Sonntag, 18. November 2018

Rezension zu "Gus - Für immer mit dir" (Kim Holden)

Ungewöhnlich, aber es kommt dennoch ab und an vor: Die Fortsetzung eines ziemlich miesen ersten Teils kann mich überzeugen. Genau das war hier der Fall!

„Wie kehrst du wieder zu dem zurück, was du vorher gemacht hast, wenn die Hälfte von dir für immer fort ist?“

Gus ist am Boden. Er hat seine beste Freundin, seine andere Hälfte, seine Seelenverwandte und einzige Liebe Kate „Bright Side“ Sedgwick an den Krebs verloren. Seitdem ist er nicht mehr er selbst und flüchtet sich in Alkohol und Drogen, um im Alltag während der Tour mit seiner Band zu funktionieren. Dinge, für die er früher geliebt hat, lassen ihn heute kalt und er steuert sein Leben langsam aber sicher auf einen Abgrund zu. Wird er sich wieder fangen und seine Trauer überwinden? Und das wichtigste: Wird er je wieder eine andere lieben können?

Das Buch ist anfangs noch aus der Sicht von Gus geschrieben, später dann wechselt seine Perspektive sich mit der von Scout, seiner Assistentin, ab. Zwischen den beiden entwickelt sich langsam aber sicher eine zarte Romanze, doch der Weg zum Glück ist für sie beide steinig, denn jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen.
Wie schon beim Vorgänger-Buch „Bright Side“ ist die Sprache in diesem Teil geprägt vom Slang der jungen Leute, jedoch nicht zu übertrieben, was das Ganze sehr authentisch wirken lässt. Ich konnte mich in die Sichtweisen beider Protagonisten sehr gut hineinversetzen und habe stets mit ihnen mitgefiebert und ihre Gefühle nachempfinden können.

Gus fällt nach Kates Tod in ein tiefes Loch. Er ist traurig und wütend und seine Emotionen ließen mich als Leser auch nicht kalt, ich habe mit ihm gelitten. Irgendwie muss er es aus diesem Loch wieder herausschaffen, denn er hat auch berufliche Verpflichtungen, denen er nachkommen muss. Seine Band verlässt sich auf ihn, und auch seine Familie will er nicht enttäuschen.
Auch Scout hat es nicht leicht. Sie verbirgt sich am liebsten vor allen Menschen, macht sich sozusagen unsichtbar und hasst es, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ihr Äußeres ist die Wurzel ihrer Unsicherheiten, und sie ist Männern gegenüber höchst misstrauisch. Anfangs ist Gus für sie nur ein Rockstar wie alle anderen, der auf Partys, Alkohol, Geld und Frauen aus ist. Doch je besser die beiden sich kennenlernen, desto klarer wird ihnen, dass sie sich mit ihren gegenseitigen Eindrücken voneinander geirrt haben und Stück für Stück fallen ihre Mauern..
Ich liebe beide Hauptcharaktere abgöttisch. Gus war mir schon im ersten Teil sehr sympathisch und Scout passt perfekt zu ihm. Sie sind ein Dream Team, auch wenn ihnen das natürlich erst bewusst werden muss.

Die Liebesgeschichte entwickelt sich für meinen Geschmack genau im richtigen Tempo. Keiner überstürzt etwas und das lässt es realistisch wirken. Im Gegensatz zum ersten Teil ist dieser Folgeband nicht zu schicksalsüberladen, sondern hat ein händelbares Maß an trauriger Dramatik und Liebesromanklischees.
Auch dass viele Charaktere aus „Bright Side“ wieder auftauchen, hat mich sehr gefreut, da alle mit so viel Liebe gestaltet wurden. Für alle Neu-Leser würde ich deshalb empfehlen, die Bücher in der richtigen Reihenfolge zu lesen, das trägt enorm zum besseren Verständnis dieses Teils bei.

Mein Fazit:
Eine definitiv lesenswerte Fortsetzung! Nachdem mir der erste Teil nicht sonderlich gefiel, ist dieser Folgeroman eine unglaublich positive Überraschung. Authentische, liebevoll gestaltete Figuren, traumhafte Schauplätze und eine berührende Geschichte, die ich jederzeit ohne zu zögern weiterempfehlen würde.

Fünf von fünf Sternen
★★★★★