Mal was anderes für mich, dieses Buch beschäftigte sich mit dem Gaming. Sowas sollte ich öfter lesen, meine liebsten Tätigkeiten vereint.. 😍🎮
„Moulders verzog leicht seinen Mund
und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte etwas in seinen Augen
auf. Was auch immer es war, es ließ mir einen kalten Schauer über
den Rücken laufen.“
Lory ist sozusagen eine Rarität. Von
der Vielzahl an Gamern, die sich im Netz tummeln, ist nämlich nur
ein kleiner Teil weiblich und ein noch kleinerer Teil weiblich,
talentiert und schafft es, Klicks mit ihren Spiele-Videos anzuhäufen,
ohne sich dafür ausziehen zu müssen.
Auf einer Gaming-Convention wird sie
überraschend vom größten Spielkonzern der Welt eingeladen, mit
einigen bekannten Top-Spielern ein Virtual-Reality-Game zu testen,
und zunächst scheint alles gut zu gehen. Nach und nach regen sich
allerdings Zweifel unter den fünf jungen Menschen und es offenbaren
sich Dinge, die nicht länger geheim gehalten werden dürfen. Doch
der Feind sitzt ihnen stetig im Nacken..
Die Geschichte wird von Lory, die sich
als Gamerin Lory-X nennt, aus der Ich-Perspektive erzählt, so wie
ich es am besten finde. Dadurch erfährt man alles über ihre
Gedanken und Gefühle und kann meiner Meinung nach viel besser in die
Geschichte eintauchen. Der Schreibstil ist jugendlich und modern, oft
umgangssprachlich, wie man es von einer 17-Jährigen Erzählerin
erwarten würde.
Es beginnt im Buch mit Kapitel 0 in der
Gegenwart, eine Szene die man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
einordnen kann, aber im späteren Verlauf noch einmal aufgegriffen
wird. Ab da erinnert Lory sich an die vergangenen Geschehnisse,
begonnen mit der Anreise zur Games-Con.
Lory ist die Hauptperson in diesem
Buch. Als Frau hat man es als professionelle Gamerin schwer, sich
gegen die Jungs zu behaupten, sind diese doch der Meinung, Mädchen
haben vor der Konsole oder dem PC nichts zu suchen und taugen als
Spieler nichts. Gegen diesen Ruf kämpft Lory verbissen und weiß
sich mit schlagfertigen, witzigen Kommentaren oft zu helfen. Sie ist
ein starker Charakter, dennoch lange nicht immun gegen den Charme des
anderen Geschlechts. Der gut aussehende Star-Gamer Tyler Thorn, einer
derjenigen, mit denen sie das VR-Spiel testen darf, hat es ihr sehr
bald angetan und sie wird nicht müde immer und immer wieder zu
betonen, wie gut er doch aussieht. Irgendwie ironisch, wenn man
bedenkt, dass sie sich zuvor darüber beklagt, dass Frauen nur auf
ihr Äußeres reduziert werden, anstatt nach ihrem Spiele-Talent über
sie zu urteilen.
Die restlichen Gamer bedienen auch alle
gewisse Klischees. Tyler ist der gut aussehende Bad-Boy mit dem
charmanten Grinsen und den frechen, anzüglichen Sprüchen,
Anastasia, eine temperamentvolle Russin, ist die sorgfältig
aufgedonnerte Zicke mit einem unerwarteten Talent fürs Hacken, Max,
der schüchterne, deutsche Nerd mit beeindruckendem Gedächtnis, ihr
männliches Gegenstück in Sachen Technik. Zuletzt noch Niko, ein
stiller Koreaner, der Kampfkünste beherrscht, von denen andere nur
träumen können. Eine nette, gut erdachte Truppe, wenn auch nicht
allzu ungewöhnlich für ein solches Buch.
Das ganze Virtual-Reality Thema war für
mich in dem Maße, wie es hier auftritt, nur schwer greifbar. Ob es
Möglichkeiten wie die im Buch dargestellten teilweise tatsächlich
gibt, oder irgendwann geben wird, kann ich nicht sagen, aber
jedenfalls finde ich sie ziemlich beängstigend. Was mich ebenfalls
erstaunt, ist, dass die Jugendlichen, die sonst eigentlich nur vor
flackernden Bildschirmen sitzen und mit virtuellen Waffen hantieren,
auf einmal auch praktische Kampferfahrung vom feinsten präsentieren.
Am Ende, als die Grenzen zwischen
Realität und Spiel zunehmend verschwimmen, fehlte mir leider etwas
die Vorstellungskraft. Einige Vorgänge erschlossen sich mir nicht
und ich habe oft überlegt, wie dies oder das nun funktioniert haben
soll. Aber wenn man die Dinge nicht zu sehr hinterfragt, ist dieses
Buch wirklich ein erstaunlicher Sci-Fi-Roman. Es war durchgehend
spannend und ich mochte meinen Reader gar nicht beiseite legen.
Mein Fazit:
Trotz einiger genannter Schwachstellen
ist „Lory-X“ ein wirklich interessantes Buch. Über Videospiele
zu schreiben finde ich eine großartige Idee, vor allem da ich selbst
gern ab und zu mal zocke. Für computerbegeisterte Mädels definitiv
lesenswert.
Vier von fünf Sternen
★★★★☆