich wie der nette, schüchterne Junge von nebenan,
beide ergänzen sich gut. Das Buch liest sich sehr angenehm, leicht
und locker, sodass man es schnell durch hat.
Schon vor Leos Tod stand Nia, obwohl
sie als Zwillinge gleich alt sind, immer im Schatten ihres Bruders.
Sie fühlte sich stets weniger wert, weswegen das früher gute
Verhältnis zwischen den Geschwistern im Laufe der Jahre weiter und
weiter abkühlte und Nia auf Provokationen oder Annäherungen ihres
Bruders nur noch wütend oder abweisend reagierte. Auch von ihren
Eltern bekommt sie nicht die gewünschte Aufmerksamkeit und
Unterstützung, besonders nach Leos Tod, wo sie sie am meisten
gebraucht hätte, ist jeder mit sich selbst und seiner eigenen Trauer
beschäftigt und Nia fühlt sich im Stich gelassen. Der einzige Trost
ist Jonny, mit dem sie sich anfreundet, denn er sieht sie
unvoreingenommen, ohne Leo als Vergleich.
Jonny hat einen großen Teil seiner
Jugend schon im Krankenhaus verbracht, angewiesen auf eine Maschine,
die sein Herz unterstützt. Als er die Nachricht erhält, dass ein
Spender für ihn gefunden wurde, kann er es zunächst nicht fassen
und hat dann schließlich das Bedürfnis, aufzuklären, wem das Herz
einst gehörte und wer dieser Mensch war, was er für ein Leben
geführt hat. Nia ist für ihn zunächst nur ein Mittel zum Zweck, um
mehr über Leo herauszufinden, doch schon bald verliebt er sich in
sie, obwohl er ahnt, dass das kein gutes Ende nehmen kann.
Der herzensgute, freundliche Jonny, der
keine Fliege was zu Leide tut, und die grimmige Nia mit der harten
Schale sind wirklich ein gutes Team. Ihre Dialoge und die
Nachrichten, die sie sich schreiben, sind oft geprägt von trockenem
Humor, das liebe ich.
Dieses Buch war wirklich sehr
außergewöhnlich. Die Themen Organspende und Kindestod sind gewiss
nicht leicht zu einer Geschichte zu verarbeiten und erfordern einiges
an Recherche und vor allem auch Feingefühl. Mich hat das Schicksal
der Familien der beiden Hauptcharaktere sehr berührt und ich habe
tatsächlich mit ihnen gelitten. Als jemand, der bisher noch nie
einer solchen Trauer ausgesetzt war, wäre es für mich normalerweise
schwer nachzuvollziehen, doch ich finde, wie die Autorin hat das Leid
der Betroffenen rübergebracht hat, war glaubwürdig.
Die zarte Liebesgeschichte inmitten dem
Drama hat mein Herz zum Schmelzen gebracht. Zunächst hat Jonny sich
an Nias Art ganz schön die Zähne ausbeißen müssen, doch je näher
sie sich kamen, desto mehr taute Nia auf. Es war so schön
mitzuverfolgen, wie sich erst die Freundschaft und dann Liebe
entwickelte, mit allen Höhen und Tiefen.
Einige Wendungen hielten die Geschichte
spannend, besonders am Ende mochte ich das Buch gar nicht mehr aus
der Hand legen.
Mein Fazit:
Wenn ein Autor es schafft, mich zu
Tränen zu rühren, hat er mit seiner Geschichte alles richtig
gemacht. Einfach ergreifend und herzzerreißend, liebenswürdige
Charaktere und eine großartige Idee. Schnappt euch die Taschentücher
und begebt euch mit Nia und Jonny auf eine Reise gleichzeitig voller
Trauer und doch auch voller Hoffnung.
Eine klare Leseempfehlung von mir!
Fünf von fünf Sternen
★★★★★