Noch eine ältere Rezension aus dem August diesen Jahres, gespannt warte ich auf die Fortsetzung dieser Reihe!
„'Weißt du, sobald ihr
das siebzehnte Lebensjahr erreicht, ist es nur eine Frage der Zeit,
dass solche Dinge
passieren.'
'Wer ist ihr?', will ich
wissen.
'Wunschdenker wie du.'“
Um 2040 herum hat sich die
Erde bereits beträchtlich verändert. Technik gilt als verzichtbar,
ja sogar unerwünscht, das hat die MEO, eine weltweite Organisation
in Gange gebracht. Chris lebt währenddessen das Auf und Ab eines
normalen 17-Jährigen Teenagers, bis er feststellt, dass er besondere
Fähigkeiten hat, die nicht nur Vorteile mit sich bringen. Er gerät
zwischen die Fronten aus Hütern, die Leute wie ihn beschützen, und
Jägern, die seinesgleichen nach dem Leben trachten. Als er auch noch
in den Händen eines fanatischen Aktivisten landet, der Chris'
Besonderheit missbrauchen will, steht die Welt des Jungen endgültig
Kopf. Platz für Mädchen sollte er in seinen Gedanken bei dem
Durcheinander eigentlich nicht mehr haben.. oder doch?
Die Geschichte um Chris wird
abwechselnd aus seiner Ich-Perspektive in der Gegenwart im Jahr 2041
erzählt und aus der Sicht auf Andreas Autenburg ab 2026, wo man die
Anfänge von MEO miterlebt. Besonders, dass aus der Sicht von einem
Jungen erzählt wird, gefällt mir, das sehe ich persönlich ziemlich
selten und empfinde es jedes Mal als willkommene Abwechslung.
Der Schreibstil ist locker
und jugendlich, wenn Chris beschreibt, was passiert, und man kann
sich gut in seine Gedanken hineinversetzen und mit ihm mitfühlen. Es
wird häufig Slang und Umgangssprache benutzt, nicht nur von Chris
und seinen Freunden, sondern auch unter den Anhängern und
Handlangern von Andreas Autenburg.
Autenburg wirkt anfangs noch
wie ein engagierter junger Mann, der die Welt einfach ein bisschen
besser machen will. Im Laufe der Zeit entwickelt er sich jedoch zu
einem kalten, egoistischen, gewissenlosen Idealisten, der seine Ziele
um jeden Preis durchsetzen will und dafür große Opfer in Kauf
nimmt.
Chris trifft seine neue
Fähigkeit wie ein Schlag. Erst später wird ihm klar, dass sie, wenn
er nicht vorsichtig ist, auch eine akute Gefahr für ihn darstellt,
und er begibt sich auf die Flucht, begleitet von seiner besten
Freunden Jenna. Am Anfang mimt er noch den harten Kerl, doch im Laufe
des Buches wird er mit immer neuen Geheimnissen konfrontiert, die ihm
zunehmend zu schaffen machen und ihn in die Knie zwingen. Dazu kommt
noch seine Freundschaft zu Jenna, die sich zunehmend schwieriger
gestaltet, denn eigentlich ist er ja in eine andere verliebt..
Für meinen Geschmack waren
die meisten Charaktere gut ausgearbeitet. Andreas Autenberg
fasziniert mich am meisten, auch wenn er sozusagen der „Böse“
ist, Chris gibt sich zwar mutig, hat für einen so harten Typen
allerdings einen sehr schwachen Magen, wenn es mal brenzlig wird.
Jenna ist mir mit ihrem
vorlauten, frechen Mundwerk ebenfalls sympathisch, auch sie sich die
Angewohnheit, nach ihrer Ponysträhne zu pusten, definitiv abgewöhnen
sollte, wenn es sogar beim Lesen schon nervt.
Die Idee mit der
Organisation, die solch drastische Ziele verfolgt, habe ich so noch
nie gesehen. Natürlich gibt es in vielen Geschichten verrückte
Wissenschaftler, die Menschen mit Besonderheiten für ihre Zwecke
einspannen möchten, doch ein Ziel wie das von Andreas Autenburg, war
neu für mich. Es ist faszinierend, wie MEO die Welt verändert hat,
auch wenn ich das für unsere Zukunft für unwahrscheinlich halte.
Bei einigen der Technologien bin ich mir nicht sicher, ob man sie in
dem Maße tatsächlich bauen und einsetzen könnte, ich habe es
während des Lesens einfach hingenommen. Im Nachhinein fragt man sich
aber doch: „Ginge das tatsächlich oder ist das alles Fiktion?“
Die Liebesgeschichte spielt
zu Beginn keine nennenswerte Rolle und das gefällt mir tatsächlich
sehr gut. Es war nie kitschig, aber dass Chris später derart in
Probleme verstrickt, hätte ich nicht erwartet, vor allem da ich
seinen Charakter nicht mal für so begehrenswert halte.
Mein Fazit:
Faszinierende Idee einer
Panterra Nova – komplett neuen Welt. Die Charaktere konnten mich
nicht komplett überzeugen, doch die Technologie hat mich begeistert
und nachdenklich gemacht. Wie wird unsere Welt wohl in Zukunft
aussehen? Nun, hoffentlich nicht wie in diesem Roman, denn das könnte
uns in Schwierigkeiten bringen.
Vier von fünf Sternen
★★★★☆