Donnerstag, 15. November 2018

Rezension zu "Lory-X" (V. T. Melbow)


Mal was anderes für mich, dieses Buch beschäftigte sich mit dem Gaming. Sowas sollte ich öfter lesen, meine liebsten Tätigkeiten vereint.. 😍🎮

„Moulders verzog leicht seinen Mund und für den Bruchteil einer Sekunde flackerte etwas in seinen Augen auf. Was auch immer es war, es ließ mir einen kalten Schauer über den Rücken laufen.“

Lory ist sozusagen eine Rarität. Von der Vielzahl an Gamern, die sich im Netz tummeln, ist nämlich nur ein kleiner Teil weiblich und ein noch kleinerer Teil weiblich, talentiert und schafft es, Klicks mit ihren Spiele-Videos anzuhäufen, ohne sich dafür ausziehen zu müssen.
Auf einer Gaming-Convention wird sie überraschend vom größten Spielkonzern der Welt eingeladen, mit einigen bekannten Top-Spielern ein Virtual-Reality-Game zu testen, und zunächst scheint alles gut zu gehen. Nach und nach regen sich allerdings Zweifel unter den fünf jungen Menschen und es offenbaren sich Dinge, die nicht länger geheim gehalten werden dürfen. Doch der Feind sitzt ihnen stetig im Nacken..

Die Geschichte wird von Lory, die sich als Gamerin Lory-X nennt, aus der Ich-Perspektive erzählt, so wie ich es am besten finde. Dadurch erfährt man alles über ihre Gedanken und Gefühle und kann meiner Meinung nach viel besser in die Geschichte eintauchen. Der Schreibstil ist jugendlich und modern, oft umgangssprachlich, wie man es von einer 17-Jährigen Erzählerin erwarten würde.
Es beginnt im Buch mit Kapitel 0 in der Gegenwart, eine Szene die man zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht einordnen kann, aber im späteren Verlauf noch einmal aufgegriffen wird. Ab da erinnert Lory sich an die vergangenen Geschehnisse, begonnen mit der Anreise zur Games-Con.

Lory ist die Hauptperson in diesem Buch. Als Frau hat man es als professionelle Gamerin schwer, sich gegen die Jungs zu behaupten, sind diese doch der Meinung, Mädchen haben vor der Konsole oder dem PC nichts zu suchen und taugen als Spieler nichts. Gegen diesen Ruf kämpft Lory verbissen und weiß sich mit schlagfertigen, witzigen Kommentaren oft zu helfen. Sie ist ein starker Charakter, dennoch lange nicht immun gegen den Charme des anderen Geschlechts. Der gut aussehende Star-Gamer Tyler Thorn, einer derjenigen, mit denen sie das VR-Spiel testen darf, hat es ihr sehr bald angetan und sie wird nicht müde immer und immer wieder zu betonen, wie gut er doch aussieht. Irgendwie ironisch, wenn man bedenkt, dass sie sich zuvor darüber beklagt, dass Frauen nur auf ihr Äußeres reduziert werden, anstatt nach ihrem Spiele-Talent über sie zu urteilen.
Die restlichen Gamer bedienen auch alle gewisse Klischees. Tyler ist der gut aussehende Bad-Boy mit dem charmanten Grinsen und den frechen, anzüglichen Sprüchen, Anastasia, eine temperamentvolle Russin, ist die sorgfältig aufgedonnerte Zicke mit einem unerwarteten Talent fürs Hacken, Max, der schüchterne, deutsche Nerd mit beeindruckendem Gedächtnis, ihr männliches Gegenstück in Sachen Technik. Zuletzt noch Niko, ein stiller Koreaner, der Kampfkünste beherrscht, von denen andere nur träumen können. Eine nette, gut erdachte Truppe, wenn auch nicht allzu ungewöhnlich für ein solches Buch.

Das ganze Virtual-Reality Thema war für mich in dem Maße, wie es hier auftritt, nur schwer greifbar. Ob es Möglichkeiten wie die im Buch dargestellten teilweise tatsächlich gibt, oder irgendwann geben wird, kann ich nicht sagen, aber jedenfalls finde ich sie ziemlich beängstigend. Was mich ebenfalls erstaunt, ist, dass die Jugendlichen, die sonst eigentlich nur vor flackernden Bildschirmen sitzen und mit virtuellen Waffen hantieren, auf einmal auch praktische Kampferfahrung vom feinsten präsentieren.
Am Ende, als die Grenzen zwischen Realität und Spiel zunehmend verschwimmen, fehlte mir leider etwas die Vorstellungskraft. Einige Vorgänge erschlossen sich mir nicht und ich habe oft überlegt, wie dies oder das nun funktioniert haben soll. Aber wenn man die Dinge nicht zu sehr hinterfragt, ist dieses Buch wirklich ein erstaunlicher Sci-Fi-Roman. Es war durchgehend spannend und ich mochte meinen Reader gar nicht beiseite legen.

Mein Fazit:
Trotz einiger genannter Schwachstellen ist „Lory-X“ ein wirklich interessantes Buch. Über Videospiele zu schreiben finde ich eine großartige Idee, vor allem da ich selbst gern ab und zu mal zocke. Für computerbegeisterte Mädels definitiv lesenswert. 

Vier von fünf Sternen
★★★★☆