Freitag, 16. November 2018

Rezension zu "Alles, was wir verloren haben" (Valerie Geary)

So Leute, es wird spooky! Glaubt ihr an außerirdisches Leben? Wenn nicht, ändert dieses Buch entweder eure Meinung oder bestärkt euch nur in eurem Glauben, ich jedenfalls halte die grünen Männchen so lange für Unsinn bis zu dem Tag, an dem ich persönlich von ihnen entführt werde. 😏👽

„Es gab so viele Sackgassen im Leben, so viele falsche Schritte, die man versehentlich tun konnte, so viele Abwege, und das alles und noch viel mehr lähmte sie.“

Zehn Jahre ist es nun her, dass Nolan Durant, der Bruder von Lucy verschwunden ist. Die Gründe sind unklar, es gibt jedoch mehrere Möglichkeiten. Entweder lief er freiwillig weg, er wurde Opfer eines Verbrechens oder... er wurde von Außerirdischen entführt. Schon Jahre bevor Nolan verschwand, entfremdete er sich immer weiter von seiner Familie und verstrickte sich in Verschwörungstheorien, war wie besessen von Ufos und außerirdischen Lebensformen. Er war in der Schule als Freak verschrien und hatte kaum Freunde, man nahm in kaum irgendwo ernst.
Lucy, mittlerweile 24 Jahre alt, hat nach all der Zeit immer noch nicht mit Nolans Verschwinden abschließen können und tritt den Weg zurück in ihre Heimat und somit zum Ort des Geschehens an, um sich auf die Suche nach Spuren und Antworten zu machen. War es ein Unfall, ein Verbrechen oder gibt es doch mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als man glauben mag?

Der Klappentext des Buches erschien mir gleichzeitig spannend und sonderbar. Ich war mir nicht sicher, inwiefern die Außerirdischen thematisiert werden würden, ob das Buch einen Fantasy-Touch haben, die Aliens als echt erklärt und eine Rolle der Geschichte spielen würden oder ob sich lediglich Nolans Besessenheit und Paranoia damit beschäftigen.
Das Cover zeigt den Mond oder einen anderen hellen Planeten oder Stern am Nachthimmel und die Schatten einiger Personen, umgeben von kleinen hellen Sprenkeln, vermutlich weiter entfernten Sternen. Ich finde es ziemlich hübsch und in Kombination mit dem erst einmal interessant klingenden Inhaltstext wurde ich neugierig und wollte es gern lesen.

Erzählt wird in zwei Perspektiven, einmal in der Vergangenheit aus der Sicht auf Nolan und in der Gegenwart aus der Sicht von Lucy, zehn Jahre nach dem Verschwinden ihres Bruders. Der Erzählstil gefiel mir allerdings nicht besonders, die Personen waren mir teilweise zu oberflächlich beschrieben und ich konnte weder zu Nolan noch zu Lucy eine richtige Beziehung aufbauen.
Gepackt wurde ich auch nicht richtig, an vielen Stellen wurde es etwas langweilig und ich hatte Mühe am Ball zu bleiben. Die Leselust hatte mich nicht im Griff wie sonst, aber dennoch ließ sich das Buch relativ leicht runterlesen, auch wenn es nicht so viel Spaß gemacht hat, wie erhofft.

Lucy war seit jeher der Meinung, Nolans Verschwinden ließe sich rational erklären. Sie glaubte nicht an seine Alien-Geschichten mit denen er sie in der Schule vor allen anderen bloßstellte und schämte sich für ihren großen Bruder. Ihr einst so gutes Verhältnis wurde durch seine Besessenheit zerstört und Nolan machte es sich mit einigen Gleichgesinnten zur Aufgabe, die Ungläubigen davon zu überzeugen, dass Sie (die Außerirdischen) unter ihnen seien. Doch nach all der Zeit spürt Lucy immer noch den Verlust ihres Bruders und will den Fall aufklären und es war interessant zu sehen, wie immer mehr Details zu der Nacht ans Licht kamen.
Nolans Entwicklung jedoch war wesentlich spannender. Als kleiner Junge hat er noch die Sterne beobachtet und sich mit der Zeit in etwas hineingesteigert, was man schon als krankhafte Paranoia bezeichnen kann. Seine gedankliche Radikalisierung mitzuerleben war schon extrem, am Ende war ich regelrecht geschockt, dass ein Mensch ernsthaft solche Gedanken und Wahnvorstellungen als real erleben kann.

Leider war das Ende nicht wirklich das, was ich erwartet habe. Man wird als Leser mehr oder weniger im Regen stehengelassen, wirklich sehr unbefriedigend, da hatte ich mir mehr erhofft. Die gesamte Alien-Thematik war auch nicht wirklich meins, dafür fand ich die Ansichten der Gläubigen viel zu frustrierend, für mich ist das alles Humbug. Wäre für das Buch vorausgesetzt worden, dass Aliens existieren, wäre meine Meinung da sicher auch wohlwollender ausgefallen, aber dann fiele das Buch auch vermutlich eher in die Kategorie Sci-Fi und nicht Belletristik.

Mein Fazit:
Einerseits interessant und spannend, an anderen Stellen jedoch leider auch etwas langatmig und thematisch anstregend. Eine Verbindung zu den Charakteren konnte ich zwar nicht aufbauen, aber Nolans Wandel war faszinierend mitanzusehen. Wäre das Ende nicht so nichtssagend ausgefallen, gäbe es vielleicht auch mehr Sterne.

Drei von fünf Sternen
★★★☆☆✨

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