„Hinter den Wäldern
mein Kind,
liegt das Glück ganz
bestimmt.
Sorge dich nicht,
schlafe ein,
wirst in Träumen dort
sein.
Friedliches,
friedliches,
friedliches Land.“
In der Zukunft sieht es in
der Welt nicht mehr so aus wie früher. Es gab einen „Vorfall“,
eine Naturkatastrophe, die das Leben aller verändert hat. Die Leute
leben entweder unter dem strengen Regiment der neuen Regierung oder
in Clans auf dem Land, doch es gilt überall: Männer sind wertvoller
als Frauen und werden stets bevorzugt behandelt.
Die 18-Jährige Lore hat
sich mit ihrem Dasein im Schatten ihres jüngeren Bruders abgefunden,
denn sie hat es nicht unbedingt schlecht gehabt bisher. Vor allem
Jul, ihr heimlicher Freund, ist ihre größte Motivation, bis zu dem
Tag, als sie von einem gemeinsamen Treffen zurückkehrt und ihre
Familie im Chaos vorfindet. Ihr Bruder Jame hat den Anführer eines
benachbarten Clans getötet und muss in Sicherheit gebracht werden,
Lore bekommt von ihrer Großmutter den Auftrag, mit ihrem Bruder ins
„gelobte Land“ zu fliehen, einen sagenumwobenen Ort, von dem
niemand weiß, ob und wo er existiert.
Jame und Lore müssen alles
zurücklassen, und das nur für einen eventuellen Mythos. Werden sie
ihr Ziel erreichen, wird sich ihre Mühe am Ende auszahlen?
Das Cover des Buches ist
eher unscheinbar. Man sieht den Titel und einen Baum, das war's auch
schon, aber das muss nicht unbedingt schlecht sein. Weniger ist
manchmal mehr, auch wenn ich finde, dass man in diesem Fall
vielleicht etwas mehr hätte daraus machen können. Es sieht nicht
unbedingt aus die das Cover einer typischen Dystopie, und hätte mich
auf den ersten Blick nicht angelockt, sondern wenn dann erst auf den
zweiten oder dritten.
Die Story erzählt Lore aus
ihrer Ich-Perspektive, und zwischen den normalen Kapiteln gibt es
immer wieder Rückblenden, in denen sie sich an die gemeinsamen
Anfänge mit Jul erinnert. Man konnte all ihre Gedanken und Gefühle
sehr gut nachvollziehen und sie wirkten immer authentisch.
Der Schreibstil ist nicht
kompliziert und relativ einfach gehalten, in der typisch jugendlichen
Sprache passend zur Protagonistin. Das Buch lässt sich sehr leicht
lesen, ich persönlich war von der Geschichte gefesselt und habe gar
nicht gemerkt, wie die Seiten an mir vorbeigeflogen sind, besonders
im letzten Drittel war ich vom Gefühl her eins mit der Geschichte,
weil es so spannend war.
Lore ist als Tochter von
Bauern harte Arbeit gewöhnt. Da sie ein Mädchen ist, werden sie und
ihre Schwestern weder geschont noch geschätzt, anders als ihr Bruder
Jame, das Herzblatt ihrer Mutter Lida. Doch Lore hat ein persönliches
Licht am Ende des Tunnels: ihren Freund Jul. Bis sie volljährig ist,
muss ihre Beziehung geheim bleiben, denn vorher sind Annäherungen an
Mädchen für alle Männer strafbar, doch der Plan einer gemeinsamem
Zukunft wird durch die Flucht mit Jame von jetzt auf gleich zerstört.
Während sie sich durch die Natur vermeintlich in Richtung gelobtes
Land kämpfen, beweist nicht nur Lore eine bemerkenswerte Stärke,
sondern auch ihr Bruder Jame wird härter und tougher. Ihre
geschwisterliche Beziehung wird enger und es ist wunderschön
mitzuerleben, wie sich gegenseitig stützen. Die Liebe, die in den
meisten Dystopien im Vordergrund steht, ist in diesem Buch eher
Nebensache, was wirklich ungewöhnlich ist, dafür sind die beiden
Geschwister ein absolutes Traumteam.
Dieses Buch hat mich an sehr
vielen Stellen an die Trilogie Gebannt/Getrieben/Geborgen von
Veronica Rossi erinnert, wo es ebenfalls darum geht, einen sicheren
Ort, um den sich die Geschichten ranken, zu finden. Völlig neu war
diese Idee also nicht und da die eben genannte Trilogie zu meinen
Lieblingsbüchern zählt, ist es schwer für „Gelobtes Land“,
dieses Level zu erreichen. Dennoch hatte ich Spaß bei der Lektüre
dieses Buches und es ging mit einigen Passagen dazwischen, die sich
leicht gezogen haben, von einer spannenden Situation in die nächste.
Was ich mir gewünscht hätte, wäre etwas mehr Information zu den
Zuständen der Erde, wie sie im Klappentext schon angedeutet werden.
Mein Fazit:
Ein gut gelungener Auftakt
zu einer Trilogie, mal was anderes als die üblichen Dystopien, wenn
auch nicht komplett neu für mich. Etwas mehr Hintergrundinfo wäre
schön gewesen, doch die Bruder-Schwester-Beziehung im Fokus des
Buches hat vieles wieder wett gemacht.
Ich freue mich schon auf den
nächsten Teil und bin gespannt, wie es mit Lore, Jame und ihren
Begleitern weiter geht.
Vier von fünf Sternen
★★★★☆